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Marcus Weidner

Stein - seine Denkmäler

 
 
 
  

Donaustauf



Büste des Freiherrn vom Stein in der Walhalla, 1842

 
 
 
 
Auftraggeber border= 
König Ludwig I. von Bayern (1786-1868, reg. 1825-1848) 
Einweihung border= 
1825, Rom 
Entwurf / Herstellung border= 
Johann Leeb (Memmingen 01.09.1790 - München 05.07.1863), Bildhauer. 1805-1809 Steinmetzlehrling in Lindau; 1809-1811 in Winterthur, Lausanne und Genf; 1812/1813, 1814 nach Paris an die Académie des quatres nations; 1816 nach München; 1817-1819, 1820-1826 Stipendien in Rom, Mitarbeit beim dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844); 1826 Rückkehr nach München, hier v. a. Arbeiten für den bayerischen König Ludwig I. 
Material border= 
Carrara-Marmor 
Aufstellungsort/e border= 
1842 - : Ruhmes- und Ehrenhalle Walhalla, Walhalla-Str. 48, 93093 Donaustauf 
Luftaufnahme border= 
Google Maps 
Information border= 
Büste auf Bord in der Walhalla, signiert auf der linken Seite: "verfertiget in Rom im Jahre 1825 von Johannes Leeb"; auf der Basis der Vorderseite nach Vorgaben des Königs bezeichnet: "H. F. CARL FHR. VOM STEIN // DER TEUTSCHEN BEFREYUNG // GRUNDSTEIN", H. 63,0 cm, B. 36,8 cm, T. 25,6 cm.

Das im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. in den Jahren 1830-1842 nach Entwürfen von Leo von Klenze (1784-1864) auf dem Bräuberg in Donaustauf bei Regensburg errichtete Gruppendenkmal Walhalla war als Erinnerungsstätte für bedeutende Deutsche oder Persönlichkeiten, die mit der Geschichte Deutschlands verbunden waren, konzipiert. Im klassizistischen Stil in Form eines griechischen Tempels erbaut, der das Tempelschema des Athener Parthenon zitiert, wurde sie auf Anregung von Johannes von Müller (1752-1809) mit dem aus der nordischen Mythologie entlehnten Begriff "Walhall", dem Aufenthaltsort der in der Schlacht Gefallenen ("Totenhalle"), bezeichnet. Die Walhalla steht in der Tradition deutscher Nationaldenkmäler und erinnert heute an fast 200 Personen und Gruppen. Testamentarisch fiel sie an den Deutschen Bund und nach dessen Auflösung an das Königreich Bayern (1869); über Neuaufnahmen entscheidet heute der Bayerische Ministerrat.[1]

Bereits als Kronprinz, während eines Aufenthalts im französisch besetzen Berlin, hatte Ludwig I. in den Tagen "von Teutschlands tiefster Schmach" (1807) den Plan gefasst, die Bildnisse der "rühmlich ausgezeichneten Teutschen" in einem "Freudenhimmel", der die germanischen Helden nach ihrem Kriegstod erwartet, zu vereinen. Schon bald ließ er erste Büsten anfertigen. 1820 habe Stein Ludwig während seines Rom-Aufenthalts kennengelernt - so der Stein-Biograf Georg Heinrich Pertz (1795-1876) - und sich häufig mit ihm getroffen; beide verband ihr Interesse für Geschichte und Kunst. Auf Bitten Ludwig saß Stein dem Künstler Johann Nepomuk Haller (1792-1826) - Pertz benennt diesen fälschlicherweise als "Schaller"- Modell für eine Gipsbüste (heute verloren), die dem Kronprinzen aber nicht gefallen habe, sodass Nachbesserungen durch den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) vorgenommen worden wären. Kurz vor Hallers Tod wurde von Prof. Meyer aus München eine Marmor-Version hergestellt, die jedoch nicht Eingang in die Walhalla fand, sondern von Ludwig 1825 Steins Tochter Henriette geschenkt wurde (heute in Cappenberg).[2]

Für die Walhalla wurde jedoch eine andere, verbesserte Marmorbüste des Bildhauers Johannes Leeb verwendet, die sich aber an Hallers, wohl nicht von Thorvaldsen nachgebesserter Version - so Appuhn - orientierte. Sie wurde in der Walhalla auf der linken Seite, in der untersten Reihe (3. Abteilung, Westseite, Nr. 54), platziert, neben dem russischen Feldmarschall Graf Diebitsch-Sabalkanski, (1785-1831) und August Graf Neidhardt von Gneisenau (1760-1831). Die Aufstellung folgte bis zur Eröffnung dem formalen Prinzip des Sterbejahrs, d. h. aus der Aufstellung der Stein-Büste ist erkennbar, dass diese zu jenen 96 Kunstwerken gehörte, die sich bereits am Eröffnungstag, dem 18.10.1842 - zugleich 29. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig -, in der Walhalla befanden.[3]

Steins Weggefährten wie Gebhard Leberecht von Blücher (1747-1819), Gneisenau, Gerhard von Scharnhorst (1755-1813) oder Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) fanden ebenso ihren Platz in Donaustauf wie sein ehemaliger Dienstherr, König Friedrich II. (1712-1786, reg. ab 1740). Besonders Stein und die preußischen Militärs verkörperten wie keine anderen die Grundintention der Walhalla als Kontrapunkt der napoleonischen Herrschaft über Deutschland. Wenngleich Ludwig die Auswahl der darzustellenden Personen und die Formulierung der Beschriftung persönlich vornahm, so holte er doch Expertise von "Fachkundigen", und hier besonderes von Johannes von Müller, ein. Auf eine Bitte Ludwigs vom 13.01.1823 lieferte auch Stein eine Liste mit Namen bedeutender "Deutscher" des Mittelalters und fertigte noch im selben Jahr in Frankfurt am Main seine  Autobiografie an. Sie war zwar ausschließlich für Ludwig bestimmt, aber angesichts der Walhalla-Pläne sicherlich von Stein als eine Untermauerung seiner Ruhmeswürdigkeit angelegt. [4]

In seiner Schrift "Walhalla's Genossen" von 1842 würdigte und charakterisierte König Ludwig Stein folgendermaßen:
"Des uralten Geschlechtes der Steine, Nassau's Burgmannen, war Heinrich Friedrich Karl. In früher Jugend bereits offenbar sein selbstständiger, entschiedener Wille. Ihm folgend, wider der Seinigen Wunsch, trat er in Preussischen Dienst. (Zu Preussen zog es ihn immer); gelangte von Stufe zu Stufe an die Spitze der Westphälischen Regierung, ward Minister der Finanzen und des Handels, aber nach drey Jahren, im Frühlinge nach dem verhängnißvollen 1806ten., nahm er seinen Abschied; doch nach wenig Monaten berief ihn der König zur Leitung des Innern. Sollte Preussen wieder sich erheben, werden was es war, so müßte es eine neue Bahn betreten, so müßten die hemmenden Fesseln gelöset werden, seine Ueberzeugung; er handelte darnach. Der Allsiegende, Napoleon, fürchtete ihn, erzwang seine Entlassung, belegte seine Güter mit Beschlag, ächtete ihn. Nur ein Jahr hatte er wirken können, es war hinreichend. Preussen hat seine Wiedergeburt vorzüglich Stein' en und Scharrnhorst'en zu verdanken. Er wandte sich nach Böhmen, blieb daselbst, bis Rußlands Alexander im Entscheidungs-Jahre, dem 1812ten., als Rathgeber ihn berief. Stein ist der Befreyung Teutschlands Grundstein. Er wurde das Haupt der Central-Verwaltung des entjochten teutschen Gebietes, Preussischer Staatsminister wieder. Vermitteln, halbe Maßregeln, seine Sache nicht, wollte entschieden, wie sein Charakter, durchgreifen, nicht schonend verfahren gegen die mit Teutschlands Feind es haltenden teutschen Fürsten. Wenn es ihm nachgegangen, kein teutsches Land wäre Frankreich geblieben und anders ausgefallen der Wiener Congreß, mit welchem seine politische Laufbahn endigte. Von nun an lehnte er alle Stellen ab, weil freyes Bewegen nach seinem Sinne nicht gestattet; doch auch zurückgezogen wirkt ein Mann, wie er. Umwege seinem Wesen fremd, gerade auf's Ziel, barsch in Wort und That, wo es Durchführung seiner Ansichten betraf, was sie jedoch nicht immer förderte; gutmüthig als Mensch, zärtlicher Gatte und Vater war Freyherr von Stein, seines Stammes der letzte und, dem Sinne nach, der Reichsritter. Auch über ihn sind die entgegengesetztesten Urtheile gefällt worden, weil er nicht blind einer Parthey anhieng. Nie vergesse der teutsche, was er ihm verdankt!"[5]
 
Anmerkungen border= 
[1] Zu Konzeption und Bau siehe u. a. Landbauamt Regensburg (Hg.), Walhalla, Regensburg 1993; Jörg Traeger (Hg.), Die Walhalla, Regensburg 1979.
[2] Horst Appuhn, Das Bildnis des Freiherrn vom Stein, S. 69-73.
[3] Auskunft der Walhalla-Verwaltung.
[4] Neue Stein-Ausgabe VI, Nr. 566, 14.02.1823, Stein an Ludwig.
[5] Walhalla's Genossen, geschildert durch König Ludwig den Ersten von Bayern, den Gründer Walhalla's, S. 307f. 
Quellen / Literatur border= 
München, Bayerische Staatsbibliothek: Tagebücher König Ludwigs I., Bd. 47, S. 116f., 268; Neue Stein-Ausgabe VI, Nr. 566, 581, 931;

ADB, Bd. 18, S. 118f.; Horst Appuhn, Das Bildnis des Freiherrn vom Stein, Köln [u. a.] 1975, S. 69-73; Landbauamt Regensburg (Hg.), Walhalla. Amtlicher Führer, Regensburg 1993; Ludwig I., Walhalla's Genossen, geschildert durch König Ludwig den Ersten von Bayern, den Gründer Walhalla's, 2. Aufl., München 1847, S. 307f.; Pertz, Bd. 5, S. 546; Wilhelm Steffens, Der Plan eines Stein-Denkmals in Westfalen und die Entstehung der Stein-Büste im Landeshaus, in: Westfalen 29, 1951, S. 64-76; Thieme-Becker, Bd. 22, 1928, S. 542; Jörg Traeger (Hg.), Die Walhalla. Idee, Architektur, Landschaft, Regensburg 1979; Jörg Traeger, Der Weg nach Walhalla. Denkmallandschaft und Bildungsreise im 19. Jahrhundert, Regensburg 1987..

Offizielle Website der Ruhmes- und Ehrenhalle Walhalla an der Donau (letzte Überprüfung: 07.10.2007) 


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