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TITEL350 Jahre Westfälischer Friede - Entscheidungsprozesse, Weichenstellungen und Widerhall eines europäischen Ereignisses


ORTMünster
JAHR[1998]


ONLINE-TEXTGrußworte zur Eröffnung: Die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Helga Schuchardt
SEITES. 15f.


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Als ich 1990 mein Amt in Niedersachsen übernahm, gab es, später noch verstärkt durch den Golf-Krieg, heftige und kritische Diskussionen um die Militärforschung. Dies veranlasste mich zu der Frage: Was findet an niedersächsischen Hochschulen eigentlich im Bereich Friedens- und Konfliktforschung statt? Das konnte nicht viel sein, da die Landesregierung unter Ernst Albrecht Anfang der 80er Jahre sehr aktiv den Ausstieg aus der von vielen Ländern gemeinsam getragenen Friedens- und Konfliktforschung betrieben hat. Wie wenig bei unseren Recherchen zutage kam, hat jedoch meine Befürchtungen übertroffen.

Bei meiner Frage ging ich natürlich auch davon aus, daß sich wissenschaftliche Neugier an den Hochschulen doch auch in dem so eminent wichtigen Bereich der Konfliktforschung festmachen müsste - ganz unabhängig, was Politik explizit fördert oder nicht. Zur Zeit des Golfkrieges mußte ich leider feststellen, daß z.B. die Religionswissenschaften an den Hochschulen personell ausgeplündert waren. Sie galten und gelten leider heute noch, trotz der Kriege und Auseinandersetzungen im Nahen Osten und trotz des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien, als absolut nachrangig.

Ich weiß noch, wie Professor Antes von den islamischen Wissenschaften der Universität Hannover während des Golfkrieges Interview- und Diskussionspartner rund um die Uhr war. Einer von wenigen, der die plötzlich aufflackernde Neugier befriedigen sollte. Übrigens eine Neugier, die trotz des zunehmend explosiven Gemisches im Nahen und Mittleren Osten längst wieder in sich zusammengefallen ist.

Die Erinnerungsveranstaltung 350 Jahre nach dem Ende des verheerenden 30jährigen Krieges muß folgerichtig eine wissenschaftliche und eine kulturelle Komponente haben. Religionskriege, die immer auch Macht- und Verteilungskriege sind, sind kein Thema der Vergangenheit, sondern aktueller denn je.

Im Namen der Niedersächsischen Landesregierung bedanke ich mich bei den Initiatoren und denjenigen aus Bund, unseren beiden Ländern und den beteiligten Kommunen, die diese Veranstaltungen möglich gemacht haben. Die doch relativ unkonventionelle Organisationsstruktur zeigt, daß hier nicht Verhinderungs- sondern Ermöglichungsbürokraten am Werk waren. Schließlich bedanke ich mich sehr herzlich und mit Nachdruck bei all denen, die dies Projekt gestalten und daran mitarbeiten. Die hochkarätige internationale Zusammensetzung der Vortragenden beweist, daß der Kongreß mehr als eine "Auftaktveranstaltung" ist: Er stellt den heutigen Forschungsstand unter den unterschiedlichen Blickwinkeln dar, und die Ergebnisse werden jedem historisch Interessierten eine unverzichtbare Informationsquelle sein. Ich wünsche Ihnen und uns allen viele interessante Begegnungen. Ihnen, Professor Duchhardt, gilt mein besonderer Dank. Ich freue mich auf Ihren Vortrag.

Helga Schuchardt


QUELLE     | 350 Jahre Westfälischer Friede - Entscheidungsprozesse, Weichenstellungen und Widerhall eines europäischen Ereignisses | S. 15f.
PROJEKT    1648 - Westfälischer Friede

DATUM AUFNAHME2005-11-08
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