Herrscher 1645/49 > Kaiser Ferdinand III.








Österreich,
Ferdinand III. von


(Graz 13.07.1608 - Wien 02.04.1657)

Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (reg. 15.02.1637 - 02.04.1657)
österr. Erzherzog (reg. 15.02.1637 - 02.04.1657)




Sohn Kaiser Ferdinands II. (1578-1637) und der Prinzessin Maria Anna von Bayern (1574-1616). Während seiner Ausbildung durch Jesuiten am Wiener Hof soll er neben gründlicher philosophischer und mathematischer Schulung mehrere Fremdsprachen erlernt haben. Sein Interesse gilt der Musik, die Musikwissenschaft zählt ihn heute noch zu den zeitgenössischen Komponisten. Heiratet insgesamt dreimal: 1631 Maria Anna (1606-1646), die Tochter von König Philipp III. von Spanien, 1648 Maria Leopoldine (1632-1649), Tochter des Erzherzogs Leopold V. von Österreich und 1651 Eleonore Gonzaga (1630-1686), die Tochter des Herzogs Karl II. von Nevers und Rethel. Aus den drei Ehen gehen sechs Söhne und fünf Töchter hervor, u.a. König Ferdinand IV. (1633-1654), Kaiser Leopold I. (1640-1705), die spanische Königin Maria Anna (1635-1696) und die polnische Königin Eleonore Marie (1653-1697).

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wird er 1619 durch den Tod seines älteren Bruders Johann Karl Thronfolger. 1626 wählt man ihn zum König von Ungarn, 1627 zum König von Böhmen, die deutsche Thronfolge gelingt erst 1636. 1634 wird er nach Wallensteins Ermordung Oberfeldherr. Als er 1637 die Nachfolge antritt, ist die Position des Kaisers im Reich scheinbar gefestigt. Durch den Prager Frieden von 1635 scheinen erstmals auch fast alle evangelischen Reichsstände unterworfen. In der Folgezeit aber gehen diese Positionen politisch und militärisch wieder verloren. Am 29.08.1645 muß der Kaiser alle Reichsstände zu den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück einladen.

In die Friedensverhandlungen mischt er sich direkt ein, läßt Einzelvoten seiner Räte einholen und instruiert seinen Hauptgesandten  Maximilian von Trauttmansdorff eigenhändig und mit äußerster Geheimhaltung. Nicht alle Zugeständnisse, zu denen er bereit ist, muß Trauttmansdorff einsetzen, dafür aber die Assistenzverbots-Klausel bezüglich Spaniens und damit die Trennung der habsburgischen Häuser akzeptieren. Dennoch ist der Frieden keine bloße Niederlage des Kaisers. Insbesondere in seinen Erblanden ist seine Position gefestigt, hier baut er in der Nachkriegszeit ein stehendes Heer auf. Auch im Reich kehrt der Erfolg zurück: 1653 wird sein gleichnamiger Sohn einstimmig zum Römischen König gewählt, verstirbt aber bereits ein Jahr später. Erst 15 Monate nach dem Tod Ferdinands III. wird sein zweitältester Sohn Leopold von den Kurfürsten gekrönt.

In seine Regierungszeit fällt noch der Jüngste Reichsabschied von 1654, in dem der Text des Westfälischen Friedenswerkes inseriert und eine neue Reichskammergerichtsordnung enthalten ist. Ebenfalls unter seiner Regentschaft wird der Wiedereintritt Habsburgs in das europäische Mächtekonzert vorbereitet. In Italien stehen bereits 1656 kaiserliche Truppen auf spanischer Seite gegen Frankreich. Mit der Vorbereitung eines Bündnisses mit Polen, das im Kampf mit Schweden liegt, hat man auch den anderen alten Gegner wieder im Visier. Ferdinand III. stirbt am 02.04.1657 in Wien und wird in der Kapuzinergruft beigesetzt.

Das Vorbild für die Porträts von Münster und Osnabrück mit seitlichem Haarscheitel (die meisten Bildnisse, wie van Hulles Kupferstich von 1652, zeigen den Kaiser mit Mittelscheitel), dem nach oben gezogenen Schnurrbart, dem spitzen Kinnbart mit zusätzlicher Unterlippenfliege ist ein Bildnis des Hofmalers Franz Luyckx (1604-1668), das signiert als ganzfiguriges Porträt [Druckfassung: S. 114 Abb. 19] und als Brustbild in einer Kopie in Schloß Gripsholm erhalten ist. In Münster war es sicher in den kaiserlichen Gesandtschaften zugänglich, aber auch in anderen Gesandtschaften muß es vorhanden gewesen sein, wie die Residenz des kurkölnischen Abgesandten Franz Wilhelm von Wartenberg beweist. Auch Merian verwendet diesen Typus.



Literatur

Theatrum Europaeum VI, S. 2 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 1 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 1; Bildnisse 1824 Nr. 1 (Abb.); ADB 6, S. 664-671; Striedinger, S. 244 Nr. 10 (Münster); NDB 5, S. 85-86; Konrad Repgen, Ferdinand III. 1637-1657, in: Die Kaiser der Neuzeit. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland, hrsg. von Anton Schindling und Walter Ziegler, München 1990, S. 142-167; vgl. auch Abb. S. 114-115.

Gerd Steinwascher


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 174f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Ferdinand III. (Graz 13.07.1608 - Wien 02.04.1657), Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, österr. Erzherzog


Kartusche


FERDINANDVS III. ROMANORVM IMPERATOR, SEMPER AVGVSTUS.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geviert und belegt mit einem Herzschild, darin in Rot ein silberner Balken (Österreich); Feld 1: Von Silber und Rot achtmal geteilt (Ungarn); Feld 2: In Rot ein silberner, golden gekrönter, zwiegeschwänzter Löwe (Böhmen); Feld 3 ist wiederum geviert und zeigt in 1 und 4 in Rot einen goldenen Zinnenturm mit blauem Tor (Kastilien), in 2 und 3 in Silber einen roten Löwen (Leon). Feld 4 ist gespalten und halb geteilt, vorn von Gold und Blau (hier Rot) sechsfach schrägrechts geteilt, mit rotem Bord, hinten ein schwarzer Doppeladler in Silber (Antwerpen) über schwarzem Löwen in Gold (Flandern).
Auf dem Schild ruht die jüngere Kaiserkrone.








Anonymer Kupferstich nach Anselm van Hulle, um 1650/55, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 1, 58,8 x 44,0 cm (Bl.), 44,2 x 36,2 cm (Pl.)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 66-84 LM
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