Gesandte 1645/49 > Wettstein








Wettstein,
Johann Rudolf


Basel 27.10.1594 - Basel 12.04.1666)

Gesandter der Stadt Basel und der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Münster und Osnabrück, 1646-1647




Johann Rudolf Wettstein wird am 27.10.1594 in Basel geboren. Seine Eltern, Magdalena Betzler und Jakob Wettstein, sind um 1580 vom zürcherischen Russikon nach Basel übersiedelt. Der Vater ist Kellermeister am Spital, später Spitalmeister. Johann Rudolf besucht das Gymnasium. Daran schließt sich eine zweijährige Kanzleilehre in Yverdon und Genf, wo er Französisch lernt. Als Siebzehnjähriger wird er 1611 mit der um fünf Jahre älteren Anna Maria Falkner verheiratet. Die vielversprechende Ehe - Anna Maria stammt aus traditionsreichem, begütertem und einflußreichem altbaslerischem Geschlecht - verläuft unglücklich. Mit zweiundzwanzig Jahren versucht Wettstein - er ist nun Vater von vier Kindern - seinen Familienpflichten zu entfliehen und "kurze Runde" zu machen. Er zieht in venezianische Dienste, befiehlt das Haus zu verkaufen und die Kinder zu verdingen. Enttäuschungen in Norditalien führen zur Rückkehr.

Wettstein erklimmt in Basel rasch verschiedene Ämter. 1620 wird er als Vertreter der Rebleutenzunft in den Kleinen Rat gewählt. Er ist in der Verwaltung des Gerichts, der Finanzen und der Lebensmittelversorgung tätig. Basels Münz- und Geldpolitik soll ihn bis ans Lebensende beschäftigen. Als Landvogt auf der Farnsburg 1624-1626 und in Riehen 1626-1635 kommt er mit den Basler Untertanen in Kontakt. 1635 wird er Oberstzunftmeister. Am 21.06.1645 wählt man ihn zum Bürgermeister.

Die Schweiz verdankt Wettsteins staatsmännischem Weitblick und diplomatischem Geschick die rechtliche Loslösung vom Deutschen Reich. Er weilt während elf Monaten vom Dezember 1646 bis November 1647 in Münster und Osnabrück. Er ist weder vom Kongreß eingeladen noch besitzt er anfänglich die Legitimation der gesamten Eidgenossenschaft. Er nimmt nie an den Versammlungen teil, sondern wirkt in unzähligen Audienzen auf die Kongreßgesandten ein. Geschickt nutzt er die Rivalitäten unter den Großmächten aus, um die lobliche Eidgenossenschaft bei ihrem freien souveränen Stand und Herkommen zu belassen. Die Exemtion der Schweiz vom Deutschen Reich ist im 6. Artikel des schwedischen und im 61. Artikel des französischen Vertrages ausgesprochen.

Wettstein ist in der Schweiz ein hochangesehener Politiker. Er besucht über hundert Tagsatzungen. Nach dem Ersten Villmergerkrieg 1656 (Religionskrieg innerhalb der Schweiz) präsidiert Wettstein das Schiedsgericht. Seine antifranzösische und habsburgerfreundliche Haltung ist allgemein bekannt. Wettstein will die Außenpolitik des Kleinstaates sowohl auf Frankreich als auch auf die Habsburger abstützen, unterliegt hierbei aber. Nach 1650 gerät die Schweiz mehr und mehr in den Machtbereich Frankreichs, eine Entwicklung, die 1663 in der feierlichen Erneuerung der Sold-Allianz mit König Ludwig XIV. in Notre-Dame zu Paris gipfelt. Wettstein stirbt im Amte am 12.04.1666 und wird bei der Barfüßerkirche bestattet. Das barocke Epitaph befindet sich seit dem 19. Jahrhundert im Kleinen Kreuzgang des Münsters.

Obschon Wettstein in seinem Diarium März/April 1647 über Porträtsitzungen für van Hulle und ein weiteres eigenhändiges Bildnis für den schwedischen Residenten Rosenhane berichtet, ist trotz der gut erforschten Ikonographie Hulles Porträt bis heute nicht aufgefunden worden. Wohl aufgrund seiner frühen Abreise und seiner sparsamen Haushaltsführung erscheint sein Porträt auch nicht in der Kupferstichfolge. Sein Bildnis - eine Kopie nach dem bekannten Gemälde von Samuel Hoffmann - kam 1966 als Geschenk des Kantons Basel-Stadt in den Friedenssaal von Münster.



Literatur

Cools V, S. 40; Frieda Gallati, Die Eidgenossenschaft und der Kaiserhof zur Zeit Ferdinands II. und Ferdinands III. 1619-1657. Geschichte der formellen Lostrennung der Schweiz vom Deutschen Reich im Westfälischen Frieden, Zürich 1932; Margarete Pfister-Burkhalter, Wettstein-Bildnisse, in: Jahresberichte der Öffentlichen Kunstsammlung Basel 1941-1945 [Basel 1947], S. 201-210; Julia Gauss/Alfred Stoecklin, Bürgermeister Wettstein. Der Mann, das Werk, die Zeit, Basel 1953; Dethlefs/Ordelheide Nr. 292; Johann Rudolf Wettstein 1594-1666. Seine Bedeutung für Riehen, Basel und die Schweiz, hrsg. von der Gemeinde Riehen, Riehen 1994.

Franz Egger


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 298f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Rudolf Wettstein (Basel 27.10.1594 - Basel 12.04.1666), Gesandter der Stadt Basel und der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Münster und Osnabrück, 1646-1647









Schabkunst von Johann Jacob Haid nach Zeichnung von Johann Ulrich Schellenberg, um 1730-1760, 28,5 x 16,7 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-724 LM