Gesandte 1645/49 > Thumbshirn








Thumbshirn auf Ponitz,
Wolfgang Konrad von


(08.04.1604 - Altenburg 24.11.1667)


Prinzipalgesandter des Herzogs von Sachsen-Altenburg und Coburg in Osnabrück, 1645-1649




Seine Eltern sind Hans Heinrich von Thumbshirn auf Ponitz und Anna von Einsiedel aus dem Hause Syra, er stammt damit aus einem alten thüringischen Adelsgeschlecht. Am 14.02.1640 heiratet er Maria Elisabeth, die einzige Tochter des Altenburgischen Geheimen Rats und Kanzlers Bernhard Bertram; sie haben 4 Töchter und 6 Söhne.

1623 beginnt er ein juristisches Studium in Leipzig, wechselt 1626 nach Tübingen und plant eine Frankreichreise, die ihn aufgrund der finanziellen Folgen der Kriegsereignisse aber nur bis Straßburg kommen läßt. Den kursächsischen Kriegsdienst quittiert er nach kurzer Zeit aus Krankheitsgründen. 1632 tritt er eine Stelle als Hofmeister für den noch unmündigen Fürsten Johann von Anhalt-Zerbst (1621-1667) an, die er der Empfehlung seines Studienfreundes, des Kanzlers Wolff von Lüttichau verdankt. Er hält sich aufgrund der Kriegsgefahr mit der fürstlichen Familie meist am Hof des verwandten Grafen Anton Günther (1583-1667) in Oldenburg auf. 1639 wird er von Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603-1669) zum sächsischen Hof- und Justizrat berufen. 1640 findet man ihn als fürstlichen Abgesandten auf dem Reichstag in Regensburg. Er wirkt bei der Landesteilung zwischen den ernestinischen Linien mit, durch die das Fürstentum Coburg in den Besitz des Herzogs kommt. 1641 werden ihm zusätzlich Aufgaben im fürstlichen Konsistorium übertragen, 1643 wird er schließlich Direktor der Steuer-Obereinnahme in Altenburg.

Am 02.08.1645 trifft er als Gesandter für die Fürstentümer Altenburg und Coburg (der zweite Abgesandte ist  Dr. August Carpzow) in Osnabrück zu den Westfälischen Friedensverhandlungen ein. Thumbshirn gehört auf evangelischer Seite zu den führenden Persönlichkeiten und führt lange Zeit das Direktorium im evangelischen Fürstenrat in Osnabrück. Er gilt als Mann, der die Verhandlungen beschleunigt, vor allem in der Schlußphase auch den Kompromiß mit den gemäßigt katholischen Ständen sucht. Für die evangelischen Reichsstände wird er u.a. mit der Ausformulierung der Religionsbeschwerden beauftragt. Besonders mit Geschenken umworben wird er von der Reichsstadt Augsburg. Beschwerden gegen ihn treffen dagegen aus Dresden und Wien bei seinem Landesherrn in Altenburg ein; er weiß sich jedoch zu rechtfertigen.

Am 13.06.1649 kehrt er kurz nach Altenburg zurück. Am 26. Juli trifft man ihn schon wieder in Nürnberg bei den Friedensexekutionsverhandlungen. Er gehört zu den Unterzeichnern des Nürnberger Friedensrezesses und neben den kaiserlichen Gesandten  Isaac Volmar und  Johann Krane sowie dem kurmainzischen Geheimen Rat Sebastian Wilhelm Meel zu den Bevollmächtigten zum Abschluß der Capitulatio perpetua Osnabrugensis vom 28.07.1650, mit der die Verfassung des Fürstbistums Osnabrück für eineinhalb Jahrhunderte festgeschrieben wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Altenburg beginnt sein beruflicher Aufstieg zum Kanzler im Jahre 1653. Diese Position behält er bis zu seinem Tod 1667 in Altenburg in politisch schwierigen Zeiten ernestinischer Landesteilungen und der Auseinandersetzungen um die Stadt Erfurt mit dem Erzbischof von Mainz.



Literatur

Leichenpredigt im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg, Stadtarchiv Altenburg A I 15; Cools IV, S. 11-12; Waesberghen (Abb.); Moncornet Nr. 14 (Abb.); Aubry (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 281 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 84 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 29; Walther, S. 54-57; Zedler 43, S. 1921-1923; Bildnisse 1827 Nr. 41 (Abb.); Carl Johann Heinrich Ernst von Braun, Skizzen aus dem diplomatischen Leben und Wirken des Sachsen-Altenburgischen Gesandten am Westphälischen Friedenscongresse, Wolfgang Conrad von Thumshirn, 1645-1649, in: Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg 4 (1858), S. 387-471; Striedinger Nr. 7; Tekotte, S. 55; Katalog Gripsholm Nr. 249, 744; Dickmann, S. 200, 205, 344, 401-403, 431, 458, 460, 464, 466; Dethlefs/Ordelheide Nr. 224 (Abb.).

Gerd Steinwascher


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 266f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Wolfgang Konrad von Thumbshirn auf Ponitz (08.04.1604 - Altenburg 24.11.1667), Prinzipalgesandter des Herzogs von Sachsen-Altenburg und Coburg in Osnabrück, 1645-1649)


Devise


RECTE AGENDO NEMINEM TIMEAS.

Wenn Du recht tust, brauchst Du niemanden zu fürchten.



Kartusche


WOLFGANGVS CONRADVS À THVMBSHIRN IN PONIX Celsissimi et Illustrissimi Principis ac Domini D.NI FRIDERICI WILHELMI, Saxoniæ, Juliæ, Cliviæ, et Montium Ducis, Consiliarius Aulicus, Ærarii Provincialis Director, et Consistorii Assessor atq, ad Tractatus Pacis Universalis Legatus Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


Im gevierten Schild in Feld 1 und 4 in Silber zwei blaue Balken [hier fünfmal von Silber und Blau geteilt], in Feld 2 in Schwarz ein wachsender, rot gekleideter Türke mit goldenem Turban, in der Rechten ein Krummschwert schwingend, die Linke in die Seite gestützt. In Feld 3 in Schwarz auf grünem Dreiberg ein rot gekleideter Mensch [hier gekrönt], der mit beiden Händen vor sich einen goldenen Schragen trägt. [Das Wappen erscheint hier mit vertauschten Hälften bzw. ist vom Stecher seitenverkehrt wiedergegeben.] Auf dem gekrönten Helm der wachsende Türke inmitten eines offenen Fluges; der rechte Flügel zeigt das Schildbild von 1 und 4, der linke ist mit einem schwebenden goldenen Schragen belegt. Die Helmdecken sind rechts schwarz-rot, links blau-golden.








Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1649, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 84, 30,0 x 19,2 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18235 LM
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