Gesandte 1645/49 > Reede








Reede,
Godart van


(Utrecht 30.09.1588 - Utrecht 25.06.1648)

Gesandter der Provinz Utrecht in Münster,
1646, 1647, 1648




Sohn des Gerard van Reede († 1612) aus einem ritterschaftlichen Geschlecht und der Mechteld Peunis († 1615) als eines von dreizehn Kindern. Seine Mutter ist bürgerlicher Herkunft, doch dichten ihre Nachkommen ihr einen adeligen Stammbaum an. Er heiratet im April 1617 Emerantia Oem van Wijngaarden († 1632), Tochter von Gerard, des Präsidenten des Hof van Holland, des obersten holländischen Gerichtshofes, und der Sandra Croesinck. Der Ehe entspringen zwei Söhne und sechs Töchter. Reedes zweite Ehe, die er 1635 mit Catharina van Utenhove († 1656) schließt, bleibt kinderlos. Die Eltern seiner zweiten Frau sind der Offizier Antony van Utenhove, Herr zu Rynestein, und Agnes van Renesse van Baer.

Schon zwölfjährig erhält Reede 1600 eine Präbende als Domherr zu Utrecht, auf die er 1618 verzichtet, um in die Utrechter Ritterschaft aufgenommen zu werden. Von den Utrechter Ständen wird er bald in die Generalstaaten deputiert. In der Provinz Utrecht erwirbt er sich Verdienste um die Anlegung von Kanälen und Schiffahrtswegen und wird schließlich 1644 zum Statthalter der Utrechter Lehen und jener der Utrechter Abtei St. Paulus ernannt.

1646 geht er für die Provinz Utrecht als Friedensgesandter nach Münster. Als Anhänger der oranischen Kriegspartei versucht er vergeblich, einen Frieden mit Spanien ohne Einbeziehung Frankreichs zu vereiteln. Seine Halsstarrigkeit trägt ihm den Vorwurf eines "Kirchturmpatriotismus" ein; schließlich gilt er als Parteigänger Frankreichs, das ihm entsprechende "Erkenntlichkeiten" auszahlt. Von Juli bis Oktober 1646 in Den Haag, lehnt er gegenüber den Generalstaaten die bisher getroffenen Vereinbarungen ab, da sie den Verträgen mit Frankreich widersprächen, und verweigert im Januar 1647 als einziger Niederländer die Unterschrift unter den Vertragstext und verteidigt seine Haltung in Den Haag. Auch nach seiner Rückkehr nach Münster im September 1647 bleibt er hartnäckig, macht im Januar 1648 noch einen Vermittlungsversuch mit dem Franzosen Servien in Münster. Schwer erkrankt, verweigert er auch die Unterschrift unter den am 30.01.1648 endlich abgeschlossenen Vertrag. Doch wird Platz für sein Siegel und Unterschrift gelassen. Nach Den Haag zurückgekehrt, läßt er seine Bedenken im Druck veröffentlichen. Erst als die Generalstaaten schließlich die Ratifikation beschließen, stimmt auch Utrecht zu. So erscheint er am 23.04.1648 wieder in Münster, um am 30. April auf dem Krankenbett seine Unterschrift doch noch unter den Vertrag zu setzen.

Todkrank, nimmt er nicht an der feierlichen Ratifikation des Vertrages teil und verstirbt einen Monat später. Er findet sein Grab im Utrechter Dom.



Literatur

Cools I, S. 22; Waesberghen Nr. 20 (Abb.); Bignon Nr. 29 (Abb.); Theatrum Europaeum VI (1652), S. 469 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalenderblatt (Abb.); Moncornet Nr. 11 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 34 (Abb.); Bildnisse 1824, Nr. 30 (Abb.); Striedinger Nr. 21; Tekotte, S. 55; NNBW 3, Sp. 1023-1026; Poelhekke, S. 2-3, 301-304, 321, 370, 392, 482, 491, 498, 509, 512, 523, 528-530, 569 u.ö.; Katalog Frieden 1988, S. 102-103, 167-168 (Abb.).

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 230f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Godart van Reede (Utrecht 30.09.1588 - Utrecht 25.06.1648), Gesandter der Provinz Utrecht in Münster, 1646, 1647, 1648


Devise


Disiunctam, Domine! quam signavi coactus, pacem Da Patriæ benigniter et non in ira tua.

Den entzweiten Frieden, Herr, den ich gezwungen unterzeichnet habe, gib dem Vaterland gütig und nicht in Deinem Zorn.



Kartusche


GODARDUS DE REEDE Dom.nus de Nederhorst, Vredelant, Cortehouff, Horstwaert, Quermeer etc. Equestris ordinis Provinciæ Ultrajectinæ Præses; eiusdem nomine in
consessu Præcelso.rum et Præpotenti.um DD. Ord. Generalium unitarum Provinc.rum Belgii Delegatus, ac eorum per Germaniam Legatus Extraordinarius et ad Universalis Pacis Tractatus Monasterii institutos Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


Im silbernen Schild zwei schwarze, nach oben dreimal eckig geschobene Balken. Auf dem Schild ruht eine Krone mit fünfmal drei Perlen auf dem Reif.








Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1648, 38,5 x 28,4 cm (Blatt), 31,3 x 20,4 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-85 LM
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