Gesandte 1645/49 > Pistoris
Pistoris auf Seußlitz,
Johann Ernst von
(Burg Hirschstein 20.03.1605 - Seußlitz 13.05.1680)
Kursächsischer Prinzipalgesandter in Münster und Osnabrück, 1646-1647
Er stammt aus einem der berühmtesten sächsischen Gelehrtengeschlechter (Pistoris = Becker), das angeblich die meisten Doktoren, Hof- und Geheimen Räte, Kanzler und Oberhofrichter hervorgebracht hat; 1521 in den Reichsadelsstand erhoben, führt das Geschlecht seither statt der Brezel ein adeliges Wappen. Hans Ernst ist Sohn des Hartmann II. von Pistoris (1573-1622) und der Katharina von Haugwitz aus dem Hause Kleeberg (1578-1653). Nach dem Tode des Vaters 1622 beginnt aufgrund der Verschuldung eine schwierige Erbteilung mit den Brüdern; seit 1624 Herr auf Radeburg, seit 1627 alleiniger Erbe des väterlichen Rittergutes Seußlitz, des Vorwerks Radewitz, des Gutes Zunschwitz und der übrigen ihm verbrieften Liegenschaften, die ihm 1629 "zur gesamten Hand" mit seinem Bruder Hartmann verliehen werden. Am 06.09.1636 ehelicht er Katharina von Köckeritz aus dem Hause Lampertswalde (1613-1666), die ihm insgesamt dreizehn Kinder schenkt.
Seit 1618 mit seinem Bruder Wilhelm (1601-1675) Studium der Rechte an der Leipziger Universität. Um 1635 Eintritt in den kursächsischen Staatsdienst, 1639 Bestallung als Hofrat. 1645 Hof-, Justitien- und Appellationsrat in Dresden. Zu seiner ersten bedeutenden diplomatischen Mission schickt ihn Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656) zusammen mit Dr.

Seiner Patronatskirche in Seußlitz schenkt Pistoris anläßlich des Friedensschlusses ein vergoldetes Kommunionsgefäß und eine vergoldete Weinkanne (verloren).
In den kommenden Jahren erfüllt er weitere diplomatische Missionen: 1653/1654 weilt er als Prinzipalgesandter auf dem Reichstag in Regensburg und wirkt an der Abfassung des Reichsabschieds mit; 1655/1656 vertritt er Kursachsen auf dem Reichsdeputiertentag in Frankfurt/M. In Sachsen bekleidet er nach 1650 mehrere hohe Verwaltungsämter: als Präsident des Appellationsgerichts, danach seit 1655 als Oberhofrichter in Leipzig, um 1660 als Amtshauptmann von Pegau und Borna. Noch im reifen Alter scheint die Jagd zu seinen bevorzugtesten Vergnügungen gehört zu haben, 1677 bewirbt er sich erfolgreich um die Niederjagd des waldreichen kurfürstlichen Amtes Leisnig. Pistoris besitzt seit seinem Studium ausgeprägte bibliophile und gelehrte Neigungen: Er vermehrt die von seinem Vorfahren, dem sächsischen Kanzler Simon von Pistoris (1489-1562), angelegte Bibliothek. Nach seinem Tode wird Pistoris am 16.06.1680 in der Familiengruft von Seußlitz bestattet. Seine Söhne errichten ihm ein steinernes Grabmonument, das nicht mehr existiert.
Literatur
Cools II, S. 17; Waesberghen Nr. 39 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 28 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 21 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 564 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Nr. 25 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 71 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 21; Zedler 28, S. 534; Gottfried August Arndt, Archiv der sächsischen Geschichte, Bd. II, Leipzig 1785, S. 47-231, Bd. III, Leipzig 1786, S. 42-180; Bildnisse 1824 Nr. 13 (Abb.); Carl Gretschel: Geschichte des sächsischen Volkes und Staates. Bd. II, Leipzig 1847, S. 326-333; RDV I, S. 451, 454, 485; Kneschke 7, S. 160-162; Helbig; Erler, S. 339; Striedinger Nr. 15 (Münster), Nr. 5 (Osnabrück); Katalog Gripsholm Nr. 768; Schreckenbach; Dickmann 1959, S. 451, 500; Becker, S. 171, 565, 591, 595, 596, 754, XCIII; Konrad Alfred Rüger, Leben und Schicksal des sächsischen Rechtsgelehrten und Kanzlers Simon von Pistoris auf Seuselitz (1489-1562), hrsg. von Conrad Georg Frank Rüger, Stuttgart 1977, insbes. S. 29, 37-39; Dethlefs/Ordelheide Nr. 218 (Abb.); vgl. auch Abb. S. 131 sowie S. 148-159. Überlieferung im Sächsischen Hauptstaatsarchiv.Anna Miksch
Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 252f.
Ein




Devise
VIRTUTEM FORTUNA IUVAT.
Der Tugend [Tüchtigkeit] hilft das Glück (nach Terentius, Phormio 1, 4, 26: fortes fortuna adjuvat).
Kartusche
IOANNES ERNESTVS Pistoris in Seuselitx. Serenissimo Electori Saxoniæ in supremo Appellationum, Dicasterio, a Consiliis Eiusdemque ad Tractatus Pacis Generalis Osnabrugo Monasteriensis Legatus Primarius.
Wappenbeschreibung
Im geteilten Schild oben von Silber und Rot fünfmal schrägrechts [hier sechsmal schräglinks] geteilt, unten in Schwarz oder Rot [hier Rot] eine silberne Rose.
Auf dem Helm mit rot-silbernem Wulst und Decken zwei von Silber und Schwarz oder Rot [hier Rot und Silber] übereck geteilte Büffelhörner.