INFORMATION | Es ist außerordentlich schwierig, zu ermessen, was sonst an Gebrauchs- und vor allem Luxusgütern von den Germanen übernommen worden ist, da meist nur Teile aus Material wie Bronze erhalten, Holz usw. und selbst Eisen meist vergangen sind. Beschläge, Griffe u.ä. erlauben manchmal Rückschlüsse; aber oft ist unklar, von welchen Geräten sie stammen.
Seitenanfang  Schlüsselgriff von Soest-Ardey (o)
Ein sehr abgegriffener, also viel benutzter Schlüsselgriff, dessen Bart aus Eisen abgebrochen ist, wurde in der germanischen Siedlung von Soest-Ardey gefunden. Er hat die Form eines Hundekopfes und auf der Ober- und Unterseite je eine jugendliche Maske, die beide aus einem Blattkelch hervorwachsen. Solche Spielereien, z.T. geradezu Vexierbilder, finden sich öfters im römischen Kunsthandwerk, auch an Schlüsselgriffen, von denen natürlich nur ein kleiner Teil figürlich verziert war. Wenn in Soest-Ardey ein solcher kostbarer Schlüssel gefunden wurde, muß sich dort auch ein Schloß und wahrscheinlich ein abzuschließender Behälter (etwa ein Kasten, eine Truhe, eine Geldschatulle o.ä.) befunden haben. Zugleich läßt der Schlüssel auf einigen Reichtum schließen, da das Bedürfnis bestanden haben muß, Dinge zu verschließen und zu schützen. Ein ähnlicher römischer Schlüsselgriff in Form eines Ziegenkopfes wurde auch in einer germanischen Siedlung der Kaiserzeit in Frankenwinheim, Kr. Schweinfurth, gefunden.
Seitenanfang  Bronzene Dreifußtisch-Applik von Kamen-Westick
Die Bronzebüste einer Mänade, einer der berauschten Anhängerinnen des Weingottes Dionysus oder Bahccus, war nach der quadratischen Öse auf der Rückseite an einem zusammenklappbaren Stabdreifuß angebracht, der eine kleine runde Tischplatte trug. Solche Dreifüße deuten auf Tafelluxus wie bei reichen Römern hin. Wie auch das Motiv der Mänade andeutet, waren sie in erster Linie als Beistelltischchen zum Speisesofa - die Römer aßen gewöhnlich im Liegen - für Gelage mit Wein usw. gedacht. Es stammt sicher aus einem reichen Haus der germanischen Siedlung von Westick und läßt auf die führende soziale Stellung seines Besitzers schließen. Ähnliche zusammenklappbare Speisetischchen wurden in mehreren germanischen Adelsgräbern in Mitteldeutschland, eines aus Silber wurde im Schatzfund von Hildesheim gefunden. Weitere und vor allem entsprechende Büstchen entdeckte man an vielen Orten des römischen Reiches. Allerdings wird gewöhnlich ein etwas anderes Prinzip der Anbringung verwendet Die Büsten sitzen oben auf den Tischbeinen und tragen mit einem Haken im Rücken die Tischplatte. Hier ist dagegen die Büste vorn an der Öse der beweglichen Querstreben angebracht und rutschte also beim Auf- und Abbau mit ihnen am Tischbein hinauf und hinunter. Auch wenn keine Parallele bekannt ist, wird man doch von der Zugehörigkeit zu einem entsprechenden Dreifuß ausgehen können. |