Gesandte 1645/49 > Lamberg








Lamberg,
Johann Maximilian
Graf von


(Brünn 21.11.1608 - Wien 12.12.1682)

Kaiserlicher Prinzipalgesandter in Osnabrück, 1644-1649




Sohn des Freiherrn Georg Sigismund, Reichshofrat und Landeshauptmann in Österreich ob der Enns und Burggraf von Steyr aus der niederösterreichischen Familie Rittersperg mit dem Zunamen Lamberg (1565-1631), und der Johanna von der Leiter auf Amerang (1574-1644). Georg Sigismund hatte dem Kaiser für den Böhmischen Krieg 1619 eine bedeutende Summe Geld geliehen und dafür die Burggrafschaft Steyr als Pfand erhalten; der Sohn folgt ihm in der Pfandherrschaft nach - Grundlage seiner späteren Karriere und des Aufstiegs seiner Familie. 1635 heiratet er Rebecca († 1690), Tochter des Georg Freiherrn von Würben und Freudenthal, mit der er 5 Söhne und 5 Töchter hat.

Nach Abschluß seiner Studien und Rückkehr von Bildungsreisen durch Italien, Frankreich und Spanien tritt er in den Dienst des kaiserlichen Hofs, zunächst als Kammerherr Ferdinands II. (1578-1637), seit 10.03.1634 auch  Ferdinands III. als König von Böhmen und Ungarn, in dessen Gefolge er am Feldzug gegen Schweden und an der siegreichen Schlacht bei Nördlingen teilnimmt. Am 10.11.1636 in den Grafenstand, 1641 in den Reichsgrafenstand erhoben.

1644 löst er als kaiserlicher Prinzipalgesandter in Osnabrück den als Erzieher für den Erzherzog Ferdinand bestimmten Graf Johann Weikhard von Auersperg (1615-1677) ab, der als Oberhofmeister nach Wien zurückgerufen und später nach dem Tod  Maximilian von Trauttmansdorffs 1650 leitender Minister Ferdinands III. wird. Am 04.08.1644 verläßt Lamberg mit einem Gefolge von 26 Personen Wien und trifft am 19. September in Münster ein, um von dort nach Osnabrück weiterzureisen. Er wird noch oft nach Münster pendeln, weil die Verhandlungen immer wieder eingehende Beratungen der beiden kaiserlichen Gesandtschaften notwendig machen. Auf den Verlauf der Verhandlungen nimmt er keinen großen Einfluß, eher an Repräsentation und Zeremoniell interessiert, scheint er nicht über den Durchschnitt eines kaiserlichen Diplomaten hinausgeragt zu sein. Gleichwohl steht sein Name an erster Stelle unter dem Osnabrücker Vorvertrag zwischen Kaiser und Schweden vom 06.08.1648, und am 24. Oktober unterzeichnet er mit Hofrat  Krane im Quartier des Grafen  Johann von Nassau am Domplatz 6/7, das Osnabrücker Friedensinstrument. Er wartet noch die Ratifizierung der Verträge ab, bevor er nach einer Reise durch die Niederlande und kurzem Aufenthalt in Nürnberg bei den Verhandlungen zur Friedensexekution im April 1649 nach Wien zurückkehrt, um dem Kaiser die Ausfertigungen der Friedensinstrumente zu überbringen.

Er wird Oberhofmeister des späteren Kaisers Leopold und übernimmt 1651 eine Gesandtschaft nach Mantua, wo er im Namen Ferdinands III. um Eleonore von Gonzaga wirbt. Seit 1653 kaiserlicher Gesandter in Madrid bereitet er die Heirat zwischen Ferdinand IV. und der spanischen Infantin, die wegen dessen frühem Tod nicht stattfindet, sowie die Ehe Kaiser Leopolds I. (1640-1705) mit Maria Theresia vor. Als Dank verleiht ihm König Philipp IV. (1605-1665) das goldene Vlies, Leopold I. ernennt ihn zum Geheimen Rat und 1661 zum Oberkämmerer. 1662 erhält er das Amt des Obererblandstallmeisters in Krain und der windischen Mark als Lehen, 1665 fallen ihm nach dem Tod von Erzherzog Sigismund Franz Länder in Innsbruck zu, 1666 erwirbt er die Burggrafschaft Steyr als Eigentum. Nach dem Sturz von Lobkowitz als leitender Minister 1674 gehört er zu den einflußreichsten Personen am Hofe Kaiser Leopolds: 1675 steigt er zum Oberhofmeister und schließlich zum Geheimen Staats- und Konferenzminister auf, nach dem Aussterben der Adelsfamilie von Fernberg 1675 wird ihm das oberste Erbkämmereramt im Herzogtum Österreich übertragen. Bei seinem steilen Aufstieg kommen ihm das Vertrauen von drei Kaisern und seine weitverzweigten verwandtschaftlichen Beziehungen zu den ersten Familien des österreichischen Hochadels zugute. Er stirbt am 12.12.1682 in Wien und liegt in der Karlskapelle der Augustiner Hofkirche begraben.



Literatur

Cools II, S. 11; Pacis Antesignani (Münster), fol. 4 (mit farbigem Wappen); Theatrum Europaeum VI, S. 559 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 41 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 9; Walther, S. 8/9; Zedler 16, S. 284-286; ADB 17, S. 539-540; Bildnisse 1824, S. 5, Nr. 9 (Abb.); Kneschke 5, S. 357-360; Pieper, S. 149, 151; Runge, S. 169; Striedinger Nr. 6 (Münster), Nr. 21 (Osnabrück); Tekotte, S. 54; Hövel, S. 162; Hans Sturmberger: Das Tagebuch des Grafen Johann Maximilian von Lamberg. Zur Geschichte des Westfälischen Friedenskongresses, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 1 (1950), S. 275-289; Katalog Gripsholm Nr. 254, Nr. 718; NDB 13, S. 428-429; BWDG 2, Sp. 1574, 1, Sp. 162; Lahrkamp, Schauplatz, S.195; Dethlefs/Ordelheide Nr.210 (Abb.). Diarium Lamberg 1645-1649, bearb. von Herta Hageneder (APW Serie III Abt. C Bd. 4), Münster 1986.

Karl Georg Kaster


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 196f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Maximilian Graf von Lamberg (Brünn 21.11.1608 - Wien 12.12.1682), Kaiserlicher Prinzipalgesandter in Osnabrück, 1644-1649


Devise


VIVIT POST FUNERA VIRTUS.

Die Tugend lebt über den Tod hinaus.



Kartusche


IOANNES MAXIMILIANUS Comes de Lambergh, & Liber Baro in Ortenog et Ottenstein etc. Dominus in Stocheren et Ammerang, Dÿnasta Stÿriæ, Sac. Cæs.æ Mai.tis Consiliarius, eiusdemq, nomine ad Tractatus Pacis Universalis Osnabrugæ Legatus Plenipotentiarius. etc.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geviert und mit einem Herzschild belegt. Feld 1 und 4 sind gespalten [hälftig, nicht im Verhältnis 2:1], vorn von Silber und Blau dreimal geteilt, hinten ledig rot (Lamberg); Feld 2 und 3 zeigen in Gold einen aufspringenden schwarzen Hund mit goldenem Halsband (Rottwein). Im roten Herzschild eine silberne Leiter, von zwei getigerten [hier silbernen] Hunden mit Halsband gehalten (de la Scala). Auf dem Schild ruhen drei gekrönte Spangenhelme, rechts der lambergische mit zwei wie der Schild tingierten Hörnern, die außen mit Pfauenfedern besteckt sind; links der rottweinsche mit dem schwarzen Hund sitzend; in der Mitte der scalasche Helm: Zwischen offenem goldenem Flug ein getigerter [hier silberner], golden gekrönter Hund mit goldenem Halsband sitzend. Die Helmdecken sind vorn blau-silbern, hinten schwarz-golden, in der Mitte rot-silbern.








Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Celeberrimi legati ..., Antwerpen 1648, Blatt 13, 37,4 x 24,7 cm (Blatt), 30,9 x 20,1 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Bibl.Sign. D 3602-13
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