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(144 KB)   Plan des Römerlagers Oberaden (nach C. ALBRECHT, 1938) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / J. Klem   Plan des Römerlagers Oberaden (nach C. ALBRECHT, 1938) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / J. Klem
TITELPlan des Römerlagers Oberaden (nach C. ALBRECHT, 1938)


INFORMATION1905 fanden in Oberaden erste Schürfungen statt, 1906 bis 1914 kam es zu ersten regulären Ausgrabungen unter Leitung des Kunst- und Gewerbemuseums in Dortmund. Dabei wurde die Umwehrung des Römerlagers gesichert, eine 2,7 km lange und 3 m breite Holz-Erde-Mauer mit vorgelagertem Spitzgraben. Die Befestigung führte am Fuße einer natürlichen Erhebung entlang, so daß durch die Nutzung des Geländes ein unregelmäßiges Siebeneck entstand. Sobald die Ausmaße des Lagers bekannt waren, das mit 54 ha Fläche mindestens zwei Legionen Platz bot, konnte mit der systematischen Erforschung des Inneren begonnen werden. Die Ergebnisse jeder neuen Grabungskampagne wurden in einen Plan ein- bzw. nachgetragen, bis 1938 C. ALBRECHT den auf dem Bild zu sehenden Kenntnisstand publizierte. Eine gute Dokumentation der jeweiligen Grabungsbefunde ist von großer Wichtigkeit, da der Archäologe bei einer Ausgrabung auch zerstört. Etwas boshaft könnte man ihn mit dem Leser eines Buches vergleichen, der jede Seite eines Buches nach dem Lesen verbrennen muß, um die nächste sehen zu können. Schlecht dokumentierte Ausgrabungen schaden mehr als daß sie nützen.

Das Lager besaß vier Doppeltore und war in seinem Innern durch ein weitestgehend rechtwinklig verlaufendes Graben- und Straßensystem aufgeteilt. An mehreren Stellen konnten Gebäudereste nachgewiesen werden, von denen aber nur bei einem auch die Funktion sicher identifiziert werden konnte. Es handelt sich um die Principia im Zentrum des Lagers, das Hauptverwaltungsgebäude. (Im Plan ist fälschlich die Bezeichnung Praetorium = Wohn- und Dienstgebäude des Legionskommandeurs, eingetragen). Die eingezeichneten Befunde zeigen fast durchweg ein Rastermuster, bei dem es sich um die Unterkonstruktion der Fußbodendielung, nicht aber um die eigentliche Fundamentierung handelt. Im Südosten des Lagers sind viele Gruben, aber kaum Bebauungsreste zu erkennen. Inzwischen weiß man, daß Oberaden nur teilweise ausgebaut gewesen ist und viele Legionäre noch in Zelten untergebracht waren, was offensichtlich vor allem im südlichen Teil der Fall gewesen ist.

Für den Bau eines Lagers wie Oberaden waren bei Wahrnehmung weiterer soldatischer Pflichten Arbeitsaufwendungen notwendig, die so immens gewesen sind, daß ein Abschluß der Arbeiten auch nach drei Jahren nicht erfolgt war. Um eine Vorstellung von der Arbeitsleistung zu bekommen, seien überschlägig errechnete Zahlen von S. VON SCHNURBEIN (1981, S. 15) angeführt:
"Bei der Anlage des 2.700 m langen Grabens mußten über 200 000 qm Erde ausgehoben und nach und nach in die entstehende Holz-Erde-Mauer eingefüllt werden. Zu deren Bau waren, setzt man eine Höhe von 3 m voraus, etwa 50 000 Bohlen von 4 m Länge und 20:20 cm Stärke notwendig. Nach einem Gutachten des Forstbotanikers Dr. Genßler, Recklinghausen, wird man aus arbeitsökonomischen Gründen dazu vorwiegend Eichen von rd. 35 cm Durchmesser ausgewählt haben, aus denen nach den forstlichen Ertragstafeln jeweils zwei der erforderlichen Balken gewonnen werden konnten. Die somit notwendigen ca. 25 000 Eichen dürften etwa in einem Gebiet von 9,3 qkm Größe zu finden gewesen sein, d.h. das Bauholz mußte aus zum Teil erheblicher Entfernung herbeigeschafft werden. Wie die erhaltenen Pfosten zeigen, sind diese dann sauber mit dem Beil behauen worden. Kropatscheck berichtet sogar von "geschnitzten Holzkonsolen der Wallbefestigung". Bis die Holz-Erde-Mauer mit allen Details samt den Türmen und Toren fertiggestellt war, dürften doch sicher etliche Monate ins Land gegangen sein.

Da die Fertigstellung der Umwehrung schon aus Sicherheitsgründen vorrangig betrieben worden sein muß, war für die Errichtung der Innenbauten erst später genügend Zeit und Arbeitskraft vorhanden. Wie viele Wochen oder Monate darüber ins Land gegangen sind, ist von Oberaden her kaum abzuschätzen."

Durch weitere, zumeist Baumaßnahmen vorausgehende Grabungen ist der Kenntnisstand über das Lager Oberaden fortlaufend ergänzt worden. Jeder Befund ist genau durch Zeichnung und Foto zu dokumentieren, da der Archäologe durch seine Grabungstätigkeit auch zerstört. Neue Befunde sichern alte Interpretationen oder liefern neue Interpretationsmöglichkeiten. Schließlich wird vielleicht auch einmal für das Lager Oberaden ein kompletter Plan entstanden sein, der den Anspruch erheben kann, zu zeigen, wie das Lager ausgesehen haben könnte bzw. wie es ausgesehen hat.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / J. Klem


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Römerlager an der Lippe | Dia 05, S. 17-19
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort1.12.1   Bergkamen, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT1705
AUFRUFE IM MONAT175