Gesandte 1645/49 > Bergaigne








Bergaigne,
Joseph de


(Antwerpen 01.05.1588 - Münster 24.10.1647)

Bevollmächtigter des spanischen Königs in Münster, 1645-1647




Einfacher Herkunft, soll er aus der Gegend von Bergamo stammen und daher seinen Namen tragen.

Tritt in Leuven dem Orden der Franziskaner-Observanten bei und wird am 16.06.1612 offiziell aufgenommen. Nach Studien in Spanien und Promotion zum Dr. theol. et phil. wird er Lehrer in Köln und Mainz und 1616 Provinzial der rheinischen Ordensprovinz, 1618 beim Generalkapitel in Salamanca zum Definitor und Generalkommissar für Deutschland und die Niederlande. Vom spanischen König und vom Kaiser in diplomatischen Missionen eingesetzt, zeichnet sich Bergaigne vor allem 1636 bei der Wahl Ferdinands III. zum Römischen König aus. Nach dem Tode des Bischofs von s'Hertogenbosch, Michael van Ophoven († 04.11.1637), wird er 1638 vom spanischen König zu dessen Nachfolger vorgeschlagen, doch wird er erst 1641 vom Papst bestätigt und in Malines geweiht. Seine Diözese ist indes seit 1629 von den Niederländern besetzt, so daß er sein Amt nicht antreten kann; das Bistum wird schließlich 1648 von Spanien an die Niederlande abgetreten und erlischt. Am 24.02.1645 wird er zum Erzbischof von Cambrai ernannt und am 28.05.1646 bestätigt. Zwar kann er am 27. Juli durch einen Vertreter dieses Amt in Besitz nehmen, doch hat er Cambrai wohl nie betreten; am 10.09.1646 erhält er das Pallium.

1639 und 1643/1644 führt er als spanischer Rat, besonders geschätzt wegen seiner Klugheit, Treue und Landeskenntnis, in den Niederlanden ohne Erfolg Verhandlungen um einen Sonderfrieden. Schon im Januar 1645 wird Bergaigne zur Gesandtschaft nach Münster bestimmt, trifft hier aber erst am 08.06.1645 ein. Hinter Peñaranda nimmt er die zweite Stelle in der spanischen Gesandtschaft ein; das Verhältnis innerhalb der Gesandtschaft ist stets ausgezeichnet und hebt sich vorteilhaft etwa von den Streitigkeiten unter den Diplomaten Schwedens und Frankreichs ab. Wegen häufiger Krankheiten Peñarandas ist Bergaigne vielbeschäftigt. Ende Juli 1646 soll er eine Reise in die Niederlande unternommen haben, um den Prinzen von Oranien für einen schnellen Frieden zu gewinnen, und im September 1647 hält er sich in Brüssel auf, um theologische Bedenken gegen den Vertragstext auszuräumen. Bergaigne wohnt im Observantenkloster an der Bergstraße, wo am 07.01.1647 der vorläufige Vertragstext von den drei spanischen und sieben der niederländischen Gesandten paraphiert wird.

Er stirbt am 24.10.1647 an einem falsch behandelten Beinleiden, selbst von den gegnerischen Franzosen gerühmt wegen seiner Frömmigkeit, Tugend und Eifers für das, was man für Frieden hielt. Da die Observanten noch keine eigene Kirche besitzen (sie benutzen die Kapelle der Johanniterkommende mit), wird er am folgenden Tag in der Klarissenkirche bestattet. 1663 wird sein Leichnam nach Antwerpen überführt und in der Franziskanerkirche beigesetzt. Der prächtige Grabstein gelangt nach dem Abbruch der Klarissenkirche in den Friedenssaal und ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen.



Literatur

Cools I, S. 12; Waesberghen Nr. 6 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 9 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 9 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 586 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 28 (Abb.); Bildnisse 1824 Nr. 18 (Abb.); Biographie Nationale de Belgique 2 (Brüssel 1868), Sp. 175-176; Gams 1873, S. 253, 527; BWN (2. Aufl.) 2, S. 371-372; NNBW 1, Sp. 313-314; Striedinger Nr. 27; Geisberg, Stadt Münster 2, S. 402-404 (Grabstein), S. 408 (Abb.); Tekotte, S. 52; Gauchat 1935, S. 125, 131; Poelhekke, S. 167, 300, 372, 476 u.ö.; Katalog Gripsholm Nr. 243, 726; APW Serie III C Bd. 1,1: Diarium Chigi 1639-1651, bearb. von Konrad Repgen, Münster 1984, S. 264, 312, 320, 369 u.ö.; Katalog Frieden 1988, S. 102-103. Niedersächsisches Staatsarchiv Bückeburg, Hausarchiv, F 1, A XXXV 20, M 74 (Korrespondenz 1772 mit Hinweis auf den Grabstein).

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 204f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Joseph de Bergaigne (Antwerpen 01.05.1588 - Münster 24.10.1647), Bevollmächtigter des spanischen Königs in Münster, 1645-1647


Devise


FORTITER ET MANSUETE

Tapfer und friedliebend



Kartusche


Josephus de Bergaigne Archiepiscopus, et Dux Cameracensium S·R·I· Princeps, Comes Cameracesii Administrator Episcopatus Sylvæducensis. Reg. Cath. Mai. Consiliarius Intimus, eiusdemq, ad Pacem Generalem Legatus Plenipotent.rius Ord· D· Francisci de Observantia




Wappenbeschreibung


Unter goldenem Schildhaupt, darin ein schwarzer Adler [hier nicht als Doppeladler und ohne den österreichischen Bindenschild] ('s Hertogenbosch), ist der Schild geviert. 1 und 4 zeigen in Gold drei (2:1) schwarze Löwen (Cambrai), in 2 und 3 steht im blauen Feld ein roter, silbern bordierter Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen Rosen mit goldenem Butzen (Bergaigne). Auf dem Schild ruht eine Adelskrone, dahinter erscheint ein Kreuzstab. Über allem schwebt ein Prälatenhut mit beiderseits je zehn Quasten.








Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648
aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 28
30,7 x 19,8 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18214 LM
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