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(144 KB)   Grabungsplan der Nordwestecke des Lagers Oberaden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / Josef Klem   Grabungsplan der Nordwestecke des Lagers Oberaden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / Josef Klem
TITELGrabungsplan der Nordwestecke des Lagers Oberaden


INFORMATIONDieser Plan zeigt den Kenntnisstand über die Nordwestecke des Lagers Oberaden nach den Ausgrabungen von 1908, 1963 und 1977-1981. Das Lager Oberaden ist vom Spätsommer des Jahres 11 v. Chr. bis zum Jahre 8 v. Chr. belegt gewesen. Es ist für zwei Legionen konzipiert und hat zumindest zeitweise mehr als 12.000 Mann beherbergt. Wegen seiner kurzen Belegungszeit ist das Lager Oberaden ein herausragendes Objekt, um die Lebensbedingungen römischer Soldaten während der Principatszeit zu studieren.

Links im Plan ist deutlich die Holz-Erde-Mauer mit einem vorgelagerten Spitzgraben zu erkennen (vgl. Bild 4 der Serie "Römerlager an der Lippe"  Medien). Etwa alle 25 Meter besaß die Mauer einen quadratischen Turm, der mit der Außenwand bündig stand und mit seiner Rückwand in das Lagerinnere hineinragte. Der mächtige Eckturm besaß eine Grundfläche von 4 x 4 Metern, die übrigen Türme maßen 3 x 3 Meter an Grundfläche. Die Pfostenspuren beim Eckturm konnten bisher nicht befriedigend geklärt werden.

Nach dem Herrichten des Lagerplatzes erfolgte zuerst der Auf- und Ausbau der 2.700 Meter langen Befestigungsanlagen, bestehend aus Spitzgraben und einer ca. drei Meter hohen und drei Meter breiten Holz-Erde-Mauer. Dazu mußten über 200.000 Kubikmeter Erde ausgehoben und in die Holzschalung der Mauer eingefüllt werden. Für diese Schalung mußten ca. 25.000 Eichen mit einem Durchmesser von 35 cm gefällt, halbiert und auf 20 x 20 cm Kantenlänge zugebeilt werden (VON SCHNURBEIN, 1981, S. 15). Allein für die Lockerung des Erdreichs (schwerer, lehmiger Boden) und das Ausheben des Grabens ist bei dem zur Verfügung stehenden Gerät ein Arbeitsaufwand von ca. 700.000 Arbeitsstunden (= 3,5 Stunden pro Kubikmeter) anzusetzen. Geht man davon aus, daß trotz der Dringlichkeit dieser Arbeit höchstens zwei Drittel der Besatzung dazu abgestellt werden konnten, so entfielen auf jeden Beschäftigten alleine fast 90 Arbeitsstunden Grabungstätigkeit. Der Arbeitsablauf für die Erstellung der Holz-Erde-Mauer läßt sich kaum berechnen. Bei ihrer Fundamentierung stießen die Römer auf die Schwierigkeit eines hohen Grundwasserspiegels, der stellenweise das Unterlegen von Querhölzern unter die Pfosten notwendig machte. Obgleich der Lagerbau immer wieder geübt wurde, dürften etliche Wochen, wahrscheinlich der ganze Winter 10/11 v. Chr. vergangen sein, bis die Befestigung stand.

Bereits zu Beginn des Lagerneubaus war das Straßensystem durch Vermessung festgelegt. Zwischen der Mauer und den ergrabenen Gebäuderesten befindet sich ein 26 m breites Intervallum. Hier verlief die via Sagularis (A), die im Lagerinnern an der gesamten Mauer entlangführte. Aufgrund von Entwässerungsgräben, die ursprünglich holzverschalt gewesen sind, lassen sich eine Nord-Süd verlaufende Straße (B) und eine in Ost-West-Richtung angelegte Straße (C) beobachten. Die Entwässerungsgräben verliefen jeweils in der Mitte der Straße, deren Breite die Ausgräber mit 26 m angeben. Es darf angenommen werden, daß bei einer derartigen Teilung der Straßen auch eine Ordnung bezüglich der Straßenseitennutzung existiert hat.

Im Westen des durch die Straßen eingegrenzten Gebietes sind die Grundrisse von acht Gebäuden erkennbar, die, in Zweiergruppen geordnet, durch vier bis sieben Meter breite Gassen getrennt sind. Im Norden ist mitten in die Straße hineingebaut ein neuntes Gebäude dieser Art zu erkennen. Das Gebiet westlich der angesprochenen Gebäude ist arm an Funden, während im Verlauf der Gassen auffallend viele Abfallgruben festgestellt worden sind. Hierdurch erhält die Grabungsfläche eine lineare Struktur. Der Befund erlaubt folgende Interpretation:

Analog zu anderen Lagern sind die Reste der neun Gebäude als Unterkünfte der Centurionen anzusprechen. In dem sich östlich an jeweils zwei aneinanderstoßenden Centurionengebäude anschließenden Streifen ( striga ) ist der Lagerraum für zwei Centurien ( 2 x 80 Mann) zu sehen. Aufgrund des Fehlens von Gebäudespuren und dem Auffinden einer Reihe von Zeltheringen muß angenommen werden, daß in diesem Lagerbereich die einfachen Soldaten bis zur Aufgabe von Oberaden immer noch in Zelten untergebracht gewesen sind. Die Versorgung mit Trinkwasser scheint recht gut gewesen zu sein. Es konnten mehrere Brunnen nachgewiesen werden (im Bild mit Pfeilen markiert; vgl. Bild 7 der Serie "Römerlager an der Lippe"  Medien). Im Norden befand sich nahe an der Mauer eine 4,5 x 11,5 m große Beckenkonstruktion aus Holz (L), in der die Gemeinschaftslatrine der Soldaten gesehen werden muß.

Stand den Centurionen 80 bis über 100 qm Wohnfläche in festen Gebäuden zur Verfügung, so waren die einfachen Soldaten doch recht beengt untergebracht. Ca. 640 Soldaten und ca. 65 Tragtiere mußten sich die von den Straßen A, B und C begrenzte Lagerfläche teilen, abzüglich der Centurionenunterkünfte.


Literatur

Kühlborn, J.-S.
Die neuen Grabungen der Nordwestecke des römischen Legionslagers Oberaden. - Germania 60, 2 (1982), S. 501-512, 1 Beilage.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / Josef Klem


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Alltagsleben römischer Legionäre | Dia 07, S. 21-23
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort1.12.1   Bergkamen, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-29
AUFRUFE GESAMT2928
AUFRUFE IM MONAT208