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(112 KB)   Römerdolch (pugio), gefunden 1967 bei den Ausgrabungsarbeiten im römischen Hauptlager Haltern  / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Römerdolch (pugio), gefunden 1967 bei den Ausgrabungsarbeiten im römischen Hauptlager Haltern  / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELRömerdolch (pugio), gefunden 1967 bei den Ausgrabungsarbeiten im römischen Hauptlager Haltern
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATION1967 ist dieser prächtige Römerdolch bei den Ausgrabungsarbeiten im römischen Hauptlager Haltern gefunden worden. Das obere Bild zeigt den Dolch in restauriertem Zustand, wobei der besondere Klingenmittelteil nicht wieder eingesetzt wurde und neben dem Dolch liegend zu sehen ist. Die Klinge weist die für die frühe Kaiserzeit typische Form auf, mit erhabener Mittelrippe und wellenförmig verlaufenden Schneidenrändern. Die Parierstange ragt nur minimal über die Klingenbreite hinaus. Deutlich ist zu sehen, daß der Griff aus mehreren Schichten aufgebaut ist, abwechselnd fünf Eisen-/Stahl- und Beinlagen. Parierstange und Griff sind mit reichhaltiger Tauschierung versehen.

Bei dem ehemaligen Klingenmittelteil lassen sich besonders an der Spitze (unteres Bild) einzelne Streifen Stahl- oder Eisenlamellen unterscheiden. Ein an der Spitze aus zwei Stäben bestehendes Kernstück ist zwischen mehrere zusammengeschweißte und v-förmig zugeschmiedete Lamellen gelegt und mit diesen feuerverschweißt worden. Daran schließt sich nach außen ein breiter Stab an, der an vielen Stellen ein faseriges Aussehen zeigt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Kernstück um Streifendamast. Als Damast werden Schmiedearbeiten bezeichnet, bei denen in einer erkennbaren Regelhaftigkeit harte (kohlenstoff- oder phosphorreiche) Stahllamellen mit weichen Eisenlamellen verschmiedet sind. Damastklingen sind elastisch und ihre Schneiden sind von dauerhafter Schärfe.

Selbst wenn die noch ausstehenden metallurgischen Untersuchungen ergeben sollten, daß es sich bei dem Klingenmittelteil um beabsichtigt hergestellten Streifendamast handelt, ist dieses Stück ein anschauliches Beispiel für allgemein gebräuchliche antike Schmiedetechnik. Damalige Eisenverarbeitungsmöglichkeiten erforderten das kräftige Durchschmieden relativ kleiner Metallbarren, um die nach dem Schmelzprozeß noch vorhandenen Schlacken zu entfernen. Mehrere kleine Barren wurden anschließend nach Bedarf zu einem größeren miteinander feuerverschweißt. Die Feuerverschweißung ist ein bereits sehr früh bekannter Arbeitsschritt beim Eisenschmieden. Dabei werden zwei übereinandergelegte Eisenstücke im Feuer erhitzt und anschließend mit einem schweren Hammer bearbeitet. Die bei jedem Hammerschlag durch den Schlagdruck erzeugte zusätzliche Hitze führt für kurze Augenblicke zu einem Schmelzen der aufeinanderliegenden Flächen. Auf diese Weise werden zwei Stücke miteinander feuerverschweißt. Daß es nicht immer gelang, alle Schlackeneinschlüsse zu entfernen, zeigt das untere Bild, wo zwischen zwei Lamellen deutlich ein Schlackenband (s. Pfeil) zu erkennen ist.

Um eine römische Legion mit der Erstausstattung an Waffen ausrüsten zu können, waren 38 Tonnen Roheisen notwendig (PETRIKOWITZ, 1975, S. 1). Verschiedene Funde im Rheinland (selbst Hufeisen und Nägel lassen die Wiederverwendung von Eisen erkennen) deuten auf eine umfangreiche Schrottverwertung. Im Gegensatz, dazu haben sich im Feldlagergraben in Haltern sehr viele Eisengegenstände gefunden, die offensichtlich mit dem Müll weggeworfen worden sind.

Zur Zeit des Augustus wurden Rüstungen und Waffen bereits in größeren Betrieben gefertigt. Mehrfach lassen sich aber auch Schmiedewerkstätten innerhalb der Legionslager belegen (z.B. Hauptlager Haltern), die entsprechende Arbeiten ausgeführt haben.


Literatur:

Ypey, J.
Drei römische Dolche mit tauschierten Scheiden aus niederländischen Sammlungen. - Berichten von de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek 1960-61, S. 347-362.

Höper, H.-J.
Damaszenerstahl - eine alte Schmiedetechnik (Diaserie mit Textheft). Münster, Eickelborn 1984.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Alltagsleben römischer Legionäre | Dia 03, S. 11-13
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort3.6.5   Haltern am See, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-29
AUFRUFE GESAMT1189
AUFRUFE IM MONAT132