QUELLE

DATUM[o. D. / vor 1668]
URHEBER/AUSSTELLEREngelhardt, Caspar, Bergmeister
TITEL/REGESTBericht des Bergmeisters Caspar Engelhardt über die Bergwerke im Erzstift Köln
TEXTGründtlicher bericht, was es itziger zeit mit den berckwercken im ertzstift Cöllen vor eine beschaffenheit hat [1]

(1.) Erstlich das kupferberckwerck der Alten Rohnarth [2] fundtgruben, bey der statt Olpe gelegen, da sein drey unterscheidliche kupfer- und eißenertzgenge und ist jeder gang an etlichen orteren bißweilen lachter mechtig mit eingesprengtem strengen ertz, so nicht wol schmeltzen will, waß sonsten die anderen gebew alß schacht, strecken und stollen neben stroßen und gesencke, sein noch in gutem esse. Und bawet nuhmer Henrich Engelhardt des berghmeisters sohns mit verlaghung m[eister] Arndtt Frießen kupferschmidts zu Eßloh und dessen gelde, weiln aber die kupfer ein zeithero in schlechtem preiß verkauft worden und man dieß berckwerk mit schweren koster erhalten muß, also ist kein uberschuß, dan die ertz gehen unter sich, vordt viel bergs heraußgefordert werden muß.

(2.) Soevill die 2 und 3 maßen an vorg[edach]ter fundtgruben gelegen, bauen ich und die wittibe Stümmelß, weile aber der stollen neben etlichen schechten, kunsthauß, radtstube, radt und stangenkunst baufellig gewesen, haben wir solches widder in einen guten wolstandt gebracht, so unß aber hundert goltg[ulden] gekostet. Weiln nun die ertze mehrentheil an die 14 lachter unter dem stollen müssen gewunnen werden undt sehr reich von kupfer sich befinden, wenhalben dan noch täglich eingesencket werden muß, da dan auch noch besser ertz zugewarten, worzu dan noch ein neuer stollen undt wasserkunst zu bauen notigh, so aber unter 1000 rthlr. nicht wird kosten können, wan aber solches volerzogen, wird verhoffentlich sich so mechtigs ertz ereugenen, alß von villen jahren hero nicht gewunnen worden. Weiln aber unser verleger m[eister] Arndt kupferschmidt zu Eßloh [3] auch durch das vil zu lang getauerte kreigswesen gantz außgemergelt und vorigem schlage nach kein gelt mehr verschießen kann, alß konnen [wir] wegen mangeltz uvel fortkommen.

3.) Das kupferberghwerck daselbsten die 4 und 5 maß genandt ist wegen verlags und der arbeiter mangel in stilstandt gerathen.

4.) Das kupferberckwerck die Junge Rohnardt ist verfallen geweßen und hat m[eister] der Arnd der kupfer[schmidt] & consorten selbigs widder aufzubauen angefangen.

5.) Das kupferberckwerck die Nassen Brüder genandt ist auch wegen des kriegswesens wie auch mangel verlaghs und der arbeiter in stilstandt gerathen.

6.) Das kupferberghwerck auf dem Cleußmer Berige [4] ist auch vor[edach]ter ursachen halben in stilstandt gerathen.

7.) Das eisensteinbergckwerck die Wiltzenbach im kirspel Wenden [5] gelegen, solches ist gantz verfallen gewesen, aber ungefehr für 5 jahr durch einen Olpischen bürgern, Johanneßen Werth genandt samt mitconsorten widder angefangen zu buwen und nihmer mehrentheils alles in guten wolstandt gebraucht, welcher aber an die 1000 rthlr. gekostet und ist der eysenstein in dem diefsten 1 1/2 lachter mechtigh und wirdt das fuder itziger zeit dvon verkauft fur 2 rtlr. und das eyßen, so darauß gemacht, zu klingenstahl praeparirt. Weil aber sein verleger Hanß Hille in dem versprochenen verlage nachleßig, so wirdts itzo nicht bearbeitet und ligt stille.

8.) Das Berckwerck der Junge Berwinckel [6] genandt ist auch durch das kreigswesen in niddergang gerathen.

9.) Sovil mein berckwerck den Grünseiffen [7] belangt, worinnen ich vor diesem silber, kupfer, bley und eisenertz gewinnen lassen, weilln aber schechte und stollen, so ich einmahl gebuet gehabt, widder verfallen, so hab ich vor 9 ungefehr jahren bey Eu[er] Churf[ürstlich] D[ur]chl[auch]t supplicando gehalten, umb 6 jahr den zehenten mit nachzulassen, damit dieselbe besser widder aufferbauen konnte, so habe sich dieselbe gnedigst resolvirt und an hern oberkelner geschrieben, ob nicht an g[edach]ten 6 jahrn etwas nachlassen wehre, hab ich mich erstlich uff 5, danacher uff 4 und entlich auf 3 jahr eingelassen, gleichwol zu keine effect gerathen konnen, dardurch ich dan, weil es mich an die 500 rtlr. gekostet in euserstes verderben geratehn und also dies berckwerck widder verlassen müssen.

10.) Das eisensteinberghwerck der Dickebruch [8] genandt ligt stille, da ist der eisenstein 3 oder 4 schueh mechtig neben gutem kupferertz, so darbey im anbrecht, welches vor dem wasser nicht kann gewunnen werden, bis daß ein stollen, der die wasser abnimbt, hinein gebauet wird, alsdan gib es ein gutes berckwerck.

11.) Soviel die berckwercke im kirspel Römmerßhagen [9] belangt, hat nuhmer graf Herman zu Cortorff unter seinem gebiete und genieset derselben.

12.) Die eisensteinberckwercke auf dem Elpertzhagen. [10] Derselben sein viere mit nahmen der gangh im hangenden, der mitteler gang, Kippesgang genandt, der gang im lieggenden genand Struppicher gang und Mertin Stochers gang, sein etliche lachters mechtig, auch kupferertz darneben und sein die die interessirende wegen großer einquartirung und ausgebung viellen schutz und contributionen deromessen ausgematt[et], daß sie in einem jahr gahr weinig bearbeitet, dadurch dan die schechte und stollen sehr baufellig worden.

13.) Das berckwerck Humlinghaußen [11] da ist guter eisenstein und kupfererz, ist aber des kreigs halber in 10 jahren nicht bearbeitet worden.

14.) Das berckwerck der Kupferseiffen, [12] das ist in viellen jahren nicht bearbeitet und bricht schon blanck kupferertz in weissem quartz, da nun diesem berckwerck sollen geholfen werden, müste ein dieffer stollen hineingebauet sein, so ohne schwere kosten nicht geschehen kann.

15.) Das berckwerck zu Sylbergh, [13] der Silberberg genant, solches ist von kauffhern von Achen gebauet, wie auch einen stollen hinein getrieben so noch offen, die schechte aber sein zugefallen und seind uber 15 lachter nicht dieff und sein in solchen gruben die anbrüche 4, 5 und 6 schuh mechtig und ist bey meiner zeit kupfer und eisenertz davon verschmoltzen worden. Es hat mich auch ein alter schmeltzer berichtet, daß er bey lebzeiten der kauffhern von Achen bley davon gemacht habe und weiln dieselbe verstorben, so ist es liggen blieben und konnte dieses berckwerck mit ungefehr 4[00] oder 500 rtlr. erbauet werden und wird vielmahl auf diesem bergh ein flammen von der bergwitterung gesehen, da alßdan groß glück vorhanden ist.

16.) Weitters sein noch viele bergwerck im ambt Bilstein, weiln aber dieselbe nicht bearbeitet werden, so weiß [ich] nicht davon zu schreiben und seind an diesen orteren zu solchen berghwercken kohlen gnugh, so alle in die grafschaft Siegen diesem lande zum großen schaden gefüret werden.

17.) Folgt der bericht wegen der berghwerck im ambt Schönstein. [14] Da ist erstlich eine grube, die Rasselskaull genandt, selbigs habe ich mit großen uncosten aufgebauet, aber durch das leidige kreigswesen solches verlassen müssen, darinnen kupferertz und eisenstein zu gewinnen ist, und sein solcher berckwercke noch mehr alda zu finden. So bin [ich] auf dem Haus Schönstein berichtet worden, daß dem herrn daselbsten Frantz Wilhelmen von Hatzfeldt der zehenten vom eisenstein wie auch von der da habenden hütten von Ihr Churf[ürstlich] D[ur]chl[aucht] Ernesto christseliger gedeichtnüß solle verwehret sein, dessen sollte er nötig bauholtz zum berckwerck außfolgen lassen und da deme gleich also wehre, so doch gantz ein geringer, so müssen die interessenten der berckwercke der bergordtnungh gemeeß einem verordneten landtberghmeister gleichwol satisfactionen leisten, so aber mermaln geschehen, wovon [ich] dan vor diesem Ew. Churf. Dchlt. Bericht gethan, wie [ich] mich hirinnen zuverhalten aber noch zur zeit keine resolution bekommen. Alß bitte [ich] nachmals untertehnigst, mich fernern verhaltens gnedigst zu berichten, dan es Ew. Churf. Duchlt. Zum großen schaden geneigt.

18.) Sovil die reinischen berckwercke alß zu Reinbreidenbach, [15] S. Catharina, zu Portzsche, [16] die Heiligen Drey Könige, Segen Gottes neben dem Eißen Knipe, lieggen all in stilstandt. Was aber das eisenstein berckwerck zu Wehrdt [17] sambt der eysenhütten belanget, weiß ich nicht, ob Ihr Churf. Dchlt. der zehente davon berechnet wirdt und sein den orttern noch vielle berckwercke, weile aber dieselbe nicht bearbeitet werden, so weiß [ich] auch davon nicht zu schreiben.

19.) Die berckwerck im Metzget [18] als das bleyberckwerck der Landtgraff und Heittenstollen genandt neben dem bleyberge liegge alle stille und werden nicht bearbeitet.

20.) Das Erbensteinische berckwerck zu Entorff so gantz nidderfellig gewesen ist nun vor ungefehr dreyen jahren selbigs von dem juncker zu Lehnhaußen et consorten widder zu bauen angefangen worden, weile aber durch Ihr Gn[aden] herrn Landtrostens kreigsofficirer die berghleute zum kreigsdienste gezwungen, ist dasselbe auch widder in stilstandt gerathen, wie auch die schmeltzhütte daselbsten.

21.) Das berckwerck, die Kremen, [19] als bleyertz ligt stille.

22.) Das eisensteinberckwerck Rodtlo ligt stille. [20]

23.) In der Salbey eisenertz ligt stille. [21]

24.) Das kupfer berckwerck bey der freyheit Hagen der Gusenberg [22] genandt kann nicht bearbeitet werden, bis ein dieffer stollen hinein gebauet wirdt.

25.) Das kupferberckwerck zu Breentschet ligt stille. [23]

26.) Weiters sein noch vielle berckwercke in der graffschaft Arnsbergh wie auch im ambt Balbe, [24] so nicht bearbeitet werden.

27.) Waß sonsten die berckwercke bey Meschede, Beelicke und statt Rüden belangt, dieselbe lieggen alle stille.

28.) Wie auch die berckwercke umb Brilohn alß bley, kupfer, galmey, dern unterscheidtlich sein, lieggen alle stille, verlags und arbeiter halben.

29.) Weiters sein unterscheidtliche kupfer-, bley- und eisensteinberckwerke umb Almen, Bleywesche, Buchholtz und dern örther, so in diesen kreigswesen niddergengig worden, allein wegen mangel geldts und arbeiter.

30.) Das kupferbergweck zu Messinghausen sein die gewercken in meinung, selbigs widder anzutreiben.

31.) Das schieffer berckwerck bei Bigge auf dem Antfelt bauen etlich haußleuthe [25] und nehmen die junckeren daselbst den zehenten, wodurch sie nun diese freyheit haben, ist mir unbewust, wie auch wegen einer eisenhütten im Schleborn, welche von andern erbauet und angetrieben, aber der juncker zu Antfelt nimbt das zehenteisen.


Folgt das Eckenfeldt

32.) Was anlanget die sämbtlichen berckwerck auf dem Eckenfeldt, das ist eysenstein gnug in die dieffe und gute anbrüche, kann aber nicht allzeit wegen ubrigen wassers gewunnen werden; ob nun woll zwarn die gewercken auf einen unzeiten rath und angeben eine mühl oder schraubenkunst in die essen [26] gesetzt in meinungh, die wasser zu zwingen, so hat es doch seinen effect nicht erreichen wollen, sondern bei ihren vorigen alten pumpen, die wasser herauszubringen verbleiben müssen, damit nun aber diesem berckwerck da besser fortgeholfen werden möge, so habe ich mit consent der hern gewercken selbigs neben anderen mitverstendigen berghleuten besichtigt und rathsamb befunden, daß das neue schwalgsholl, welches das wasser [27] [...) inen kann abgesuncken werde oder das man ein dieffer stollen unter dem alten in das Eckenfeldt eintreiben thete, welchen alßdan der wie wasser abnemmen könnte, zudeme so hab ich den h[erren] ghewercken wie auch den erbstölnern in anno 1648 am 12. Juny gezeiget und angeben, weiln das Schwalgsholl neben dem stollen in esse zu bringen, auch vil geldes kosten würde, so sollten sie ihr Churf. Dchtlt. Kammerguet und dem gemeinen wesen zum besten eine windtmühle, die wasser herauszubringen bauen, und wan solches geschehen, so konnte noch 6 oder 7 lachten dieffer gesuncken und ertz gewunnen werden. Inmittelst könten sie den dieffen stollen mit gelegenheit treiben, verbleibe aber wegen großer ruin des kreigs einen wegh alß den anderen.

33.) Anlangent die eisenstein berghwerke auf dem Lünigsholl, so vielle jahr nicht bearbeitet worden, hab ich mit hülf anderer guter hern den oberen stollen, schacht, radtstube und wasserkunst mit schweren uncosten widder erbauet, daß nun widder etliche gruben zehenten geben, weiln aber die kunst das wasser [weil der dieffe stollen noch nicht durchschlegigt] nicht besser bezwingen kann, den gewercken auch das vielle bauen zu beschwerlich fallen thuet, alß haben sie mich selbigs zu besichtigen gefordert, da hab ich innen eine neue stangenkunst zu bauen angeben, so auch mehrentheils in esse, aber wegen etlicher hern gewercken, so ihr gelt nicht erlegt, im stilstand und noch nicht verfertigt.

34.) Weiters sein noch in dem Girßhagener feldtmarck vielle und mechtige eisenstein berckwercke, so die Waldeckischen unter sich zu bringen gedencken, alß mit nahmen der Wahtzenberg, [28] der Webbel und dergleichen noch mehr, so nicht bearbeitet werden noch bearbeitet werden können, biß solangh die schnädt auf den grensen verneuert, [29] worüber ich auch vor diesem meinen bericht Ew. Chrf. Dchltt. unterthenigst vorgetragen, aber noch zur zeit kein resolution darauf bekommen, so bitte [ich] nochmalß, deroselben kammerguet und dem dem gemeinen landtnutzen zum besten, die gnedigste verordtnung angeben lassen woille, damit die schnädt verneuert und der streit vergliechen werde, alß wirdt die tägliche erfahrung den großen wolstandt, so darauß ersprießen wirdt, mitbringen.

35.) Folgen die berghwercke auf dem Beringhoff im hochgericht Brilon, deroselben sein zwahr werden, aber nicht alle bearbeitet und ist mechtiger eisenstein aldo vorhanden, so aber von eißen nicht so guet als Lünighoell.

36.) Die eisenstein berckwercke der Grotenbergh genandt sein noch mehrentheil in esse, aber werden nicht alle bearbeitet und ist schlecht von eisen.

37.) Folgen die eisenstein berghwercke am Eisenbergh bey Brilohn, derselben sechße, werden aber anitzo mehr nicht alß auf zweyen gearbeitet und wan diesen gruben soll geholfen sein, so muß ein dieffer stollen hinein gebauet werden und ist sehr guten eisenstein, auch der hütten zu Bigge neben andern wolgelegen.

38.) Folgen die berckwercke auf der Churf. Bergfreyheit Sylbach von silber, kupfer, bley wie auch eisenertz neben der schmeltzhütten

Dieser berckwercke sein unterscheidtliche, da vor diesem aufgebauet worden, weiln aber der kreigh die einwohner sehr verdorben, dieselbe auch kein verleger haben können, so sein sie in stilstand gerathen, wie auch die Churf. Schmeltzhütte, so vor diesen von den Sylbacher in bau erhalten worden, nuhmer aber sehr baufellig, welche doch sunderlich muß zu wolstand erhalten sein, damit, wenn die berckwerke widder in esse gebracht, die ertze konnen zu guet gemacht werden.


Folgen weit die berghwercke, so mir bewust und bey Rambspeck lieggen.

39.) Erstlich das berckwerck der Alte Rieß genandt, daselben stein gebrochen plendiger silber und bleyertz, auch kupferkyß dabey.

40.) Wie auch das berckwerck der Dörrenbergh genandt, alda ist silber, bley und kupfer mit eingesprengter blende gebrochen worden.

41.) Das berckwerck der Pastenbergg genandt, da ist viel arbeit geschehen, aber nicht dieff und ist kupferertz gebrochen worden. Ist aber wegen der berckwitterung und bergharten zu ersehen, daß ein großes glücke aldo zu gewarten, zu dem ende auch daselbsten uber Rambspeck eine schmeltzhütte erbauet, so balt widder in esse kann gebracht werden. Alleine ermangelt es an bestendigen verlegern, wemhalben sie noch im stilstand verplieben und nicht widder auferbauet worden.

42.) Weiter ist ein berckwerck mit nahmen der Plattenberg, [30] worinnen bleyertz gebrochen worden, aber wegen wasser itzo nicht kann gewunnen werden, zu welchen aber nun durch mich berckmeistern, zehenteren und consorten ein stollen angefangen, so die wasser abziehen wird.

43.) Dieweile auch die berckordtnung bezeuget, daß wan unvermogene gewercken berckwerck bauen und ertz gewinnen, daß innen mit kohlen und holtz zum schmeltzen geholfen werden möghe, die ertz zu güete zu machen, so ist solches hiesiger orther nicht observirt worden, sondern wan einem Gott der allmechtige mit großem baukosten ertz bescheret, so muß er auch die kohlen theuer an sich bringen, die köhler und haußleuthe mit vielem geldt verschießen. Wan nun schon dieses alles geschehen, so halten sie doch keinen abscheid, dannenhero die gewercken ihrem verläger auch keinen glauben halten konnen, wodurch dan die berckwercke gestollet, die verlägere einen abscheu tragen und die gewercken auch in die eußerste verderbnüß und armuth gerathen. Ob nun wol solches offtermahl bey dem abgelebten hern landtrosten gesucht und umb remedyrung dessenselben angehalten worden, ist kein anderer bescheidt ergangen, alß daß man sollte den köllern geldt auf kohlen verlagen, sonsten mogten sie dieselben außer landes verführen, wie mir dan selbsten, da schon der verlagh gethan, widderfahren und [ich] dadurch in großen schaden gerathen bin, sein dieserhalb auch noch heutige stundte die kohlen in hohem preyß, daß kein außbeuthe oder uberschuß zu machen ist und sollte solches außfuhren der kohlen in andere länder [wodurch dan die versteyger- und teuerung deroselben erspreust] nicht geendert werden, müßten die berghwercke nicht zum geringen nachtheil Ew. Churf. Dchtl. interessen und gemein landtnutzen in großen abgang gerathen und auch einer einen schweren wolgefüllten beutel haben, der die köller und haußleute alle vorhin verlagen sollte, darumb dan dieser punct woll zu beobachten, daß die kohlen binnen landts behalten werden mogen.

44.) Sovill die mühlen- und gestelstein berckwerck zur Caldenhardt [31] belangt, dieselben bauen die bürgermeister neben etlichen ihren mitbürgern daselbsten und ist dasiger herr richter mit nahmen Gerhardt Richters uff alle berckrechnung jenen sein solarium alß järlichs fünf rthlr. richtiger rechnung von dem Churf. zehenten einzuliebern angeordnet, welcher maßen aber sie nun mit abbruch und abzwackung Ew. Churf. Dchlt. cammerinteresse erlose und fraudulenter gehandelt, ist in beygelegtem extract protocols, mit lit[tera] A gezeichnet, zu ersehen, dieser gestalt, waß sie vor 5 1/2 oder 6 rthlr. verkauft, meinem gnedigen herrn nicht höher alß für drei berechnet und bezahlt haben.

[45.) Betreffend die salpetersieder ist rechtens, daß dieselbe, sie sieden, wo sie wollen, davon Ihr Churf. Dchtlt. den zehenten und den grundherrn ihr ius zu entrichten schuldig, demselben aber widdersetzlich zujegen gehandelt wird, wie in der schimpflichen beylage sub lit[tera] B zu ersehen wie auch desgleichen an anderen örteren mehr beschicht und da der Churf. zehnte nicht sol unterschlagen werden, so müssen die salpetersieder wie vor diesem auch geschehen an den ortern, da sie sieden, von einem ordentlichen berckmeister in nahmen Ihr Churf. Dchtlt. sich belehen lassen, so kann alsdan alles widder in richtige ordnung gebracht werden, welche in diesem leddigen berigtweßen verwindtschlaget worden.


Folgen etliche motiffliche gravamina von dem berckambte

1.) Die berckwercke sein ruinirt und schwach worden durch das continuirliche hochverderbliche kriegswesen, in dem die interessirende gewercken uff bercktheilen, hütten und hemmern gantz verderben, durch die stetige überzüge, einlogirungen, außplünderungen aufferlegte ohnerträgliche contributiones, schwere licenten, daß die gewercken kein credit noch verlag haben können, die meiste parth von hütten und hemmern undt wüeste liegen, keine mittel des verlags obhanden.

2.) Die berckleutte - jegen die Churf. ordnung - genießen gar keine freyheit, werden von anderen obrigkeiten und richter gezwungen und zum oftern für die gerichte gefordert, müssen die arbeit stehen lassen und konnen ihrer vocation nicht abwarten, da sie sonsten auf Samstag nachmittage nach endung ihrer wochenarbeit wol konten gehördt werden, zu dem dan auch gedachte berckgnossen, die sich taglich in der berckarbeit finden lassen, vermüge unterscheidtlichen von Ew. Churf. Dchlt. außgelassenen, auch von deroselben herrn räthen zu Arnßbergh confirmirten befelchen von den personalibus oneribis befreyhet, auch uber ihrer güter contingent mit keinen übermesigen contributientibus beladen und ubernommen werden sollten, so wird doch selbigs weinigh beobachtet, sondern dieselben vor und nach über die gepüer in solchen fällen mitgenohmen und darfür executirt worden.

3.) Die adeliche und geistliche haben und bauen hütten und hemmer, ziehen die gewercken an sich, welche nach etwa e[in] stück geldts beybringen können, pratendiren libertatem, geben Ihr Churf. Dchtlt. keinen wasserzins oder zehenten, alß in specie juncker Gogreven zu Sellinghaußen, welche haußleuthe zu mitgewercken hat, von welchen das berckamt den zehenten entfangen, der juncker aber denselben den gewercken widder mit gewaldt abgenötigt, so die auch mit alten registern erweißlich, das die g[edach]te hütten und hemmer zu Sellinghausen Churf[ürstliche] interesse geben. Item ist ein hütte auf der Schmalen Ahwe im ambt Brilohn, den junckeren zu Brockhaußen zugehörig. Item daselbst eine auf dem Schleborn, den junckeren zu Antfeldt behörlich, von welchem der zehenten nicht praestirt wird, derselbe wol järlich 100 rtlr. plus minus impostiren konnte, ohne unterscheidliche vermeinte freyhe hemmer.

4.) Bey diesem puncte wehre wol zu bedencken, ob nicht vonnöten, daß dem berckmeister befohlen würde, keinem zu gestatten, neue hütten und hemmer zu bauen, eß geschehe dan mit dessen consentz und vorwissen und [...) [32] die gewercken sich reversiren, dan das Churf. interesse zu geben und solche einem patent möge einverleibt werden.

5.) Ferner woll zu perponderiren, weil die eisenberckwercke im ambt Brilohn nach langem gebrauch und abführung sehr in die dieffe fallen und mit schweren künsten und kosten die steine müssen gewonnen werden und dan an der landtschnäde mit Waldeck vielle unterscheidliche eisenberckwercke obhanden, welche Waldeck streitig machen, ob nicht rathsamb, nach vorigen geschehenen vorschlägen mit ziehung der schnädte fortzufahren und ein mittel an die hand zu nehmen, damit entwedder streit vergliechen, der algmeine nutze und Ihr Churf. Dchlt. cammerrenten mögen befördert werden.

6.) Hohe und nidere beambten, richter, stätte und andere turbiren den berckmeister in seiner function, hat keine parition nach der berckordnung, die executiones werden ihme denegirt und zur confusion der berckordnung verweigert, wollen ihme nicht gestatten, die excessus uff hütten und hemmern waß deme anklebt nach der berckordnung und berckrechten zu straffen, wie in beygefügten schreiben lit[terae] A, B, C, D, E und F zu sehen [33] , und ob er schon daruffe vilmalß geklagt, aber niemals manutenetz darüber haben können und deßweegen contenus disputen haben muß, bittet also manutenentiam sive functionis mit ertheilung eines neuen patentz und commissions damit er zur erforderung des berckampts möge ohnturbirt bleiben. Zu dem ende dan auch nötig sein wollte, daß allen und jeden gebotten würde, welche wegen berckwercken, hütten und hemmer und was denselben cum pertinentiis ankleben zu clagen und einer jeden den anderen zu praetendiren. Solches für dem bergambt justificiren müssen, dan nach dem gericht und bergsachen also geschmehlert und verkleinert und dem bergmeister alle eintracht gethan, hat es leider die erfahrung gegeben, daß die bergsachen und Churf. interessen sehr abgenohmmen.

7.) Weiln auch gedachter bergmeister mit über belästigten kreigsbeschwerungen, auch uber seine güter contingent übermeßigen contributionibus, hohen und schweren einquartirungen und dergleichen oneribus dermaßen enervirt und ausgemergelt worden, daß dafern ein solches also continuiret werden sollte, ihme unmöglich sein wollte, sein oblieggendes officium recht und der gepuer zu verwalten, woruber auch gnedgister remediirung unterthenigst erwartent ist.

8.) Nun ist notorium, daß die bergwercke im fürstentumb Westphalen die recht nahrung sein, davon gelt ins land kombt und der gemeine landnutzen damit befordert wird und weiln berghleute und arbeiter vonnützen, dern vielle in den kreig verlaufen, verstorben, verdorben, also wehre wol zu bedencken, ob nicht kann ordnung gemacht werden, wie in andern landen, daß bei den hausleuten, die kinder haben, davon etliche zu berckknaben mogten applicirt werden, und weiln der liebe friede sich veranlasset, also wird in wahrheit berichtet, daß fürsten und herren ihre berckwercke widder hochrühmblich in landen befordern und mit gemeinen mö[gen] in wolstand bringen.

9.) Endlich wolle auch woll nötig sein, die bergordnung zu revidiren, an etlichen ortern zu erleutern und weiln kein exemplaria im lande, also neu in druck publiciren zu lassen.

Caspar Engelhardt, bergmeister


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
BESTANDKurköln IV
SIGNATUR1275 (Regalien Bergwerke 1668-1757)


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 505-512


FORMALBESCHREIBUNG[uFN1] Der Bericht ist undatiert. Die Datierung auf 1668 in der Teiledition Beschreibung 1890, S. 206ff. wird gestützt durch die Laufzeit auf dem Aktendeckel (Regalien Bergwerke 1668-1757). Gegen diese Datierung spricht, daß im Bericht § 34 der noch nicht stattgefundene Grenzausgleich mit Waldeck am Wartensberg und am Webbel erwähnt wird. Dieser Grenzausgleich fiel in das Jahr 1663. Deshalb fiel Engelhardts Bericht sicher in die Zeit vor 1668, jedenfalls näher an 1648. Engelhardt selbst ist um 1590 in Olpe geboren und fungierte seit 1643 als Bergmeister, letztmals 1658 (AFH 5417). Möglicherweise ist der erhaltene Text eine 1668 angefertigte Abschrift von Engelhardts älterem Bericht. [uFN2] Rhonard bei Olpe. [uFN3] Eslohe. [uFN4] Olpe-Neuenkleusheim. [uFN5] Wilsmicke bei Wenden-Elben; Vorlage: Wensen. [uFN6] Bei Olpe-Altenkleusheim. [uFN7] Bei Olpe-Rhonard. [uFN8] Bei Olpe-Günsen. [uFN9] Wenden-Römershagen; Graf Hatzfeld zu Crottorf. [uFN10] Elpershagen bei Olpe-Neuenkleusheim. [uFN11] Lage unbekannt. [uFN12] Bei Olpe-Rehringhausen. [uFN13] Kirchhundem-Silberg; das für Winterberg-Silbach nachgewiesene Eigentum Aachener Kaufleute könnte an eine Verwechslung denken lassen, doch ist die Positionierung innerhalb der Bergwerke des Raums Olpe so eindeutig, daß dies ausscheidet. Somit hätten Aachener Kaufleute in Silberg und Silbach investiert! [uFN14] Außerhalb des Herzogtums Westfalen. [uFN15] Rheinbreitbach. [uFN16] Köln-Porz? [uFN17] Lage unbekannt, im Rheinland? [uFN18] Lage unbekannt. [uFN19] Lage unbekannt. [uFN20] Rotloh bei Sundern-Röhrenspring. [uFN21] Eslohe-, Nieder- bzw. Obersalwey. [uFN22] Justenberg bei Sundern-Hagen. [uFN23] Sundern-Brenschede. [uFN24] Balve. [uFN25] Bauern. [uFN26] Von lat. esse: in Gang setzen. [uFN27] Textstelle in der Falz nicht lesbar. [uFN28] Wartensberg. [uFN29] Schnad zur Vermessung der Grenze zwischen Kurköln und Waldeck. [uFN30] Plattenberg bei Brilon-Messinghausen. [uFN31] Rüthen-Kallenhardt. [uFN32] Über der Zeile: ein Wort (acht?). [uFN33] Anlagen fehlen.


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.4   1650-1699
Ort2.45   Westfalen, Hztm. < - 1802>
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2008-02-13
DATUM ÄNDERUNG2010-08-06
AUFRUFE GESAMT2627
AUFRUFE IM MONAT226