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(58 KB)   Der "Burghauptmann von Wewelsburg", Manfred von Knobelsdorff, im Gespräch mit dem Detmolder Privatforscher Wilhelm Teudt  / Detmold, Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold   Der "Burghauptmann von Wewelsburg", Manfred von Knobelsdorff, im Gespräch mit dem Detmolder Privatforscher Wilhelm Teudt  / Detmold, Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
TITELDer "Burghauptmann von Wewelsburg", Manfred von Knobelsdorff, im Gespräch mit dem Detmolder Privatforscher Wilhelm Teudt


INFORMATIONSchon vor der Genehmigung des Mietvertrages durch den Reichsschatzmeister der NSDAP, nach dem die Wewelsburg für einen jährlichen symbolischen Mietpreis von "1,- RM" auf "die Dauer von einhundert Jahren, beginnend mit dem 1. Januar 1934 und endigend mit dem 31. Dezember 2033", in den Besitz der SS übergehen sollte, bezog Manfred von Knobelsdorff als neu ernannter "Burghauptmann" mit Frau und Kindern Anfang August 1934 seine Wohnung im Südflügel der Burg. Da sein Berufsweg für eine große Zahl von SS-Führern als typisch angesehen werden kann, sollen die wichtigsten Daten hier kurz aufgeführt werden:

Manfred von Knobelsdorff (1892-1965)
1914-1918 
Berufsoffizier im 1. Weltkrieg, Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse 
1919 
Entlassung aus der Armee als Hauptmann 
1919-1934 
Vertreter einer Parfümfabrik; verheiratet mit Ilse Darré, einer
Schwester des NS-"Blut- und Boden"-Ideologen Richard Walter Darré 
1934-1938 
als hauptamtlicher SS-Führer, zuletzt im Range eines Obersturmbannführers, "Burghauptmann von Wewelsburg" 
Anfang 1938 
Wechsel in den "Reichsnährstand" seines Schwagers Darré 
1939-1945 
Kriegsdienst im Heer 
nach 1945 
Wiederaufnahme der früheren Tätigkeit als Vertreter 


In seinem Bericht über die feierliche Übergabe der Wewelsburg an Himmler am 22.09.1934 preist der "Völkische Beobachter" pathetisch ihre Lage "im alten Reich der Sachsen". Und weiter heißt es: "Nur wenige Kilometer weit liegen die sagenumwobenen Externsteine mit der Irminsul, und von Ferne mahnt die Gestalt Hermann des Befreiers von der Grotenburg..." (vgl. Dokument 2  Quelle).

Das NS-Blatt traf mit dieser Darstellungsweise durchaus Himmlers Vorstellungswelt einer phantastischen Germanenmystik, vermischt mit pseudowissenschaftlicher Rassentheorie, Ahnenkult und Runenverehrung - eine abstruse Mischung, die dennoch ernst genommen werden muß als Extrakt eines weit verbreiteten deutsch-nationalen und deutsch-völkischen Gedankengutes. Als geradezu klassisches Beispiel für eine derartige völkische Gesinnung darf hier der ehemalige evangelische Pfarrer Wilhelm Teudt genannt werden, der seit 1920 als Privatforscher für Germanenkunde in Detmold tätig war. Bereits vor dem politischen Sieg des Nationalsozialismus hatte er die bizarre Felsengruppe der Externsteine als "uralte germanische Kultstätte" gedeutet und sie dadurch nach dem wohlbegründeten Urteil des ehemaligen Detmolder Archivdirektors Erich Kittel zu einem" Tummelplatz der Schwarmgeister" gemacht.
Angesichts solcher Geistesverwandtschaft ist es kaum verwunderlich, daß es bald zu einem regen Gedankenaustausch zwischen dem greisen Teudt und Knobelsdorff mit seinen jungen SS-"Wissenschaftlern" auf der Wewelsburg kam. Die Krönung seiner Zusammenarbeit mit der SS bildete 1936 für Teudt die Verleihung des Titels Professor durch Adolf Hitler Es folgten jedoch bald Groll und Resignation, als er sich immer mehr von der SS aus der Verantwortung für die von ihm gegründete "Pflegestätte für Germanenkunde" verdrängt sah.

Bereits die ersten, Anfang 1934 vorgelegten Ausbaupläne des Architekten Bartels zeigen, daß die ursprünglichen Pläne des SS-Rasseamtes, auf der Wewelsburg rasch mit einer breiten ideologischen Schulung der SS-Führer zu beginnen, aufgegeben und eine bemerkenswerte Verlagerung ihrer vorgesehenen Aufgabenstellung zugunsten einer pseudowissenschaftlichen Grundlagenforschung zur Untermauerung der SS-Rassenlehre eingetreten war. Auf den Umbauplänen sind nämlich keine größeren Klassen- oder Schulungsräume ausgewiesen, sondern lediglich enge, zellenartige Räume für vertiefte Einzelstudien. Die dafür erforderliche "Grundlagenforschung" betrieb eine von Knobelsdorff ausgewählte Gruppe junger "ideologisch gefestigter" Wissenschaftler für "germanische" Vor- und Frühgeschichte, Mittelalterliche Geschichte, Volkskunde und Sippenforschung als grundlegende Disziplinen im Sinne der SS-Ideologie. Ihr "Wissenschafts"-verständnis entlarvt sich selbst bei der - allerdings vergeblichen - Suche nach einem Fachmann für "Germanische Himmelskunde" als "Rüstzeug zur weitanschaulich-politischen Schulung" (vgl. Dokument 3  Quelle).


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZDetmold, Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
OBJEKT-SIGNATURD 72 (Wilhelm Teudt), Nr. 14


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 02, S. 12-14
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT10160
AUFRUFE IM MONAT570