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TITEL | Rathaus Soest | |
INFORMATION | lm Jahr 836 wird die "villa Sosat" erstmals urkundlich erwähnt, doch ist in Soest wahrscheinlich schon Ende des 8. Jahrhunderts nach der Aufteilung Sachsens in Missionssprengel eine St. Petri geweihte, hölzerne Kirche errichtet worden, bei der sich bald Kaufleute niederließen. Um 960 erbaute Erzbischof Bruno von Köln in Soest eine Pfalz und gründete 965 das Kloster und die Kirche St. Patrokli. Vermutlich waren die Kölner Erzbischöfe schon im 7. Jahrhundert in der Gegend um Soest reich begütert und dehnten ihren Besitz bis zur Übernahme des Herzogtums Westfalen (1180) konsequent weiter aus. Vor der Nordseite des bereits Ende des 10. Jahrhunderts befestigten Siedlungskerns, der sich noch heute als Rechteck im Grundriß der Stadt abzeichnet, ließen sich im 11. Jahrhundert zahlreiche Kaufleute nieder, und es entstand die Marktstraße, ein Marktplatz und - wie in Münster - eine Kaufmannskirche. Das rasche Aufblühen der Stadt ergab sich zum einen aus ihrer Lage am Hellweg, zum anderen profitierte ihr Handel von innerstädtischen Solquellen für die Salzgewinnung und auch von der Fruchtbarkeit der Soester Börde. Um 1100 begann Soest ein eigenes Marktrecht auszubilden, das bereits 1144 durch den Kölner Erzbischof auf Medebach übertragen wurde, und vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts erhielt die Stadt vom Kölner Erzbischof Arnold II. ein Stadtrechtsprivileg. Als bedeutende Handelsstadt war Soest einer der vier westfälischen Vororte der Hanse und betrieb regen Fernhandel über Lübeck - an dessen Gründung 1158 durch Heinrich den Löwen Soester Kaufleute wesentlich beteiligt waren - und die Ostsee nach Wisby auf Gotland und Nowgorod sowie nach Flandern und England. Im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts ließ Erzbischof Philipp von Heinsberg eine neue Pfalz errichten und die noch heute in weiten Teilen erhaltene, kreisförmige Stadtbefestigung anlegen. 1225 zerstörten die Bürger Soests die erzbischöfliche Pfalz. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte versuchte die Stadt, ein eigenes Territorium in der Börde zu erwerben und sich gleichzeitig von der Herrschaft des Kölner Erzbischofs zu befreien. Während der Soester Fehde (1444 -1449) schließlich löste sie sich gewaltsam vom Landesherrn und schloß ein Bündnis mit dem Herzog von Kleve, der allerdings nur nominell die Herrschaft übernahm. Der allmähliche Rückgang des Handels seit dem 14. Jahrhundert, die Seuchen des 16. und die kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. und 18. Jahrhunderts führten jedoch zu einem langsamen wirtschaftlichen Niedergang, so daß der Handel sich immer weiter auf Stadt und Börde beschränkte und Soest sich zu einer bescheidenen Landstadt zurückentwickelte. Das Rathaus ist in den Jahren 1713-1718 im Stil des Barock errichtet worden. Der Barock breitete sich etwa in der Zeit von 1600 bis 1750 von Rom über Flandern in ganz Europa aus und wurde vor allem vom Repräsentationswillen der weltlichen und geistlichen Fürsten getragen. Die Bauten dieser Epoche kennzeichnen lebhaft bewegte Formen, kurvige Linienführung sowie reichen plastischen und malerischen Schmuck oder strengere Formen, bei denen das barocke Element in den gewaltigen Ausmaßen liegt. Das Soester Rathaus steht wie ein 1230 erstmals urkundlich erwähnter Vorgängerbau, von dem noch ein ostwestlich verlaufendes Tonnengewölbe (um 1200) im Keller des heutigen Rathauses erhalten ist, nördlich der Kirche St. Patrokli, an deren Westbau es unmittelbar anschließt. Schon im 13. Jahrhundert waren dem Rathaus nach Osten weitere, von der städtischen Verwaltung genutzte Gebäude angefügt worden, durch die zwei rechteckige Innenhöfe unterschiedlicher Größe entstanden. Der Westflügel des heute noch immer von der Stadtverwaltung genutzten Gebäudekomplexes ist das eigentliche Rathaus. Bevor der Flügel erbaut wurde, kaufte die Stadt drei nördlich des Gebäudes liegende Gademen hinzu und stattete den Neubau mit einer westlichen Schaufront von repräsentativer Breite aus. Das zweigeschossige Gebäude besteht aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. Die Ecken werden durch Quadersteine betont, Erd- und Obergeschoß sind durch ein kleines umlaufendes Gesims getrennt. Im Erdgeschoß befindet sich eine neunbogige Halle mit jeweils einer Bogenöffnung zu den Seiten des Gebäudes. Die flachen Rundbögen ruhen auf Pfeilern mit quadratischem Grundriß. Auf den Schlußsteinen der Bögen ist je ein Buchstabe bzw. eine Zahl des Schriftzuges "ANNO 1713" angebracht; nur den mittleren ziert eine Maske mit einer aus dem Mund wachsenden Traube. Über den seitlichen Bögen stehen im Norden ein Standbild des "Jägers von Soest" und im Süden die Figur des Bürgermeisters Otto Gerhard Glotz mit einer "Recht muß Recht bleiben" betitelten Schriftrolle in der Hand. In seine Amtszeit fällt der Neubau des Rathauses. Die Fenster im Obergeschoß besitzen an der West-, Nord- sowie Südseite profilierte Rahmen. In der Mitte des Gebäudes wird das Dachgesims durchbrochen und durch einen verputzten Backsteingiebel mit Dreiecksbedachung betont, der eine rundbogige Nische mit der Statue des Stadtpatrons St. Patroklus beherbergt. Über dem Mittelfenster ist in einen rechteckigen Sandstein eine ovale Nische eingearbeitet, in der ein doppelköpfiger Reichsadler abgebildet ist. Oberhalb des mittleren Bogens befindet sich in einer architektonischen Umrahmung das von zwei "Wilden Männern" gehaltene Stadtwappen. Dieses zeigt vor einem silbernen Hintergrund einen aufrechten roten Schlüssel, der hier ungewöhnlicherweise leicht gekippt steht. Der Schlüssel ist das Attribut des Heiligen Petrus, des Schutzpatrons der ältesten Soester Kirche und Stiftsheiligen des Kölner Erzbistums. Auf Volkssagen besonders aus gebirgigen Ländern gehen die "Wilden Männer" zurück, die in der Kunst seit dem 15. Jahrhundert vor allem als Schildhalter in Wappen dargestellt werden. Sie sind meist nackt, mit Laubranken um Hüfte und Kopf, und tragen oft eine Keule. Das mansardartig gebrochene, schiefergedeckte Walmdach ist mit vier hohen Schornsteinen bekrönt, die teilweise blind sind, da ihre Errichtung nach optischen Gesichtspunkten erfolgte. In der Halle unter den Bögen, die laut Stadtrechnungen des 18. Jahrhunderts an Kaufleute verpachtet wurde, liegt im Süden ein rundbogiges Portal, zu dem eine kreisförmige Treppe führt. Das Portal wird auf beiden Seiten von Säulen gerahmt, die einen Giebel mit dem Stadtwappen tragen. Im Erdgeschoß befindet sich neben dem Treppenhaus, einem kleinen Vorraum und dem großen Ratssaal der wichtigste Raum des Rathauses, der über beide Geschosse reichende sogenannte Blaue Saal. Sein blau bemaltes Tonnengewölbe ist entsprechend der Himmelskarte mit goldunterlegten Glassternen ausgestattet, die den Eindruck vermitteln, daß die wichtigsten städtischen Amtshandlungen noch immer unter freiem Himmel stattfinden. Im Obergeschoß liegen über dem Bogengang sieben Räume und drei weitere im südlichen Teil des Gebäudes. Von den sich nach Osten an das Rathaus anschließenden Gebäuden ist der im Norden gelegene, vermutlich im 16. Jahrhundert errichtete Rentkammerflügel der älteste. Im Süden standen ursprünglich zwei parallele Gebäude - Archiv- und Kämmereiflügel -, die einen kleinen Innenhof einschlossen. Beide wurden in den Jahren 1878/1879 durch einen Neubau ersetzt, und auch der Ostflügel ist im 19. Jahrhundert umgebaut und 1854 aufgestockt worden. Literatur H. Schwartz Soest in seinen Denkmälern, Bd.1: Profane Denkmäler (Soester wissenschaftliche Beiträge, Bd. 14), Soest 1955, 2. Aufl. 1977, S. 119-128. Soest in der Geschichte. Ein Kalender von 5500 v. Chr. bis 1992, hg. v. Stadtarchiv Soest, Soest 1992. | |
TECHNIK | Foto | |
FORMAT | jpg | |
FOTO-PROVENIENZ | Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt | |
QUELLE | Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 21, S. 76-79 | |
PROJEKT | Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule) | |
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN | ||
DATUM AUFNAHME | 2004-02-26 | |
AUFRUFE GESAMT | 6045 | |
AUFRUFE IM MONAT | 8 | |
Seiten-URL: http://www.westfaelische-geschichte.de/med460 | ||
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