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(125 KB)   Rathaus Bad Salzuflen / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Bad Salzuflen / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Bad Salzuflen


INFORMATIONDie Salzstätte "Uflon" ist erstmals im Jahre 1048 in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Rotho von Paderborn an das Kloster Abdinghof erwähnt. Im späten 13. Jahrhundert entwickelte sich, gefördert von den Grafen von Sternberg, in erhöhter Lage östlich der Salzniederung, um den heutigen Hafermarkt, eine größere Ansiedlung. Wesentliche Voraussetzung für das weitere Wachstum dieses Siedlungskerns war - neben der ertragreichen Salzgewinnung - seine günstige Lage an bedeutenden Fernhandelsstraßen wie dem Frankfurter Weg und einer Verbindung von den Niederlanden nach Braunschweig. Bereits im 14. Jahrhundert sind deutliche Anzeichen einer städtischen Entwicklung zu erkennen, so treten 1322 in einer Urkunde ein Richter sowie Bürgermeister und Ratsherren in Erscheinung, und das älteste Stadtsiegel ist für 1375 bezeugt. Im Jahr 1377 kam Salzuflen durch den Verkauf der Grafschaft Sternberg an die Grafen von Schaumburg, die 1400 die Stadt an Lippe verpfändeten. Nach der völligen Zerstörung Salzuflens während der Soester Fehde (1444-1449) erhielt der bis dahin mittels einer leichten Wallanlage befestigte Ort eine Ringmauer mit drei Wehrtürmen und vier Stadttoren. Im Mai 1488 gewährte Bernhard VII. zur Lippe Salzuflen lippisches Stadtrecht, wie es auch Lemgo, Horn, Blomberg und Detmold besaßen, wobei im Gegensatz zu diesen "Gründungsstädten" Salzuflen die einzige "gewachsene Stadt" ist. Die Verleihung der städtischen Privilegien berechtigte die Bürger, Ämter und Gilden einzurichten und wöchentlich einen freien Markt sowie eine jährliche Kirmes abzuhalten. In Rechtsfragen waren die Mutterstädte Lippstadt und Lemgo zuständig. 1914 wurde Salzuflen, nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die heilende Wirkung der Salzquellen erkannt worden war, zum ersten Lippischen Staatsbad erhoben. Bis heute ist der mittelalterliche Kern im Stadtbild durch den Verlauf der Reste der Stadtmauer und die Straßenführung deutlich erkennbar.

Das Rathaus von Bad Salzuflen wurde in den Jahren 1545-1547 wahrscheinlich von Hans Edeler, der 1545 von Bielefeld hierher gekommen war, errichtet. Die Hauptansichtsseiten des längsrechteckigen, zweigeschossigen und verputzten Bruchsteingebäudes sind der zum Markt gerichtete Südostgiebel und die nordöstliche Traufenseite, die bis 1846 zusätzlich mit zwei Erkern ausgestattet war. Sie unterscheiden sich von dem heute größtenteils zugebauten Rückgiebel und der Südwesttraufe vor allem durch ein gotisches Wasserschlaggesims zwischen Erd- und Obergeschoß und die regelmäßige Anordnung ihrer Fenster.

Der Giebelwand des Rathauses ist im Erdgeschoß eine neugotische Treppe vorgelagert, die Karl Overbeck 1859/1860 anstelle einer älteren errichtet hat. Unter ihr befindet sich der Zugang zum Ratskeller. Das Hauptgeschoß wird durch ein spitzbogiges Portal erschlossen, welches auf beiden Seiten von einem zwischen Erd- und Obergeschoß rechtwinklig abknickenden Gesims und zwei großen profilierten Kreuzstockfenstern gerahmt wird. Bereits 1585 ist das Giebeldreieck in den Formen der Weserrenaissance erneuert worden.

Die Weserrenaissance, deren Stilmittel schon bei den Rathäusern von Lemgo  Medien und Brakel  Medien aufgetreten sind, ist die Bezeichnung für eine auf das Gebiet von Ober- und Mittelweser beschränkte Entwicklung der norddeutschen Baukunst. Die rege Bautätigkeit in diesem Gebiet zwischen 1520 und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges hatte verschiedene Ursachen. Mit dem Beginn der Reformation setzte das Ende der mittelalterlichen sakralen Bautätigkeit ein, dem die Arbeitslosigkeit und das Absinken der Löhne der Bauhandwerker folgte, die daher auf den Profanbau auswichen. Gleichzeitig blühten Wirtschaft und Kultur im Schatten der politischen Ereignisse in Europa. Das im Weserraum von den adeligen Grundherren geerntete Getreide ließ sich mit großem Gewinn in andere europäische Länder, die von Mißernten und Kriegswirren geplagt waren, verkaufen. Zugleich übte vor allem der niedere Adel das einträgliche Kriegshandwerk aus. Letztlich profitierte auch das Bürgertum von der guten Konjunktur, so daß neben Um- und Neubauten von Schlössern prachtvolle Rat- und Wohnhäuser aus Stein oder in Fachwerkbauweise entstanden. Zu den Stilmerkmalen der Architektur der Weserrenaissance gehören der Welsche Giebel (geschwungene Giebel nach Vorbildern in Italien), Kerbschnitt-Bossensteine (Quader mit gleichförmigen Einkerbungen), Beschlagwerk als Ornament vor allem an Giebelkanten und Portalen, Streifenputz (Putz in rautenförmiger Schraffur), Fächerrosetten (Halb- oder Dreiviertelkreise mit Fächer-, Muschel- oder Blütenstruktur), Ausluchten (vom Erdboden ausgehende, erkerartige Vorbauten), Zwerchhäuser (mehrgeschossige Giebelausbauten an der Traufe), Treppentürme sowie Voluten- und Dreiecksbekrönung der Giebelstufen.

Der Giebel des Rathauses von Salzuflen wird durch fünf horizontale, z.T. mit Zahnschnittornament verzierte Gesimse in vier Geschosse geteilt, denen aber im Inneren nur zwei Etagen entsprechen. Die sechs Kreuzstockfenster und das oberste Dachfenster sind auf Lücke gesetzt, so daß der Blick zur Giebelspitze geführt wird. Die Umrisse der vier Staffeln bestehen aus Valuten und Beschlagwerkformen, und die Enden der Gesimse werden durch Kugeln betont. Auch die Randlisenen, die den Treppengiebel deutlich begrenzen, sind mit flachem Beschlagwerk verziert. Die Giebelspitze bildet eine mit einer steinernen Lilie bekrönte Lisene, die von gegenläufigen Volutenbändern und Beschlagwerk eingefaßt ist. Die drei Wappensteine sind erst in diesem Jahrhundert angebracht worden, wobei die beiden unteren links das Wappen der Grafen von Sternberg und rechts das der Edelherren zur Lippe zeigen. Im Giebel befindet sich das Wappen der Stadt Bad Salzuflen. Als Hinweis auf die Bedeutung der alten Salzquellen und den von diesen abgeleiteten Ortsnamen, enthält es auf blauem Grund einen sechseckigen, roten Brunnenschacht zwischen silbernen Galgenbäumen, an denen goldene Schöpfeimer hängen. Darüber befindet sich der achtstrahlige, goldene Stern der Grafen von Sternberg.

Das Erd- und Obergeschoß der nordöstlichen Traufenseite sind durch einen spätgotischen Wasserschlag getrennt und besitzen übereinstimmende Fensterachsen. Die Sohlbänke der unteren Fenster liegen direkt auf den profilierten Sockelsteinen. Diese Fenster und der Eingang sind während eines Umbaus 1863 entstanden, wohingegen die Fenster der oberen Etage denen der Fassade aus dem 16. Jahrhundert gleichen.

Im Inneren des Rathauses, das bis heute von den städtischen Behörden - vor allem dem Standesamt - genutzt wird, haben entsprechend den Bedürfnissen der sich ständig vergrößernden Verwaltung starke Umbauten stattgefunden. Zur Zeit der Errichtung war das Obergeschoß durch die bis heute einzige steinerne Wand in Ratssaal und Bürgersaal geteilt. Damals wurde der Ratssaal über eine Wendeltreppe, die in der Mauerecke von nordöstlicher Traufenseite und steinerner Innenwand lag, betreten, und an der Stelle der heutigen Tür befand sich ein Kamin. Im Ratssaal, der bis heute seine ursprüngliche Größe besitzt, haben sich noch Teile der alten Raumausstattung erhalten: So gibt es dort zwei Wandschranknischen aus der Erbauungszeit und zwei Licht- oder Ablagenischen, ein Handwaschbecken sowie eine barocke Ofennische in der Rückgiebelwand. Vermutlich bereits Ende des 16. Jahrhunderts ist die kleine Ratsstube links hinter der Fassade eingerichtet worden. Im 19. Jahrhundert wurden in den Bürgersaal Fachwerkwände eingezogen, so daß sich heute ein langer Flur hinter dem Hauptportal der Giebelseite öffnet, von dem rechts und links Büros abgehen.


Literatur

Hoppe, Katharina
Zur Baugeschichte des Rathauses Bad Salzuflen, in: Bad Salzuflen, Beiträge aus Geschichte und Naturkunde, Detmold 1988, S. 71-88.

500 Jahre Stadt Salzuflen
1488-1988 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen 1), Bielefeld 1989.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 08, S. 36-39
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.5.2   Bad Salzuflen, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT1105
AUFRUFE IM MONAT218