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(85 KB)   Rathaus Werne / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Werne / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Werne


INFORMATIONDer Ursprung der Stadt Werne liegt in einer kleinen Siedlung um einen ehemals im Besitz des Bischofs von Münster befindlichen Haupthof, der sich am Beginn der Lippeniederung befand, dort, wo die Fernstraße von Münster über Werne nach Lünen und Dortmund die Lippe überquerte. In unmittelbarer Nachbarschaft erstreckten sich auch die Haupthöfe der Grafen von Cappenberg und der Benediktinerabtei Werden, die bereits im Jahr 834 die "villa" Werne in ihrem Heberegister nennt. 1022/1023 wird erstmals die Pfarrkirche St. Christophorus erwähnt, die zu den Urpfarreien des Bistums Münster gehört und vermutlich schon um 800 durch den ersten Bischof Liudger eingerichtet wurde. Für 1195 sind eine Zollstätte und ein Markt, bereits im 13. Jahrhundert eine Lippebrücke bezeugt, auf der Soest, Dortmund, Münster und Lippstadt 1253 ein Städtebündnis zwecks Rechtshilfe, sicheren Geleits gegen Überfälle und Regelung des Besuches auswärtiger Märkte schlossen.

Die Entwicklung von Werne wurde ganz wesentlich von der Territorialpolitik der Bischöfe von Münster bestimmt, da die Stadt ein münsterscher Grenzort zur Grafschaft Mark war. Zwar sind 1265 in einer Urkunde schon ein Richter, "consules" und die gesamte Bürgerschaft benannt - was auf eine Ratsverfassung hindeutet - doch begann die entscheidende Phase der Stadtentwicklung erst, nachdem das Bistum um 1336 die westlich von Werne liegende Stadt Lünen an Graf Adolf lll. von der Mark verloren hatte, der diese auf das südliche Lippeufer verlegte. Die dadurch an der Südgrenze des Bistums entstandene Verteidigungslücke machte um 1380 in Werne eine Befestigung mit Palisaden, Wall und Graben notwendig. 1385 verlieh der Bischof der Stadt Wigboldrechte, doch erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts war mit der Errichtung einer massiven Stadtmauer die Stadtentwicklung schließlich vollendet.

Das Rathaus von Werne liegt direkt an der Stichstraße zwischen Markt- und Kirchplatz. Es ist 1512-1514 unter Einbeziehung eines älteren Gebäudes errichtet worden. Als Baumaterial wurde für das große, zweigeschossige Giebelhaus überwiegend Backstein verwandt, der durch Werksteingliederungen und -quader aus Baumberger Sandstein bereichert wird. Der flachgedeckten Kaufhalle im Erdgeschoß sind drei gotische Spitzbögen mit gekehlten Laibungen vorgelagert, die auf vier schweren Rundpfeilern mit quadratischen Deckplatten und achteckigen Basen sowie Wulstprofilen ruhen. Hinter der Halle, in der ursprünglich die Ratswaage und der Pranger untergebracht waren, und wo auch das Niedergericht tagte, liegt über dem Keller leicht erhöht die ehemalige Ratskammer.

Die Kaufhalle mit giebelständiger Gerichtslaube, wie sie auch das Rathaus von Münster besaß, war eigentlich bei ihrer Erbauung schon ein Anachronismus, da im Jahr 1495 der Wormser Reichstag die Ablösung des sächsischen zugunsten des römischen Rechts beschlossen hatte, was zu einer Verlagerung des offenen Niedergerichtes in das Innere der Rathäuser führte. Diese Veränderung wurde in Westfalen aber erst um 1520 wirksam, also kurz nach Vollendung des Werner Rathauses. Künftig entstanden vorwiegend geschlossene Verwaltungsbauten wie in Anholt, Schöppingen, Blomberg oder Höxter. Waren den Rathäusern wie in Burgsteinfurt oder Bocholt dennoch schmale, offene Lauben vorgelagert, so dienten sie nicht mehr der Rechtsprechung.

An der Fassade des Rathauses von Werne trennt ein Wasserschlag das Erdgeschoß vom oberen Stockwerk, wo sich der alte Rats- und Festsaal mit vier Steinkreuzfenstern an der Fassade und jeweils zwei an den Seiten des Gebäudes lichtdurchflutet zeigt. Auch zwischen dem Giebel, der im Gegensatz zu den Werksteinquadern der unteren Stockwerke aus Backstein errichtet ist, und dem Obergeschoß befindet sich ein Wasserschlag. Die drei Steinkreuzfenster des unteren Giebelfeldes werden von über Eck gestellten Fialensockeln gerahmt. Erst im Jahr 1561 ist der zweigeschossige Dreiecksgiebel mit Randprofil und Firststufe aufgesetzt worden, der ebenfalls durch ein horizontales Gesims unterteilt ist. Im obersten Giebelfeld befindet sich ein Steinbrückenfenster und im darunterliegenden zwei Steinkreuzfenster, zwischen denen eine Sandsteintafel mit Zahnschnittrahmen angebracht ist. Die mit der Jahreszahl 1561 datierte Tafel enthält eine halbkreisförmige Nische mit Zahnschnittprofil, deren Rundung mit einer Flachmuschel ausgefüllt ist und die in der unteren Hälfte das Stadtwappen enthält. Dieses zeigt über einem Balkenschild, der für das Bistum Münster steht, den heiligen Christophorus mit dem Jesuskind auf der linken Schulter und einem gekappten grünen Baumstamm in der Rechten. Auf der Giebelspitze ist seit 1995 eine Wetterfahne in Form einer Kogge angebracht, die an die Tradition Wernes als Hansestadt erinnert.

Das Rathaus in Werne, das heute für Tagungen, Konzert- und Kleinkunstveranstaltungen genutzt wird, gilt als typisches Beispiel eines spätgotischen münsterländischen Kleinstadtrathauses. Es gleicht in seiner Bauweise stark den im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Bogenhäusern in Münster und hat daher einen besonderen Wert für die Profanbaukunst.


Literatur

Rathaus-Festschrift
Werne 1973.

F. Kaspar/U. Reinke
Werne, Westfälische Kunststätten, Heft 53, hg. v. Westfälischen Heimatbund, Münster 1989.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 07, S. 32-35
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort1.12.10   Werne, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT2213
AUFRUFE IM MONAT99