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(93 KB)   Wachmannschaft des KZ Niederhagen/Wewelsburg, vermutlich 1941 / Privatbesitz   Wachmannschaft des KZ Niederhagen/Wewelsburg, vermutlich 1941 / Privatbesitz
TITELWachmannschaft des KZ Niederhagen/Wewelsburg, vermutlich 1941
DATIERUNG1941 [ca.]


INFORMATIONEin Foto, das die SS-Wachmannschaft in offensichtlich heiterer Stimmung zum Dienst angetreten vor dem "Mannschaftsblock", d.h. ihrer Unterkunft zeigt, muß heute befremden. Auch wenn die Uniform den Männern ein drohendes Aussehen verleiht, sehen sie doch nicht aus wie Mordgehilfen. Um sich der Beantwortung der schwierigen Frage zu nähern, was durchschnittliche und normale Menschen dazu brachte, an der systematischen Erniedrigung und Zerstörung anderer Menschen mitzuwirken und dabei sogar noch eine gewisse Befriedigung zu finden, sollte man nicht vorschnell auf anthropologische Kategorien ausweichen oder die Täter pauschal zu Sadisten erklären.

Es kommt eher darauf an, sich das komplizierte System der Konditionierung von Menschen zu Mördern wenigstens ansatzweise zu verdeutlichen. Dies erscheint um so wichtiger, als Jugendliche heute aus Sympathie für die Opfer eher geneigt sind, sich selbst auch in die Rolle der Opfer zu versetzen, als sich die Frage zu stellen, ob sie sich unter bestimmten Bedingungen nicht auch auf der Täterseite befunden haben könnten.

So prädestinieren die Biographien von SS-Leuten, die zum Lagerpersonal gehörten, obwohl sich in ihnen oft ein Scheitern im bürgerlichen Leben dokumentiert, nicht unbedingt zu einer Täterkarriere (Dokument 5  Quelle). Wichtiger als die Prägung durch das soziale Umfeld vor ihrem freiwilligen Eintritt in die SS wurde für alle SS-Leute die enorme Steigerung ihres Selbstwertgefühls, die ihnen die spezifische SS-Ideologie verschaffte. Der Historiker Hans Buchheim verweist darauf, daß diese Ideologie weniger durch Schulung, als durch "Beeinflussung der Mentalität" erworben wurde:
"Auf diese Weise erlernte der SS-Mann
- die Grundhaltung des Kämpfers um des Kampfes willen;
- ohne Überlegung gehorchen;
- Härte als Abhärtung, aber auch als Verhärtung gegenüber allen mitmenschlichen Regungen;
- Verachtung der "Minderwertigen" und Hochmut gegenüber allen, die nicht dem Orden angehören;
- Kameradschaft und Kameraderie;
- daß es kein "unmöglich" geben darf.

Hinzu kamen einige vereinfachte und verabsolutierte Gegnervorstellungen: 'der Jude', 'der Bolschewismus', 'der östliche Untermensch'." [1]

Typisch für die daraus resultierende Haltung sind etwa Aussprüche von Haas: "Ich bin der Herrgott von Wewelsburg" oder von dem zeitweiligen Kommandanten von Sachsenhausen, Baranowski: "Wenn ich lache, lacht der Teufel". Das Kernstück der Konditionierung zum Mörder jedoch liefert die Einübung des Kadavergehorsams, verbunden mit der Erziehung zur Unterdrückung eigener Emotionen im Verlaufe der SS-Ausbildung. Ein anschauliches Beispiel bietet hierfür eine Passage aus den Erinnerungen eines "Junkers" ("Offiziersanwärters") der Waffen-SS (Dokument 6  Quelle).


[1] H. Buchheim, Befehl und Gehorsam, in: Anatomie des SS-Staates 1, S. 232.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZPrivatbesitz


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 07, S. 38f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT5281
AUFRUFE IM MONAT365