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(51 KB)   Häftlingskleidung aus einem KZ / Landesverband Nordrhein-Westfalen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (Leihgabe an: Kreismuseum Wewelsburg, lnv.-Nr. 1791)   Häftlingskleidung aus einem KZ / Landesverband Nordrhein-Westfalen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (Leihgabe an: Kreismuseum Wewelsburg, lnv.-Nr. 1791)
TITELHäftlingskleidung aus einem KZ


INFORMATIONDie Häftlinge trugen normalerweise gestreifte Anzüge, nur ausnahmsweise wurden auch gekennzeichnete Zivilkleider ausgegeben. Zusammen mit Hemd, Unterwäsche, Socken und Holzpantinen bildete er die einzige Kleidung, die dementsprechend tags und nachts, sommers und winters getragen wurde. Die Anzüge waren daher schnell verschlissen. Während des Krieges vewendete man zudem zunehmend billige Ersatzstoffe. Der abgebildete Anzug besteht aus einem Wolf-Zellulosegemisch. Da selten neue Kleidung ausgeliefert wurde und die Anzüge an sich schon sehr dünn waren, froren die Häftlinge bei kalter Witterung und erkrankten häufig.

So erinnert sich der ehemalige Häftling Gerhard Claus:
"Es gab eine Jacke, eine Hose und die Kopfbedeckung. Unterwäsche haben wir uns nachschicken lassen. Als die Wehrmacht nach Rußland marschierte, da wurden uns alle warmen Sachen abgenommen. Bei 20 bis 22 Grad Kälte mußten auch einige unserer Brüder als Maurer draußen arbeiten. Als Wärmeschutz haben sie für ihren Kopf ein Loch in leere Zementtüten gerissen und sich diese als Wärmeschutz übergezogen. Wenn die Posten etwas merkten, dann wurden die Klamotten alle runtergerissen. Wenn wir bei der Kälte auf dem Appellplatz antreten mußten, dann drängten sich alle wie eine Schafherde zusammen, um möglichst in der Mitte von den anderen gewärmt zu werden." [1]

Die Ähnlichkeit mit der damals üblichen Kleidung für Strafgefangene war von der SS bewußt angestrebt, um nach außen eine Identität von KZ- und Strafhaft vorzutäuschen; für die Häftlinge war schon die Aushändigung der Kleidung der Beginn einer Prozedur der Entpersönlichung: Bereits bei der Ankunft am Bahnhof gab es die ersten Schläge, während des Marsches oder der Fahrt wurde weiter geschlagen, trieben die SS-Leute zu einer sinnlosen Eile an. Im Konzentrationslager hatten sich die Häftlinge auf dem Appellplatz aufzustellen, die Häftlingsschreiber nahmen die Personalien auf. "Erkennungsdienstfotos" wurden angefertigt. Dann mußten die Häftlinge in die Verwaltungsbaracke zum "Desinfizieren", d.h. zum Duschen. Sie wurden am ganzen Körper rasiert und mit Desinfektionsmitteln besprüht. Die Zivilkleidung wurde ihnen abgenommen, Wertsachen "verwahrt".

Mit der Anlegung der häßlichen Einheitskleidung gingen alle individuellen äußeren Merkmale verloren; die farbigen Winkel auf der Kleidung wiesen den vorgeblichen Haftgrund aus; die aufgenähten Nummern, die sie auch auf einer Blechmarke um den Hals tragen mußten, nahmen den Häftlingen sogar den Namen; "Schutzhäftling Nr ..." war fortan die vorgeschriebene Art, sich gegenüber der SS selbst zu bezeichnen.

Winkel und Nummer sind das spezifische äußere Kennzeichen der KZ-Häftlinge gewesen; sie gab es bei Justizgefangenen nicht. Die hier abgebildete Kleidung gehörte einem "politischen Schutzhäftling".

Der ganze Umfang des NS-Terrorsystems läßt sich aus den Häftlingsgruppen im KZ Niederhagen/Wewelsburg beispielhaft erschließen (vgl. Bild 4  Medien).


[1] Zitat aus einem Interview mit dem ehemaligen "Bibelforscher"-Häftling Gerhard Claus vom 16.05.1992.


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OBJEKT-PROVENIENZLandesverband Nordrhein-Westfalen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (Leihgabe an: Kreismuseum Wewelsburg, lnv.-Nr. 1791)


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 03, S. 24-26
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT4514
AUFRUFE IM MONAT2196