LITERATUR

VERFASSERHoppe, Bert
TITELVerdrängte Geschichte - Das Schicksal der "Fremdarbeiter" in Gevelsberg 1940 bis 1947
ORTGevelsberg (58285)
JAHR1989   Suche
INFORMATIONBeitrag für den "Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten" der Körber-Stiftung, Hamburg

Wettbewerbsjahr/-thema: 1989 Unser Ort - Heimat für Fremde?

Inhaltsbeschreibung: Trotz Einschaltung der Körber-Stiftung und des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen blieben dem Verfasser einige Quellen (z. B. Standesamtsunterlagen zur Ermittlung der "Ausländersterblichkeit") verwehrt, auch Firmenarchive zeigten sich nicht kooperativ, und in einigen Quellenbeständen aus öffentlichen Archiven fehlten die wichtigsten Akten. Vor allem aus Interviews und Gesprächen mit Zeitzeugen, historischen Zeitungen und Archivmaterialien schildert Bert Hoppe das Schicksal der "Fremdarbeiter" in Gevelsberg. Durchgängig differenzierend nach Zivilarbeitern und Kriegsgefangenen, West- und Ostarbeitern, angeworbenen und zwangsverschleppten Arbeitskräften (einschließlich der Problematisierung dieser nicht trennscharfen Begriffe) berichtet er über Ankunft, Unterbringung und Versorgung der "Fremdarbeiter", ihren Arbeitseinsatz, ihre Be- bzw. Mißhandlung, Diskriminierungen und Erniedrigungen (Verbot der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Ausgangsverbot, Kennzeichnungspflicht, "verbotener Umgang") und Bestrafungen von der Mißhandlung durch sadistische Wachleute bis hin zu ihrer Ermordung: nach Ermittlungen des Verfassers wurden mindestens 200 "Fremdarbeiter", unter ihnen viele russische Kriegsgefangene aus dem Stalag Hemer, in Gevelsberg zu Tode gebracht. Ihre im Wald "versteckten" und vernachlässigten Gräber waren auch Ausgangspunkt für die Spurensuche des Verfassers. Die Arbeit thematisiert widersprüchliche Befunde sowohl zwischen Verordnungen, Anweisungen und Korrespondenzen auf der einen und Augenzeugenberichten auf der anderen Seite, als auch immanente Widersprüche in dem Gestrüpp von Verwaltungsanordnungen und -anfragen. So reagierten z. B. Unternehmer und Behörden angesichts der sich allgemein unter Kriegseinwirkung verschlechternden Versorgungslage einerseits durch eine Senkung der Verpflegungssätze (dies betraf wiederum besonders schlimm die russischen Kriegsgefangenen), andererseits bedeuteten solche Maßnahmen auch eine Senkung der Arbeitsproduktivität, so daß einzelne Firmen selbst für eine Verbesserung der Ernährung sorgten. Auch die Hilfe von einzelnen Deutschen gegenüber den Fremden war nicht immer und nur uneigennützig motiviert: ein vor Hunger entkräfteter Fremdarbeiter senkte schließlich den Akkordsatz des mit ihm zusammen arbeitenden Deutschen. Auf der Suche nach den Gründen für die "Angst vor dem Helfen" setzt sich der Autor mit NS-Propaganda (Zeitungsartikel, Verbote, Denunziationen) und Gestapo-Terror auseinander. Kritisch befragt er auch Berichte über plündernde und marodierende Horden von "displaced persons" nach dem Kriege.

Quellen: 23 Interviews und Gespräche mit Zeitzeugen (Arbeiterinnen und Arbeiter, Betriebsleiter, Ausländerbeauftragter, Direktor, Gutsbesitzer); Stadtarchiv Gevelsberg (Abt. X, Zeitungsbestand: »Gevelsberger Zeitung« 1940-1945, nicht rubriziertes Tagebuch); Staatsarchiv Münster: »Sondergericht Dortmund«; Stadtarchiv Schwelm: (alliierte) »Ruhrzeitung« (1945).

Umfang: 95 S.; inkl. Quellenauszüge und Fotos; Anhang: ergänzende Dokumente und Zeitungsausschnitte; 7 Fotos von Lagerüberresten und Grabsteinen

Schule/Klasse: 12. Klasse, Staedtisches Gymnasium, 5820 Gevelsberg. - Ohne Tutor

Preis: 1. Preis

Bestell-Nr.: Körber-Stiftung, 1989-10187
PROJEKT    Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ180.1   Körber-Stiftung
Sachgebiet10.9.6   Zwangsarbeit
DATUM AUFNAHME2004-07-14
AUFRUFE GESAMT1043
AUFRUFE IM MONAT96