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(90 KB)   Gauleiter Albert Hoffmann (Mitte) bei einer Festveranstaltung im Saal der Gauleitung Bochum, 23.06.1944 / Lippstadt, Stadtarchiv/W. Nies   Informationen zur Abbildung

Gauleiter Albert Hoffmann (Mitte) bei einer Festveranstaltung im Saal der Gauleitung Bochum, 23.06.1944 / Lippstadt, Stadtarchiv/W. Nies
FAMILIEHoffmann
VORNAMEAlbert


GESCHLECHTmännlich
GEBURT DATUM1907-10-24   Suche
GEBURT ORTBremen
EHEPARTNERSommer, Dr. phil. Gretel
TOD DATUM1972-08-26   Suche
TOD ORTHeiligenrode bei Bremen


VATERHoffmann, Albert / August Wilhelm
MUTTERSeekamp, Katharina


ÄMTER / FUNKTIONEN | Westfalen-Süd, Gau | Gauleiterstellvertreter | | 1943-01-26 - 1943-06-19
26.01.1943 kommissarisch (geschäftsführend); 10.02.1943 offizielle Einführung
| Westfalen-Süd, Gau | Reichsverteidigungsbezirk Westfalen-Süd | 2 | 1943-04-13 - 1945-04

| Westfalen-Süd, Gau | Gauleiter | 3 | 1943-06-19 - 1945-04
1943-06-19 kommissarisch (geschäftsführend); 17.04.1944 Ernennung nach dem Tod Gauleiter  Wagners; 03.05.1944 offizielle Amtseinführung


BIOGRAFIEAlbert Hoffmann wurde am 24.10.1907 in Bremen als Sohn des Gastwirts Albert Hoffmann und seiner Ehefrau Katharine, geb. Seekamp, geboren. Nach dem Besuch der dortigen Volks-, Real- und Handelsschule erlernte Hoffmann in Bremen den Beruf des Rohtabak-Kaufmanns. In den Jahren 1927 und 1928 erfolgte ein etwa einjähriger Aufenthalt als kaufmännischer Volontär in Amsterdam. Als Rohtabak-Kaufmann übte er bis Juli 1933, unterbrochen von einer kurzen Zeit der Arbeitslosigkeit 1930, für verschiedene Tabakhäuser die Stellung eines "Reisenden" für das Deutsche Reich und die angrenzenden Länder aus. Zwischen 1922 und 1925 war Hoffmann Mitglied in der paramilitärischen "Reichskriegsflagge" sowie von 1925 bis 1934 im "Freischar Lützow" gewesen. 1925 gehörte er der "Nationalsozialistischen Arbeiterjugend" an und war nach eigenem Bekunden (1934ff.) auch Mitbegründer der SA sowie der NSDAP-Ortsgruppe in Bremen. Der Eintritt in die NSDAP erfolgte nach Parteiunterlagen offiziell am 27.07.1926. Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme begann Albert Hoffmanns in kurzer Zeit steil nach oben führende Parteikarriere. In der Kreisleitung Bremen fungierte Hoffmann seit dem 01.041933 als hauptamtlicher Kreispropagandaleiter. In dieser Funktion gestaltete er maßgeblich die erste "Mai-Feier" in Bremen mit. Mit Datum vom 01.07.1933 übernahm er in der Kreisleitung Bremen zusätzlich die Leitung des Organisation-, Presse- und Personalamts und gab erst mit diesem Datum seine bisherige Berufstätigkeit als Rohtabak-Kaufmann auf.

Am 01.08.1934 wurde Hoffmann als besoldeter Politischer Leiter in den Stab des Stellvertreters des Führers, Rudolf Hess, in das "Braune Haus" nach München berufen. Dort zeichnete er sich, seit dem 05.09.1935 offiziell in der Position eines Amtsleiters, bis Januar 1941für das Amt II A (Allgemeine Organisationsangelegenheiten der Partei, sozial-, wirtschafts-, verkehrs- und agrarpolitische Parteiangelegenheiten, Volkstumspolitik, Verbindungsstelle zu den Hauptämtern u. den Parteigliederungen) verantwortlich. Am 09.11.1936 trat Hoffmann, der seine aktive Mitgliedschaft in der SA im Sommer 1934 gelöst hatte, der Allgemeinen SS bei (Mitgliedsnr. 278225) und wurde mit Eintrittsdatum zum SS-Obersturmführer im SS-Hauptamt befördert.

Mit dem "Anschluß" Österreichs im März 1938 wurde Hoffmann als "Stillhaltekommissar für Verbände und Organisationen" im Stab des von Hitler eingesetzten "Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutsche Reich", Josef Bürckel, in Wien für Aufgaben der Reorganisation der NSDAP, Vermögensabwicklungen sowie der Auflösung von Vereinen in Österreich eingesetzt. Vom 01.10.1938 bis 31.03.1939 übernahm er zusätzlich die Position des "Stillhaltekommissars für Organisationen" sowie die eines "Beauftragten des Stellvertreters des Führers für den Parteiaufbau" im Stab des Reichskommissars sowie späteren sudetendeutschen Reichsstatthalters und Gauleiters Konrad Henlein. Im Mai war er in gleicher Funktion auch im neu gebildeten "Protektorat Böhmen und Mähren" tätig.


Vom 01.09.1939 bis 25.11.1939 nahm Hoffmann als Unteroffizier in einer Kradschützen-Schwadron der 1. Gebirgsjägerdivision (Generalmajor Ludwig Kübler) u.a. bei den Kämpfen im Raum Lemberg am sog. Polenfeldzug teil, den er als Wachtmeister und mit der Auszeichnung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse beendete. Im April 1940 erfolgte die Berufung Hoffmanns zum Hauptamtsleiter der NSDAP-Reichsleitung. Nach einer Weiterverwendung in seiner alten Funktion als Reichsamtsleiter im Stab des Stellvertreters des Führers und als "Stillhaltekommissar" im Sudetengau sowie im Protektorat Böhmen und Mähren wurde er am 10.02.1941 von Hitler zum Stellvertretenden Gauleiter im neu gebildeten Gau Oberschlesien ernannt. Hoffmann war dort gleichzeitig auch als hauptamtlicher Gauwirtschaftsberater sowie als Leiter des DAF-Gauamts tätig. Am 03.06.1941 erhielt er zudem das durch den Tod des vorherigen Inhabers freigewordene Reichstagsmandat für den Wahlkreis 17 (Breslau) zugesprochen. Vom 15.05.1939 bis zum 21.09.1942 gehörte Hoffmann außerdem dem Stab des SD-Hauptamts an und wurde dort in rascher Folge befördert.

Am 05.05.1942 war Hoffmann als "Beauftragter des Reichsleiters M. Bormann im OKW/Stab z.b.V." als Vertreter der Partei-Kanzlei in die sog. Unruh-Kommission ("Heldenklau"-Kommission) berufen worden. Bis September 1942 nahm er im Stab des von Hitler eingesetzten Sonderbeauftragten, Generalleutnant Walter von Unruh, in leitender Funktion an den personellen Auskämm- und Überprüfungsaktionen von Wehrmachtsdienststellen, Staats- und Zivilbehörden in den Reichskommissariaten Ostland und Ukraine sowie im Generalgouvernement teil. Im "Stab Unruh" umfaßte Hoffmanns Zuständigkeitsbereich die Überprüfung der zivilen Dienststellen von Partei, Ministerien und Behörden. Im Verlauf seiner Reisen durch die "Ostgebiete" gewann Hoffmann tiefe Einblicke in die Judenvernichtung, Germanisierungs-Politik und die brutalen Maßnahmen zur Rekrutierung von "OstarbeiterInnen". Nach Abschluß seiner aktiven Reisetätigkeiten im "Stab Unruh" am 20. September 1942 nahm Hoffmann, der zeitgleich zum SS-Oberführer befördert sowie vom Stab des SD-Hauptamts in den Persönlichen Stab des Reichsführers-SS versetzt worden war, seine Aufgaben als Stellvertretender Gauleiter, Leiter der DAF sowie als Gauwirtschaftsberater im oberschlesischen Kattowitz wahr. Dort wirkte er - wie bereits seit Februar des Vorjahres - maßgeblich an der Politik seines Gauleiters Fritz Bracht (1899-Heiden/Lippe 05.1945, Selbstmord) mit. Bracht hatte im August 1942 in Begleitung des Reichsführers-SS, H. Himmler, einer Vergasungsaktion von Juden im Konzentrationslager Auschwitz, gelegen in seinem Gau, beigewohnt und galt als extremer Antisemit vom Schlage des "Stürmer"-Herausgebers Julius Streicher. Auch Hoffmann besuchte ebenfalls einige Male das Konzentrations- und Vernichtungslager, teilweise in Begleitung von Bracht und auch Himmler.

Mit Wirkung vom 10.02.1943 wurde Hoffmann von Hitler als geschäftsführender Stellvertreter für den im Juni des Vorjahres nach München abgeordneten Gauleiter von Westfalen-Süd, Paul Giesler, eingesetzt. Drei Monate später, im April 1943, erfolgte seine Bestätigung als Reichsverteidigungskommissar sowie mit Wirkung vom 19.06.1943 durch Hitler die Erhebung in den Dienstrang eines Gauleiters. Zeitgleich beförderte der Reichsführer-SS den neuen Gauleiter zum SS-Brigadeführer. Die offizielle Amtseinführung Hoffmanns erfolgte hingegen erst am 03.05.1944, nachdem der bisherige Gauleiter in München, Adolf Wagner, verstorben war und sein im Juni 1942 vertretungsweise abgeordnete Nachfolger aus dem Gau Westfalen-Süd, Paul Giesler, offiziell das Amt des Gauleiters von Oberbayern und München antreten konnte.

Aufgrund seiner während der "Battle of the Ruhr" im Frühjahr und Sommer 1943 erworbenen Luftkriegserfahrungen galt Hoffmann auf diesem Gebiet parteiintern sehr bald als Fachmann. Im Dezember 1943 wurde er auf Vorschlag des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels, in das Amt des geschäftsführenden Vertreters in der von ihm geleiteten "Reichsinspektion für zivile Luftkriegsmaßnahmen" berufen. Bereits zuvor kontrollierte Hoffmann im Auftrag von Goebbels u.a. die Luftschutzmaßnahmen in Wien und kritisierte dabei die vermeintlichen Nachlässigkeiten des dortigen Gauleiters Baldur v. Schirach, was Goebbels zu einer Intrige gegen den ob seiner angeblichen Unfähigkeit politisch schwer angeschlagenen Schirach auszunutzen suchte. Aufgrund einer schweren Erkrankung von Hoffmann mußte Goebbels im Januar 1944 die Leitung der Reichsinspektion allerdings neu organisierten. Er übertrug seinem Mitarbeiter im Reichspropagandaministerium und Geschäftsführers der Reichsinspektion sowie des Interministeriellen Luftkriegsschäden-Ausschußes, Ministerialdirektor Alfred-Ingemar Berndt (1905-1945), einen Großteil von Hoffmanns bisherigen Aufgaben.

Im Rahmen der im Juli 1944 angelaufenden Maßnahmen zum Totalen Kriegseinsatz favorisierte Hoffmann, als früherer Mitarbeiter der "Heldenklau-Kommission" ein Spezialist auf diesem Gebiet, in seinem Gau eine konsequente Politik der "Auskämmung" von Arbeitskräften in Industriebetrieben, Behörden und sonstigen Einrichtungen. Im Herbst 1943 wirkte Hoffmann, seit November 1943 im Dienstrang eines SS-Gruppenführers, maßgeblich auch an der verschärften Überwachung des von Hitler im November 1941 abgesetzten Gauleiters von Westfalen-Süd, Josef Wagner, durch die Gestapo mit. Einige Monate später, im Mai 1944, spielte er in der sog. Affaire Schieber eine ebenfalls aktive Rolle. Walter Schieber, bis November 1944 Chef des Rüstungslieferamtes im Ministerium Speer, wurde u.a. auf Initiative von Hoffmann und Bormann sowie durch den SD-Chef Ernst Kaltenbrunner vorgeworfen, seine als "kriminell" bezeichneten Brüder in finanziell lukrative Positionen "geschoben" zu haben, was zu einer Überwachungen und zu Verhören durch die Gestapo führte.

Das offenbar ausgeprägte Kritikverhalten von Hoffmann sowie sein offen zutage tretender Ehrgeiz, gepaart mit einer gewissen Arroganz, führten nach Goebbels (Herbst 1944) zu einer offenen Ablehnung durch die anderen Gauleiter in Westdeutschland. Der von Goebbels, Bormann und Speer ursprünglich vorgesehene Plan, Hoffmann im Oktober 1944 zum federführenden Reichsverteidigungskommissar für das Rhein-Ruhrgebiet zu ernennen, scheiterte letztendlich aus diesem Grund an der Zustimmung Hitlers. Auch Robert Ley zog Ende 1944 u.a. bei Goebbels gegen Hoffmann zu Felde, in dem er das von ihm und den anderen Gauleitern im Rhein-Ruhrgebiet als arrogant und rechthaberisch empfundene kritische Verhalten monierte. Derweil sah Goebbels zu dieser Zeit in Hoffmann einen geeigneten Kandidaten für höhere Staatsämter als die eines Gauleiters. Andererseits wurde Hoffmann im Oktober 1944 durch den Vertreter des Reichsschatzmeisters im Gau Westfalen-Süd widerrechtliche Entnahmen aus den Gaureserven bzw. Warenlager zugunsten seiner "Anhängerschaft" unterstellt, was anscheinend jedoch nicht aufgeklärt und untersucht wurde.

In den letzten Kriegswochen arbeiteten der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B im "Ruhrkessel", Feldmarschall Walter Model, sowie der Rüstungsindustrielle Walter Rohland als Leiter des "Ruhrstabs" mit Hoffmann, der als federführender Reichsverteidigungskommissar-West bezeichnet wurde, zusammen. Albert Hoffmann blieb bis Kriegsende zumindest nach außen ein Verfechter des Führerstaats, gewissenhafter Befehlsempfänger der Partei-Kanzlei sowie ein "treuer Gefolgsmann" Hitlers. Im Zusammenhang mit Hitlers "Nero-Befehl" im März 1945 gelang es Rüstungsminister Albert Speer nach eigenen Aussagen dennoch, Hoffmann zu einer Einstellung bzw. Abschwächung der auch in seinem Gau vorbereiteten Zerstörungsmaßnahmen zu bewegen. Trotzdem ließ Hoffmann beim Herannahen der US-Truppen innerhalb seines ihm verbliebenen Einflußgebiets zahlreiche Brücken und andere Bauwerke rücksichtslos sprengen.

Am Abend des 10.04.1945 wurde die verbunkerte Gaubefehlsstelle auf dem Harkortberg bei Wetter/Ruhr endgültig aufgegeben und geräumt. Seine provisorische Gaubefehlsstelle hatte Hoffmann zuvor im Hotel Dresel in Hagen-Rummenohl bezogen, allerdings bereits einen Tag später aufgrund des US-amerikanischen Vormarsches auflösen müssen. Am 13.04.1945 löste er auf der letzten improvisierten Kreisleiterkonferenz im Gau Westfalen-Süd in seinem improvisierten "Befehlsstand" Hasslinghausen bei Gevelsberg die NSDAP in seinem Gaugebiet sowie den Volkssturm auf. Es ist bisher unklar, ob er diesen ungewöhnlichen Schritt aus eigener Initiative ohne das dafür zwingend notwendige vorherige Einverständnis Hitlers bzw. der Partei-Kanzlei vorgenommen hatte, wie Hoffmann nach dem Krieg in Verklärung dieser Massnahme als "Widerstandsakt" gegen SS, Partei und Hitler zu versichern suchte. Bereits etwa zwei Tage vor diesem Ereignis hatten sich auch die Mitarbeiter des behelfsmäßigen Gaustabs für Westfalen-Süd in Rummenohl beim Herannahen der amerikanischen Einheiten getrennt sowie in Zivilkleidung und mit falschen Papieren die Flucht ergriffen. Hoffmann versteckte sich bei der Besetzung seines übriggebliebenen Gaugebiets durch US-Truppen zunächst für rd. zwei Wochen im Umkreis von Schwelm.

Am 03.05.1945 tauchte er unerwartet in Altena auf, wo sich seit Sommer 1943 im idyllisch gelegenen Dickenhagen der "bombensichere" Wohnsitz seiner Familie (Ehefrau Gretel, Sohn Bolko) befand. Zwei Schußverletzungen an der rechten Hand, die er zwei Tage zuvor bei einer Auseinandersetzung mit "plündernden Russen" erlitten hatte (dabei wurde sein Gaustabsleiter H. Strube getötet), ließ er im Städtischen Krankenhaus in Altena behandeln. Nach dem 05.05.1945 hielt sich Hoffmann zeitweise in den Waldungen im Umfeld seines früheren Wohnsitzes, möglicherweise in vorbereiteten Verstecken, verborgen. Die von der Alliierten Militärregierung und örtlichen Besatzungskommandantur nach einer Meldung des Hoffmann behandelnden Arztes im Raum Altena sofort veranlaßten Fahndungsmaßnahmen blieben jedoch erfolglos. Gegen Ende Mai 1945 setzte er sich zu seiner bereits einen Monat zuvor aus Altena "abgereisten" Frau, Dr. phil. Gretel Hoffmann, nach Minden ab. Erst am 04.10.1945 wurde Albert Hoffmann als "Landarbeiter" von der britischen Militärregierung in Marienau bei Hameln aufgegriffen sowie zunächst in Iserlohn inhaftiert und vernommen, um anschließend im Camp Recklinghausen interniert zu werden. Die britische Militärregierung überstellte ihn im Frühjahr 1946 der amerikanischen Verfügungs- und Vollzugsgewalt.

Für mehrere Monate war Hoffmann neben dem Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann und dem Gauleiter von Schwaben, Karl Wahl, 1946 als Zeuge u.a. im Verfahren gegen das NS-Führerkorps und die NSDAP beim Internationalen Militärtribunal gegen die Hauptkriegsverbrecher sowie als potentieller Angeklagter im Gerichtsgefängnis von Nürnberg inhaftiert. Dort spielte besonders Hoffmanns "Fliegerbefehl" vom 25.02.1945 eine wichtige Rolle bei der Bewertung der zahlreichen Lynchmorde an alliierten Militärangehörigen sowie bei der Rekonstruktion der Befehlsstrukturen und Verantwortlichkeiten. Aber auch seine Zeugenaussagen im Zusammenhang mit der NS-Kirchenpolitik, der Euthanasie sowie über den SD (seine eigene Mitgliedschaft im SD wurde hingegen weder von Hoffmann, noch von den Alliierten und im deutschen Spruchgerichtsverfahren thematisiert) kamen in Nürnberg an verschiedenen Verhandlungstagen zur Sprache. In zwei britischen Militärstrafprozessen wurde gegen Hoffmann in Recklinghausen (Oktober 1946) und Hamburg (Dezember 1948) im Zusammenhang mit dem "Fliegerbefehl" sowie der Ermordung von ausländischen Zwangsarbeitern und Staatsangehörigen verhandelt. In diesen Verfahren konnte Hoffmann eine Verantwortung nicht zweifelsfrei nachgeweisen werden, so daß er "mangels Beweise" freigesprochen werden mußte.

Nach der Internierung durch die alliierte Militärregierung erhielt er im Spruchkammerverfahren im Dezember 1948 in Benefeld-Bomlitz bei Walsrode eine Gesamtstrafe von vier Jahren und neun Monaten, die er - nach Anrechnung der Internierungszeit sowie Berücksichtigung einer Begnadigung durch den niedersächsischen Ministerpräsidenten - bis April 1950 im Strafgefängnis Esterwegen verbrachte. Von weiteren Strafverfahren blieb Hoffmann indessen verschont, obschon er als Zeuge in verschiedenen Prozessen, so in Mordprozessen gegen Gestapo-Angehörige in Dortmund und Hagen 1950 bzw. 1952, auftrat und seine Position als Gauleiter und RVK z.B. bei den Mordaktionen in der Endphase des Kriegs mehr als nur eine Frage aufwirft. Von der bundesdeutschen Justiz dennoch unbehelligt, lebte er bis zu seinem Tod am 26.08.1972 in Heiligenrode bei Bremen als erfolgreicher Unternehmer in seiner Geburtsstadt.


Quelle:
Blank, Ralf: "... der Volksempörung nicht zu entziehen". Gauleiter Albert Hoffmann und sein "Fliegerbefehl", in: Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (Witten 1998). Hauptquelle dieser Seite ist die Magister-Arbeit des Verf., die an der Fakultät für Geschichtswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum erstellt wurde.

Ralf Blank
 
AUFNAHMEDATUM2003-10-10
 
Weitere Biografie/n:
  Lilla, Joachim | Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/46) | S. 179 f.


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QUELLE    Lilla, Joachim | Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/46) | S. 179f.
  Blank, Ralf | Albert Hoffmann (1907-1972) |

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
3.10   1950-1999
Ort1.1   Bochum, Stadt <Kreisfr. Stadt>
2.66   Westfalen-Süd, Gau
Sachgebiet3.18   Parteien
5.2   Militärorganisation, Wehrverfassung
5.9   Kriege, militärische Konflikte
DATUM AUFNAHME2003-10-10
DATUM ÄNDERUNG2010-03-26
AUFRUFE GESAMT14405
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