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(66 KB)   Alte Fahrt bei Olfen, Dortmund-Ems-Kanal / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Alte Fahrt bei Olfen, Dortmund-Ems-Kanal / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELAlte Fahrt bei Olfen, Dortmund-Ems-Kanal
DATIERUNG1892-1894


INFORMATIONDie abgebildete Kanalüberführung über die Lippe ist mit drei Rundbögen von je 21 m Spannweite die größte des Dortmund-Ems-Kanales. Die "Ausgewogenheit des Brückenbauwerks" unterstreicht die architektonische Gliederung. An den Ecken wirken Pfeiler wie Schilderhäuschen. Das von Böschung zu Böschung verlaufende Hauptgesims ist gleichmäßig gegliedert. Die Rundbogenfriese heben die Dreiteilung der Brücke hervor. Das 1892-1894 errichtete Bauwerk aus Ruhrkohlesandstein war in dieser Größe einmalig. Römische Aquädukte dienten der Kanalüberführung über die Lippe als Vorbild. Jüngere Vorläufer existieren in England und am Ludwig-Donau-Main-Kanal (1836-1845).

Die Kanalüberführung über die Lippe liegt bei Kanalkilometer 23,38 im Bereich der stillgelegten Alten Fahrt Olfen des Dortmund-Ems-Kanals. Von der Gesamtlänge von 8.650 m der Alten Fahrt Olfen sind 5.600 mit einem über 12 und 2.775 m mit einem über 9 m hohen Damm versehen. Drei von fünf Kanalüberführungen verlaufen über Straßen, die abgebildete über die Lippe und eine über die Stever.

Der Kohleabbau und das Wachstum der Schwerindustrie im Ruhrgebiet verlangten eine intensivere Ausgestaltung des Transportwesens in Westfalen. Bisher beschränkte sich der Gütertransport hauptsächlich auf die Bahn, die bei vielen Gütern eine Monopolstellung hatte. Diese sollte durch den Kanalbau aufgebrochen werden. Ziel war es auch, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Ruhrgebiets durch größere Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Der systematische Ausbau der Wasserstraßen half, dieses Ziel zu erreichen.

Schon 1875 wurde der Bau des Dortmund-Ems-Kanals projektiert. Nach langen parlamentarischen Debatten schuf eine gesetzliche Regelung die Voraussetzungen zum Bau des Kanales von 1892-1899. Das schon seit über 100 Jahren verfolgte Ziel, einen vom Ausland unabhängigen, schiffbaren Zugang zum Meer zu schaffen, war erreicht.

Der mit Wasser aus der Lippe und Ems gespeiste Kanal erhielt in den 30er Jahren eine zügige Linienführung. Die sogenannten "Neuen Fahrten" reduzierten die Bedeutung der "Alten Fahrt" auf Reservestrecken - so auch die Alte Fahrt bei Olfen.

1980 strebten der Kreis Recklinghausen und der Dattelner Bürgermeister den Erhalt der Alten Fahrt Olfen an. Auch der Marler Bundestagsabgeordnete Steyer engagierte sich für den Erhalt und trat mit dem Bundesverkehrsministerium in Kontakt, das seinerzeit Nutzungsvarianten untersuchte.

Im November des Jahres erklärte das Westfälische Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in einem Gutachten, daß alle Einzelbauwerke zwischen Datteln und Bergeshövede als "Meilensteine der Technikgeschichte im Ruhrgebiet" eine Einheit bilden. Die Alten Fahrten bei Olfen und Münster-Gelmer gelten als Zeugnisse ehemaliger Bedeutung für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Wissenschaftliche und künstlerische Gründe stützen den Denkmalwert der Alten Fahrten.

Eigentümer des Dortmund-Ems-Kanales ist die Bundeswasserstraßenverwaltung, weswegen die denkmalbehördliche Zuständigkeit in diesem Falle beim Regierungspräsidenten in Münster liegt.

Aus der im Mai 1981 vom Oberkreisdirektor Coesfeld veröffentlichten Studie "Alte Fahrt Olfen" über die Stillegung geht hervor, daß Sicherheits- und Kostenüberlegungen der Bundeswasserstraßenverwaltung die angestrebte Nutzungsänderung verursachten. In einem Rahmenentwurf legte die Behörde dem Bundesverkehrsministerium die Beseitigung von Schwachstellen im Bereich der Wasser- und Schiffahrtsdirektion West nahe, so auch in Olfen, nachdem es in den siebziger Jahren zu Dammbrüchen bei Kanal-Neubauten gekommen war.

Neben den Schwachstellen an den Dämmen könnten sich die seit 1979 explorierten, 950 m tief liegenden Kohleschichten als problematisch erweisen, wenn ab 1990 Bergschäden durch den Kohleabbau möglich sind. Ein weiterer Punkt betraf die 1 Mio. DM jährlichen Unterhaltungskosten für die von der gewerblichen Schiffahrt nicht mehr genutzte Alte Fahrt.

Bisher wurde die Alte Fahrt vorwiegend zu Erholungszwecken wie Camping, Wassersport, Wandern und Radfahren genutzt. Da für Datteln ein Fehlbedarf an Wasserflächen nach dem Sportflächenplan bestand, hatte die Alte Fahrt für die Stadt als Bademöglichkeit besondere Bedeutung.

Der überwiegende Teil der Alten Fahrt Olfen liegt im Bereich des Gebietsentwicklungsplanes "Zentrales Münsterland". Durch die Stillegung der Alten Fahrt ergaben sich Auswirkungen auf Straßenplanungen, die Naherholung, den Denkmalschutz usw. Deshalb sollte die Studie des Oberkreisdirektors in Coesfeld auch als Vorbereitung für das Meinungsaustauschverfahren nach der Gebietsentwicklungsplanung und Anregung für das im Herbst 1981 eingeleitete Planfeststellungsverfahren nach dem Bundeswasserstraßengesetz dienen.

In der Studie schlugen die Verfasser vier Nutzungsvarianten vor, die vom vollständigen Erhalt mit den notwendigen Dammverstärkungen bis zum weitgehenden Verzicht auf Wasserflächen reichten.

Schon im Sommer 1981 waren bei einer Besprechung beim Regierungspräsidenten Münster die Weichen gestellt worden. Die Beteiligten strebten eine möglichst regional bedeutsame Folgenutzung unter Berücksichtigung der Haushaltslage von Bund, Land, Kreisen und Gemeinden an. Dennoch verdeutlichten sich unterschiedliche Interessen. Datteln z. B. favorisierte den durchgehenden Erhalt ohne Motorsportverkehr. Die Mehrzahl bevorzugte die dann beschlossene Variante, nach der auf die Wassererhaltung weitgehend verzichtet und die Alte Fahrt durch Straßenbauvorhaben unterbrochen wird.

1986 war das Planfeststellungsverfahren abgehandelt. Das Westfälische Amt für Denkmalpflege erklärte, daß die Dammsituationen ablesbar bleiben müsse. Die Bepflanzung mit Bäumen schlossen die Denkmalpfleger deshalb aus. Außer einer Brücke im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße 235 genießen alle Bauwerke Bestandsschutz.

Die Wasser- und Schiffahrtsdirektion West als planfeststellende Behörde verwarf die Einwände, die 12 Grundstückseigentümer und ca. 40 Personen, Vereine, Initiativen erhoben hatten. Die sich teilweise ausschließenden Einwände betonten überwiegend ökologische Aspekte.

Nach Auffassung der Schiffahrtsbehörde erfüllt die angestrebte Umnutzung der Alten Fahrt die Belange von Denkmal- und Landschaftsschutz, Landwirtschaft Straßenbau und Wassersport Freizeit Erholung, Wirtschaftlichkeit und Ökologie.

Standort:
Alte Fahrt
Olfen Kanalkilometer 23,38 des
Dortmund-Ems-Kanales


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Klaukien, Jürgen | Technische Kulturdenkmäler im Ruhrgebiet | Dia 04, S. 29-31
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort3.3.9   Olfen, Stadt
Sachgebiet10.13   Industrie, Manufaktur
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT7414
AUFRUFE IM MONAT475