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(83 KB)   Enger: Timpken-Fest in Enger / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna   Enger: Timpken-Fest in Enger / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna
TITELEnger: Timpken-Fest in Enger


INFORMATION
"Kinder kommt vorm Hasenpad,
Von den Gassen, von den Pfaden
Die der König Weking trat,
Der uns heut zu Gast geladen.
Bimbam baumbum, bimbam baumbum,
Abermals ein Jahr herum.

Wenn die Königsglocke ruft
Alle Welt zur Totenfeier
An des alten Helden Gruft,
Kommen sieben Sattelmeier
Bimbam ...

Kommen viele fromme Leut,
Provisores und Pastores,
Drängen sich die Jüngsten heut
Zum Gewänd des Kirchentores.
Bimbam...

Kinder kommt zum Timpkenfest,
Strömt herbei ihr Leckeschnuten.
Wenn ihr Weking nicht vergeßt
Kriegt ihr alte Timpkenstuten.
Bimbam ..."

Einmal im Jahr, am 6. Januar, singen die Kinder in Enger das Timpken-Lied. Am Drei-Königs-Tag wird in der Engeraner Stiftskirche Widukinds Todestag gedacht. Die Zeremonie beginnt bereits am Vortag, wenn zur "Königsstunde" zwischen 12 und 13 Uhr ein feierliches Glockengeläut erklingt. [1] Am folgenden Tag findet die "Totenfeier" statt, mit der in sinnbildlicher Form die Beerdigung Widukinds nachvollzogen wird. Zur Freude der Kinder, die nach alter Überlieferung an diesem Tag vom Unterricht befreit sind, werden nach dem Gottesdienst an den Kircheneingängen die sogenannten Timpken verteilt. Dies sind Weißbrotstuten in der Form eines schiefen Vierecks, die von den Spitzen her kreuzweise eingeschnitten werden.

Die Widukind-Spende war ursprünglich eine mittelalterliche Memorienstiftung und verband liturgisches Totengedenken mit Spenden an die Armen des Ortes. Eine alte Engeraner Sage erzählt vom "unechten Begräbnis Widukinds" und überliefert, daß Widukind nach dem vermeintlichen Begräbnis alle diejenigen zu einer Spende für die Armen verpflichtete, die nicht zu seiner "Totenfeier" gekommen waren.

Von den vielfältigen Memorienstiftungen des Mittelalters sind zahlreiche längst in Vergessenheit geraten. Nur der anhaltenden Verehrung und dem besonderen Mythos um die Person Widukinds ist es zu verdanken, daß diese Spende, die zunächst vom Dionysiusstift und später von der Kirchengemeinde getragen wurde, überlebte. Schon der Gelehrte Reineccius berichtete 1581 nach seinem Besuch in Enger über die Feier als eine "alte Gewohnheit". Auch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges überstand die Spende. Erst während der Wirtschaftskrise und der Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts war ihre Fortführung in ernster Gefahr. Kein geringerer als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. förderte mit einer großzügigen Geldspende von 1000 Reichsmark die Aufrechterhaltung dieser Tradition in Enger. Wilhelm IV. hatte 1842 die Notgebiete in Minden-Ravensberg besucht und von dem alljährlichen Brauch der Widukind-Spende in Enger erfahren.

So wird seit über vierhundert Jahren mit dem volkstümlichen Timpken-Fest die Erinnerung an den sächsischen Herzog wachgehalten - ein Brauch, der heute zu den ältesten in Westfalen gehört.


[1] Zum Verlauf und zur Geschichte des Timpken-Festes vgl. Ev.-luth. Kirchengemeinde Enger (Hrsg.) Zu Widukinds Gedächtnis, Enger 1980.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 12, S. 42-45
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.3.2   Enger, Stadt
Sachgebiet9.11   Feste, Feiern
15.13.1   Brauchtum, Fest, Volksmusik, Volkstanz
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT3100
AUFRUFE IM MONAT316