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(69 KB)   Kaiserpfalz zu Paderborn: Schaltstelle karolingischer Macht / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Kaiserpfalz zu Paderborn: Schaltstelle karolingischer Macht / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELKaiserpfalz zu Paderborn: Schaltstelle karolingischer Macht


INFORMATIONDas mittelalterliche Reich kannte keine Hauptstadt und keine feste Residenz. Vielmehr bereisten die Könige ihr Reich nach einem Plan, der von den Erfordernissen der Politik (Rechtsprechung, Friedenswahrung, Kriegsführung, Darstellung des Königtums), dem Festkreis des Kirchenjahres und besonderen religiösen Anlässen bestimmt war. Der reisende Herrscher und sein Gefolge machten Rast auf königlichen Wirtschaftshöfen oder in den repräsentativ ausgebauten Königspfalzen. Quartier wurde ihnen auch in Klöstern, an Bischofs- und Wohnsitzen der weltlichen Großen angeboten. Während der Kriegszüge lebte man vor allem in Zelten.

Nachdem Karl der Große 768. mit 21 Jahren zum König gesalbt worden war, zog er unermüdlich durch sein Großreich, das sich von der Elbe bis nach Sizilien und Nordspanien erstreckte. Im Laufe seines Reisekönigtums ließ er wichtige Orte zu Pfalzen ausbauen. Zu den größten und bedeutendsten gehörte neben Aachen, Frankfurt am Main und Ingelheim am Rhein die Kaiserpfalz in Paderborn. In karolingischer Zeit war die Burg an der Pader fränkische Versammlungspfalz in Sachsen. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der gewaltsamen Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich. [1]

Sichtbares Zeichen fränkischer Stärke war der Reichstag in Paderborn im Jahre 777. Es war die erste fränkische Reichsversammlung auf sächsischem Boden. Sogar Araberfürsten sollen erschienen sein. Die Reichsannalen nennen aber nur den Namen des einen, der nicht gekommen war: Widukind. Neben der Heeresversammlung tagte eine Synode, auf der Fragen der Mission und Kirchenorganisation besprochen wurden. Viele der sächsischen Adligen unterwarfen sich hier dem König und ließen sich taufen.

785 fand in Paderborn wiederum eine Reichsversammlung statt. Karl der Große war mit seinen Truppen im Winter 784/785 in Sachsen geblieben, um letzte Widerstände zu brechen. Während dieser Zeit wohnte er überwiegend in der Kaiserpfalz. 799 empfing er hier Papst Leo Ill., der nach einem Attentat aus Rom flüchten mußte und ihn um Hilfe bat. Mit der Weihe eines Altares in der Paderborner Kirche bestätigte der Papst das missionarische Wirken des Königs in Sachsen und die Erhebung Paderborns zum Bischofssitz. Während dieser Zeit wurde auch die Kaiserkrönung Karls Weihnachten 800 in Rom vorbereitet.

Die Abbildung zeigt die Paderborner Königspfalz von der Domseite aus. Im Vordergrund die Mauerreste der ausgegrabenen karolingischen Pfalz, im Hintergrund die rekonstruierte ottonische Pfalz Bischof Meinwerks (1009-1036) Beide Pfalzen gehören zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der Nachkriegsjahre. Die Ausgrabungen wurden von 1964 bis in die 70er Jahre durchgeführt. Zum erstenmal waren hierdurch konkrete Vorstellungen über das Leben und Residieren der Könige und Kaiser in Paderborn möglich. Im wiederaufgebauten Teil befindet sich heute das Kaiserpfalz-Museum, das unter anderem einen Überblick über die frühmittelalterlichen Grabungsfunde gibt. [2]


[1] Insgesamt neunmal ist Karl der Große im Paderborner Raum bezeugt: 776, 780, 782 und 804 auf dem Versammlungsplatz an den Lippequellen (Lippspringe), 776 auch in der Karlsburg (= Paderborn) und 777, 783, 785 sowie 799 ausdrücklich in Paderborn.
[2] Zu den Ausgrabungen vgl. Manfred Balzer: Die karolingische und die ottonisch-salische Königspfalz in Paderborn, Paderborn 1987.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 01, S. 14-16
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
DATUM AUFNAHME2004-02-25
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