LITERATUR

VERFASSERBöwing-Schmalenbrock, Philipp / Hemersch, Inga
TITELHungersnot und Sperlingskrieg in Emsdetten 1816-1839
ORTEmsdetten (48282)
JAHR2001   Suche
INFORMATIONBeitrag für den "Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten" der Körber-Stiftung, Hamburg

Wettbewerbsjahr/-thema: 2001 Genutzt - geliebt - getötet: Tiere in unserer Geschichte

Inhaltsbeschreibung: Den Beginn dieses Beitrags bildet die Farbabb. des Gemäldes "Haussperlinge - die Opfer der Sperlingskriege" des Emsdettener Tiermalers Bernd Pöppelmann (S. 2). Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Kampf westfälischer Regierungsstellen und der Einwohnerschaft Emsdettens gegen die Sperlingsplage und die vermeintlich von Sperlingen ausgehende Gefahr von Hungersnöten bei Missernten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Verf. Fragen: Warum wurde dem Sperling nachgestellt, welchen "Verbrechens" wurde er beschuldigt, wie wurde seine Bekämpfung organisiert und durchgeführt, war man sich bei der Sperlingsbekämpfung der Folgen des Eingriffes in die Natur bewusst, und spielte im Denken der Zeit das "ökologische Gleichgewicht" eine Rolle? Zunächst stellen die Verf. den Spatz (Sperling) vor: Wo und wie lebt er, wovon ernährt er sich, wie zahlreich tritt er auf, und wie korrelieren Ernährungsgrundlage und Bestandsvermehrung? Danach schildern sie die "Verbrechen", derer der Spatz beschuldigt wird - er sammelte Getreidekörner ab, wo er sie fand - und bringen diese mit den zahlreichen Hungersnöten in der - nun ganz preußischen - Provinz Westfalen in den Jahren nach den napoleonischen Kriegen in Verbindung. Von der Sekundärliteratur zur heimat- und regionalgeschichtlichen Literatur sowie zu den Quellen vorantastend, widmen sich die beiden Verf. dann den Auswirkungen der westfälischen Hungersnöte auf ihren Heimatort Emsdetten. Im Kern der Arbeit schildern sie dann auf der Basis archivalischer Quellen den obrigkeitlich organisierten Kampf der Bewohner gegen die "Plage". Sie berichten von den Anordnungen zur Sperlingsablieferung, dokumentieren die Fangerfolge und vergessen auch nicht, auf gelegentliche Einwände der Emsdettener hinzuweisen, die die angeordnete Fangquote für zu hoch bzw. angesichts des gesunkenen Sperlingsbestandes für unerreichbar erachteten. Dabei ist es interessant zu lesen, wie die Bauern bei der Bekämpfung der "Plage" die Balance von Nutzen (Schädlingsbekämpfung durch die Sperlinge) und Schaden (Schäden durch Sperlinge) im Auge behielten. Hier erwiesen sich die Bauern als bessere Kenner des Problems, so zeigen es die Autoren auf. Immer wieder zeigen sie so die Ambivalenz von obrigkeitlicher Fürsorge und Willkür, wie sie bei verschiedenen Verordnungen zu erkennen sind. Den Verf. gelingt hier ein interessanter Einblick in die sozialen Rahmenbedingungen der kontrovers aufgeladenen Beziehung von Bauern und Obrigkeit. In einem Schlusskapitel stellen sie die Sperlingsbekämpfung in einen größeren zeitlichen Zusammenhang, indem sie kurz auf Bekämpfungsmaßnahmen vor und nach ihrem Untersuchungszeitraum eingehen. Sie machen sich dabei auch Gedanken über den Rückgang des Sperlingsbestandes in der jüngsten Vergangenheit. Da sich die Arbeit auf einen umgrenzten lokalen Rahmen und einen kleineren Zeitraum bezieht, gelingt es ihr, exemplarisch Belege zu erbringen. Die lückenlose Wiedergabe der Preisentwicklung der wichtigsten Grundnahrungsmittel (S. 69-74) belegt zudem den im Grunde fehlenden zeitlichen Zusammenhang von Getreideknappheit, Hungersnot und Sperlingsbekämpfungsmaßnahmen. Der Gedanke, das Motiv des Artenschutzes auf die damaligen Akteure zu übertragen und in ihrem Verhalten zu deuten und so zum veränderten Mensch-Tier-Verhältnis vorzudringen, musste sich jedoch als undurchführbar erweisen.

Quellen: Stadtarchiv, zeitgenöss. Presseart. und Amtsblätter, heimat- und regionalgeschichtliche Literatur, TV-Beitrag, Sachliteratur, landwirtschaftliche Fachpublizistik.

Umfang: 153 S., ms., ill. mit Quellenabb. und -auszügen, Tab., Krt., davon 79 S. Anhang mit Quellenabschriften, 6 S. Literaturverzeichnis, 3. S. Arbeitsbericht

Schule/Klasse: 12. Klasse, Gymnasium Martinum, 48282 Emsdetten. - Tutor: Gert Udo Scheideler

Preis: 3. Preis

Bestell-Nr.: Körber-Stiftung, 2001-1500
PROJEKT    Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ180.1   Körber-Stiftung
Ort3.7.2   Emsdetten, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-07-14
AUFRUFE GESAMT790
AUFRUFE IM MONAT117