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Volker Dix

Das "Universum" in Bünde

1924 ließ Heinrich Lindewirth die Schlosserei neben seinem Wohnhaus an der heutigen Hauptstraße im Stadtteil Bünde-Ennigloh abbrechen und dort nach Entwürfen des Herforder Architekturbüros Friedmann & Seher ein Lichtspieltheater errichten. Mit dem Film „Der Glöckner von Notre Dame“ nahm das "Lichtspielhaus Wittekind" am 07.11.1924 den Betrieb auf. Bald darauf wurde das Gebäude an den Kaufmann Carl L. Salfeld in Herford verkauft, der damals bereits weitere "Wittekind“-Lichtspielhäuser in Herford, Stadthagen und Gütersloh besaß. Verantwortlich für den Spielbetrieb im Ennigloher Kino war weiterhin Heinrich Lindewirth.

Anfang der 30er Jahre wurden Namen wie Agnes und Josef Bartholomäe, Heinrich Heiker sowie der Herforder Franz Maack mit dem Ennigloher Kino in Verbindung gebracht. Maack übernahm schließlich das "Wittekind". Spätestens 1936 wurde das "Wittekind"-Lichtspielhaus dann in "Universum“ umbenannt. Zeitungsanzeigen aus diesem Jahr warben unter dem Kürzel "UT.-Lichtspiele“ für das Kinoprogramm.

Unter der Leitung des neuen „Kinodirektors“ Franz Maack begann eine kontinuierliche Entwicklung. Zwischenzeitlich wurde die Salfeld & Maack GmbH Inhaberin des Universums. Ab 1953 weisen die noch vorhandenen Unterlagen dann Franz Maack als alleinigen Kinobetreiber aus. In der Zeit des langsam einsetzenden Kinosterbens um 1960 übernahm Rudolf Hemminghaus das Universum an der Ennigloher Hauptstraße; ab 1974 führte Peter Hemminghaus den Betrieb seines Vaters fort.

Dieser sah jedoch für das Kino an dieser Stelle keine weitere Zukunft. Es genügte nicht mehr den Ansprüchen seiner Zeit. Technik, Ausstattung und Sicherheitseinrichtungen waren in die Jahre gekommen. Die geforderte grundlegende Erneuerung rechnete sich nicht mehr. Nachdem im Jahre 1979 das neue "Büli“ mit gleich zwei Kinosälen im Bünder Stadtzentrum direkt neben "Woolworth“ eröffnet wurde, endete 1980 der Spielbetrieb im Ennigloher "Universum". Von einstmals drei florierenden Kinos in Bünde ("Universum", "Capitol" und "Büli") überlebte nur das neue "Büli".

Die zweite Geschichte des "Universum" beginnt Anfang der neunziger Jahre. Am 22.12.1992 trafen sich 17 Interessierte und beschlossen mit maßgeblicher Unterstützung von Rat und Verwaltung der Stadt Bünde die Gründung des Fördervereins Universum, um den weiteren Verfall des einmaligen Denkmals zu verhindern. Die Anmeldung zur Eintragung in das Vereinsregister erfolgte schließlich am 04.03.1993. Einen Monat später, am 05.04.1993, wurde das Gebäude und die dazugehörigen Projektionsgeräte (Ernemann VIII von Zeiss Ikon) in die Denkmalliste der Stadt Bünde eingetragen.

Nach der Gründung des Fördervereins wurden Nutzungskonzepte entwickelt und Geldgeber gefunden. Nachdem die Stadt Bünde das Gebäude vom Eigentümer Hemminghaus gekauft hatte, konnten die Fördervereinsmitglieder im Sommer 1996 zunächst die alte Kinotechnik ausbauen und sichern. Anfang 1998 begannen dann die Bauarbeiten und bereits im August 1998 konnte Richtfest gefeiert werden. Mit der Bewilligung von Fördermitteln der Nordrhein-Westfalen-Stiftung für die Licht- und Tonanlage konnte der Förderverein eine große Finanzierungslücke erfolgreich schließen. Durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und sonstige Zuwendungen hat der Verein für die Inneneinrichtung weitere 100.000 DM beigesteuert.

Die Fertigstellung der Baumaßnahmen verzögerte sich durch immer neue bauliche Überraschungen sowie politische Auseinandersetzungen im Stadtrat. Am 21.08.2001 konnte das Universum schließlich als neues Kultur- und Begegnungszentrum in Bünde im Rahmen einer großen Eröffnungsgala den Betrieb aufnehmen.
 
 

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Website des Universum
Das Universum wird heute von einem Verein getragen. Neben Filmen werden auch Kleinkunst und Kabarett geboten.

Das Universum-Kino in Bünde. Ein kulturgeschichtliches Baudenkmal
Online-Artikel zur Sendung vom 01.02.2004 in der ZDF-Reihe "Bürger, rettet Eure Städte: Nordrhein-Westfalen"