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(109 KB)   Villa Bellevue (Herbers/Romberg) mit Auffahrt, Stennerstraße, Ansicht von Süden, um 1875. Architekt: Eduard Ti(e)tz, Berlin [Villa Herbers], Bauausführung: Pfänder & Vahrenkamp, Iserlohn, Schaubild, Reproduktion, Fotograf: Leopold Cohen, Iserlohn / Iserlohn, Stadtarchiv   Villa Bellevue (Herbers/Romberg) mit Auffahrt, Stennerstraße, Ansicht von Süden, um 1875. Architekt: Eduard Ti(e)tz, Berlin [Villa Herbers], Bauausführung: Pfänder & Vahrenkamp, Iserlohn, Schaubild, Reproduktion, Fotograf: Leopold Cohen, Iserlohn / Iserlohn, Stadtarchiv
TITELVilla Bellevue (Herbers/Romberg) mit Auffahrt, Stennerstraße, Ansicht von Süden, um 1875. Architekt: Eduard Ti(e)tz, Berlin [Villa Herbers], Bauausführung: Pfänder & Vahrenkamp, Iserlohn, Schaubild, Reproduktion, Fotograf: Leopold Cohen, Iserlohn
URHEBER ABBILDUNGCohen, Leopold
DATIERUNG1875 [um]


INFORMATIONDem Betrachter stellt sich beim ersten Blick die Villa Bellevue als ein einheitlicher Baukörper dar. Tatsächlich besteht der Komplex aus drei nacheinander errichteten Gebäuden.

Zunächst wurde 1873 oder früher - das genaue Baudatum läßt sich nicht mehr ermitteln - die rechts im Bild sichtbare Villa Romberg, ursprünglich Bellevue 2, errichtet. 1873 stellte Friedrich Hermann Herbers den Bauantrag für die Villa auf der linken Seite, ursprünglich Bellevue 1. Bei dieser Gelegenheit wurden die beiden Villen mit einem Wintergarten verbunden.

Der Gebäudekomplex lag in stadtbildbeherrschender Weise gleichsam als Blickfang (point de vue) am Südhang des Tyrols. Von hier aus hatte der Besitzer einen Blick auf die gesamte Stadt sowie auf den gegenüberliegenden Fröndenberg und den Mühlenberg. Das Gebäude konnte aber auch - wenn wir der anderen Blickrichtung folgen - von nahezu jedem Punkt der Innenstadt aus gesehen werden.

Die Fassade war im Stil der italienischen Renaissance gestaltet. In der Anordnung der Baukörper weist die Villa Bellevue in reduzierter Form eine Ähnlichkeit mit der Villa Hügel in Essen auf. Die Villa Herbers wurde nach einem Entwurf des Berliner Architekten Eduard Ti(e)tz errichtet, die Bauausführung lag bei der Iserlohner Firma Pfänder & Vahrenkamp. Der Architekt der Villa Romberg ist nicht bekannt, wegen der Ähnlichkeit in der Fassadengestaltung ist jedoch anzunehmen, daß der Entwurf ebenfalls von E. Ti(e)tz stammt.

Der Zugang zur Villa erfolgte von der Baarstraße aus. Hier standen bis 1929 das Kutscherhaus, das Kalthaus und die Remise, s. Bild Nr. 5  Medien.

Der Anfang der schrägen Auffahrt ist am linken Bildrand zu erkennen. Über eine Spitzkehre am rechten Bildrand führte der weitere Verlauf des Weges an der Gesamtfassade vorbei bis zum Eingang an der linken Seite unter dem Turm.


Villa Romberg

Bauherr der Villa war Fabrikant Wilhelm Romberg (1817-1892), verh. mit Auguste Knorre (1827-1896). Romberg betrieb in Berlin zusammen mit seinem Schwiegervater eine Plattierwarenfabrik für Wagen- und Geschirrbeschläge. Er war ferner Eigentümer einer ebenfalls in Berlin ansässigen "Fabrik für Gas-, Wasser- und Kanalisationsanlagen sowie feine Beleuchtungsgegenstände".

Nach seiner Rückkehr nach Iserlohn führte er seinem Stiefvater die bereits 1808 gegründete Fabrik für Reit- und Fahrgeschirrbeschläge unter dem Namen Schmöle & Romberg weiter, 1896 wurde der Name der Firma in Linden & Funke geändert.

Nach dem Ankauf des Gesamtbesitzes Bellevue für 300.000 Mark durch die Stadt Iserlohn im März 1918 wurden hier zunächst sämtliche Kriegswirtschaftsämter und andere städtische Verwaltungsdienststellen untergebracht. Zu Beginn der 20er Jahre wurde das Gebäude bis zur Fertigstellung des Neubaus im Jahr 1930 vom Finanzamt belegt. Daneben wurden auch einzelne Räume durch das benachbarte Lyzeum (Frauenoberschule) genutzt.

Zwischen 1936 und 1945 waren dort ebenfalls Büros und Schulungsräume der SA-Standarte 259 untergebracht. Auch ein NSV-Kindergarten befand sich für einen kurzen Zeitraum hier. Nach 1945 wurde das Gebäude bis zum Abbruch im Jahr 1965 vollständig durch das Mädchengymnasium genutzt.


Villa Herbers

Bauherr der Villa war Friedrich Hermann Herbers.

Nach der Verlegung der Kriegswirtschaftsämter in die beiden Gebäude wurde im großen Festsaal der Villa Herbers die Lebensmittelkartenausgabestelle eingerichtet. Nach 1933 war hier eine Zeitlang ein Kindergarten sowie bis 1935 die Landespolizei untergebracht. Zuletzt war das Gebäude durch ein Altenheim belegt. 1963 erfolgte der Abbruch, seit 1966 befindet sich an der Stelle der Doppelvilla Bellevue der Neubau des Gymnasiums An der Stenner.

Der Wintergarten und der Turm über dem Eingang zur Villa Herbers waren bereits zu Beginn der 1920er Jahre abgebrochen worden.


Der Architekt

Eduard Ti(e)tz, 1819 geboren, seit 1839 in Berlin ansässig und dort 1890 gestorben, war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der meistbeschäftigten Architekten in Preußen. Er galt als ausgesprochener Spezialist für repräsentative Großbauten und schuf Entwürfe für Wohngebäude, Schlösser und Theater. In den späteren Jahren war sein Stil vor allem bei der Fassadengestaltung nicht unumstritten. Er galt im Alter als ausgesprochen unmodern, weil er die Rückwendung der Berliner Schule zur strengen klassizistischen Formensprache Schinkels nicht mitvollzogen hatte.


TECHNIKFoto
FORMATjpg
MASZE23 x 17 cm


FOTO-PROVENIENZIserlohn, Stadtarchiv


QUELLE    Bettge, Götz | Kommerzienrat Friedrich Hermann Herbers | Dia 02, S. 19-21
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.8.6   Iserlohn, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT2490
AUFRUFE IM MONAT322