MEDIEN | (130 KB) ![]() | ![]() | |||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
TITEL | "Kartenwirtschaft": Ausgabe von Lebensmittelkarten in Lüdenscheid, 1917 | ||||||||||||||||
DATIERUNG | 1917 | ||||||||||||||||
INFORMATION | Die Abbildung stellt einen zentralen Aspekt der städtischen Nahrungsmittelrationierung dar. Die Kartenausgabe erfolgte nach den amtlichen Bevölkerungsstatistiken und wurde von den örtlichen Verwaltungsbehörden vorgenommen. In Lüdenscheid und anderen Städten Westfalens mußte die Bevölkerung zum Abholen der Karten ins Rathaus, wo das zuständige Kriegswirtschaftsamt die Kartenausgabe organisierte. Auf den Karten waren nach Abschnitten die wöchentlichen Rationen verzeichnet. Die hier im Bild sichtbare Reichsfleischkarte wurde mit der Bundesratsverordnung vom 21.08.1916 eingeführt. Vor diesem Zeitpunkt war die Fleischversorgung regional unterschiedlich geregelt. Die abgebildeten Eierkarten stellen wohl eine Besonderheit der Stadt Lüdenscheid dar. In dem überwiegenden Teil der westfälischen Städte waren Eier eine begehrte Mangelware und bildeten auf den städtischen Märkten geradezu eine Sehenswürdigkeit. Mit den auf den Karten angegebenen Rationen verband sich für die Verbraucher noch keine Garantie diese Nahrungsmittelmengen auch wirklich zu erhalten. Die Ausnahme bildeten die Brotrationen. Diese mußten, reichseinheitlich festgelegt, in jeder Stadt ausgegeben werden. Bei den anderen Nahrungsmitteln stellten die verzeichneten Angaben Höchstmengen dar, die, falls die vorhandenen Vorräte ausreichten, verteilt werden konnten. Während der Versorgungskrise im Kohlrübenwinter 1916/1917, als verschiedene Städte vor allem des Ruhrgebiets überhaupt keine Kartoffeln mehr ausgaben, erließen die städtischen Behörden Zusatzkarten, auf denen Ersatzlebensmittel angegeben waren. Hierbei handelte es sich in erster Linie um Kohlrüben, manchmal auch um Nährmittel und Brot. Nicht alle Verbraucher waren gleichgestellt. Die in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerungsgruppen standen als Selbstversorger außerhalb des Kartensystems und bekamen während des gesamten Kriegszeitraumes umfangreichere Nahrungsmittelmengen zugesprochen, die nicht selten den Neid der Städter hervorriefen. Aber auch innerhalb der städtischen Bevölkerung selbst gab es Unterschiede. Neben den "Normalversorgungsberechtigten", existierten Gruppen, die durch sogenannte Zulagekarten zusätzlich Lebensmittel erhielten. Dies betraf vor allem die Schwer- und Schwerstarbeiter, die aufgrund ihrer erhöhten Arbeitsleistung auf größere Rationen angewiesen waren. Zu dieser Gruppe gehörten ebenfalls die Bergarbeiter. Aber auch Kranke und schwangere Frauen hatten bis ins dritte Kriegsjahr hinein ein Recht auf Sonderzuweisungen, die aber, nachdem die Versorgungslage sich ab Herbst 1916 merklich verschlechterte, vielfach entfallen mußten. Im Winter 1916/1917 und im darauf folgenden Frühjahr standen die Rationen der städtischen Verbraucher zum Teil nur noch auf dem Papier und eine ausreichende tägliche Ernährung allein durch die offiziellen Zuteilungen war unmöglich geworden. Das folgende Backrezept einer Wochenzeitschrift vom Januar 1917, das die Mängel des gesamten Kartensystems "aufs Korn" nimmt, ist deshalb wohl nur mit einer gehörigen Portion Galgenhumor zu verstehen: "Zeitgemäßes Rezept: Kartoffeltorte für Feinschmecker [1] Zeitbilder. Beilage zur Vossischen Zeitung vom 11.01.1917. | ||||||||||||||||
TECHNIK | Foto / Typendruck | ||||||||||||||||
FORMAT | jpg | ||||||||||||||||
OBJEKT-PROVENIENZ | Lüdenscheid, Stadtarchiv | ||||||||||||||||
FOTO-PROVENIENZ | Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann | ||||||||||||||||
QUELLE | ![]() | ||||||||||||||||
PROJEKT | ![]() | ||||||||||||||||
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN |
| ||||||||||||||||
DATUM AUFNAHME | 2004-02-25 | ||||||||||||||||
DATUM ÄNDERUNG | 2025-02-21 | ||||||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 2621 | ||||||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 10 | ||||||||||||||||
![]() | |||||||||||||||||
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |