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(96 KB)   Der Wucher - "der fünfte apokalyptische Reiter". Zeitgenössische Darstellung auf der Titelseite der Zeitschrift "Die Muskete - Humoristische Wochenschrift", Wien, 22.04.1915, Bd. 20, Nr. 499 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann   Der Wucher - "der fünfte apokalyptische Reiter". Zeitgenössische Darstellung auf der Titelseite der Zeitschrift "Die Muskete - Humoristische Wochenschrift", Wien, 22.04.1915, Bd. 20, Nr. 499 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann
TITELDer Wucher - "der fünfte apokalyptische Reiter". Zeitgenössische Darstellung auf der Titelseite der Zeitschrift "Die Muskete - Humoristische Wochenschrift", Wien, 22.04.1915, Bd. 20, Nr. 499
DATIERUNG1915-04-22


INFORMATIONNeben die vier apokalyptischen Reiter, die der Menschheit Pest, Krieg, Hunger und Tod bringen, tritt in dieser Karikatur gleichberechtigt der Wucher. Er symbolisiert die Ausbeutung der "Kriegskonjunktur" durch Schieber und Kriegsgewinnler. Bereits in den ersten Augustwochen war ein Ansteigen der Lebensmittelpreise zu beobachten, nachdem von den Mühlen und dem Handel aus Spekulationsgründen die Weizenvorräte zurückgehalten worden waren. Dies verursachte eine Teuerung, die bald auch die übrigen Getreidearten erfaßte. Durch das Konkurrenzverhalten der städtischen Einkäufer, die vor allem im Auftrage der Ruhrgebietsstädte handelten und der militärischen Proviantämter, die den Heeresbedarf zu sichern hatten, wurden Preissteigerungen gleichzeitig mitbeeinflußt. Wie sehr sich die Situation in den westfälischen Erzeugergebieten zuspitzte, geht aus der folgenden Beschwerde des Landrats von Herford Ende August 1914 an den Regierungspräsidenten in Minden hervor:
"... Durch die Ankäufe von militärischer und städtischer Seite ist momentan eine gewaltige Nachfrage an Brotgetreide aufgetreten. Die Landwirtschaft ist mit der Ernte und mit der Bestellung von Zwischenfrüchten, welche fast ebenso wichtig ist, voll beschäftigt Sie kann nur das Notwendigste dreschen. Durch die gesteigerten Preise kann nur in geringerem Umfange ein verstärktes Angebot hervorgelockt werden …
Es ist mir außer Zweifel, daß durch die Ankäufe der Städte und Militärverwaltung eine Brotverteuerung eingetreten ist und daß die Verteuerung weiter steigen wird, wenn sie nicht eingestellt oder wesentlich eingeschränkt werden, bis Zufuhren aus dem Osten von dem dortigen Roggenüberschuß herankommen können oder bis hier im Lande nach Erledigung der zweiten Heuernte, der Herbstbestellung und der Kartoffelernte eine stärkere Dreschtätigkeit einsetzen kann. Doppelt bedenklich ist diese Brotverteuerung weil sie, auch nachdem die Getreidepreise sich ausgeglichen haben werden, noch fortwirken wird: Mühlen und Bäcker werden sich darauf berufen können, daß sie zu den jetzt herrschenden hohen Preisen eingekauft haben...." [1]

Vom Anstieg der Brotpreise war zuerst der Kreis der schlechter verdienenden Verbraucher betroffen. Da das Brot neben der Kartoffel zur Grundnahrung gehörte, wirkte sich jede noch so geringe Preissteigerung unmittelbar auf die tägliche Haushaltsführung aus.


[1] Staatsarchiv Münster, Oberpräsidium Nr. 3924. Brief des Landrats von Herford an den Regierungspräsidenten in Minden vom 24.08.1914.


MATERIALPapier
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Erste Weltkrieg in Westfalen | Dia 04, S. 26f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
165   Presseveröffentlichung (Zeitungsartikel)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet9.4   Konsum, Nahrung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT3137
AUFRUFE IM MONAT134