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(83 KB)   Gemälde mit dem Porträt Friedrich von Bodelschwinghs: "Vater Bodelschwingh" / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Gemälde mit dem Porträt Friedrich von Bodelschwinghs: "Vater Bodelschwingh" / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELGemälde mit dem Porträt Friedrich von Bodelschwinghs: "Vater Bodelschwingh"


INFORMATIONBethel wurde 1906 auf Wunsch von Bodelschwingh Sitz der 1886 in Berlin gegründeten "Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika". Die ersten Sarepta-Diakonissen traten bereits 1890 im Auftrag der Missionsgesellschaft ihren Dienst im deutsch-evangelischen Hospital in Sansibar an. Bodelschwingh, der dem Vorstand der Missionsgesellschaft seit 1890 angehörte, befürwortete aus patriotischem Selbstverständnis heraus die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches. Er sah darin den Ansatz für eine christliche Mission "unter den Heiden". So appellierte er 1890 an die evangelischen Jünglingsvereine:
"Es gilt nun auch, diese weiten Länderstrecken, welche deutsche Waffen beschützen, mit den selig machenden Kräften anzufüllen, welches allein das Evangelium von Jesus Christus bieten kann." [1]

Im damaligen Deutsch-Ostafrika ließ Bodelschwingh eine Missionsstation und eine Erziehungsstation für befreite Sklavenkinder einrichten. 1903 wurde zusätzlich ein Hospital mit einer angeschlossenen Station für geisteskranke Menschen gegründet. Mit der Wahl von Bodelschwingh zum Vorsitzenden der Missionsgesellschaft 1906 wurde die Bezeichnung "Bethel-Mission" eingeführt. In den Anstalten ließ Bodelschwingh u.a. Briefmarkensammelstellen einrichten, deren Erlöse für die Missionsarbeit in Ost-Afrika eingesetzt wurden.

Zu Bodelschwinghs Zielen gehörte auch die Errichtung einer theologischen Fakultät, ein Plan, den er erstmals 1895 vor der Bielefelder Pfarrkonferenz offen darlegte. Die Motivation hierzu wurzelte in seiner Kritik an der liberalen Theologie, die seiner Meinung nach an den theologischen Fakultäten zunehmend gelehrt wurde. In seiner Schrift
"Eine kirchlich theologische Fakultät", die im selben Jahr erschien, beklagte er, daß die Theologen zunehmend "mit erschüttertem Glauben an die Autorität der heil. Schrift und an die objektiven Tatsachen des Heils die Hochschule verlassen. Dies ist ja eine unausbleibliche Folge davon, daß eine immer wachsende Zahl von Lehrenden an unseren Hochschulen teils eine schrankenlose und oft auch pietätlose Kritik an der heiligen Schrift üben, teils die objektiven Tatsachen des Heils entweder einfach wegleugnen oder in versteckter Weise umdeuten." [2]
Der konservative Theologe Bodelschwingh widersetzte sich heftig einer rein wissenschaftlichkritischen Bibelauslegung. Er forderte schlichtweg eine praktische Unterweisung in der Bibel, die in erster Linie für die Übernahme eines Kirchenamtes vorbereiten sollte. Die wissenschaftliche Forschung sah er dafür als hinderlich an. Für die Ausbildungszeit der Theologen forderte er eine enge Einbeziehung zur Gemeinde und praktische Begegnungen mit der Mission und Diakonie. Die theoretische Ausbildung lehnte er weitgehend ab und verlangte statt dessen einen Dienst in der Diakonie. [3]

Kurz vor Eröffnung der Theologischen Schule in Bethel 1905 wertete Bodelschwingh die persönliche Frömmigkeit und ein bewährtes Glaubensleben weitaus höher als die abstrakten Diskussionen innerhalb der Theologenschaft:
"Nicht durch langatmige Gegenbeweise wollen wir die falsche Kritik überwinden, nicht auf kluge Worte menschlicher Weisheit trauen, sondern auf das Evangelium von Christo. ... Wir können auch keine Brot-Theologen gebrauchen, die kein anderes Ziel vor Augen haben als eine gemächliche Pfarrstelle in der Heimat." [4]
Von den Studenten verlangte er die Bereitschaft, praktische Pflege in den Anstalten zu leisten.

Die Preußische Generalsynode lehnte es 1909 ab, die Betheler Schule als Ergänzung des akademischen Studiums der Theologie anzuerkennen. Mit Rücksicht auf Bodelschwinghs hohes Alter wurde allerdings darauf verzichtet, diesen Beschluß offiziell zu proklamieren. Am 02.04.1910 verstarb Friedrich von Bodelschwingh in Bethel. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit und der gesamten Anstaltsgemeinde wurde er auf dem Friedhof neben der Zionskirche beigesetzt. Sein Nachfolger als Anstaltsleiter wurde sein jüngster Sohn Fritz von Bodelschwingh.


[1] Zit. nach Manfred Heilmann, "Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt", a.a.O., S. 154.
[2] Friedrich von Bodelschwingh, Ausgewählte Schriften ll, a.a.O., S. 205-206.
[3] Vgl. Ulrich Rottschäfer, Friedrich von Bodelschwinghs Plan einer freien theologischen Fakultät, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 75 (1982).
S. 249-272.
[4] Friedrich von Bodelschwingh, Ausgewählte Schriften ll, a.a.O., S. 306-308.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Bernard, Johannes | Friedrich von Bodelschwingh | Dia 12, S. 43-45
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet8.2   Sozialpolitik
8.4   Sozialfürsorge, Fürsorgeeinrichtungen
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT1167
AUFRUFE IM MONAT83