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(69 KB)   Grundriß des Haupthauses Große-Endebrock, Osnabrücker Hof im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold / Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Grundriß des Haupthauses Große-Endebrock, Osnabrücker Hof im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold / Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELGrundriß des Haupthauses Große-Endebrock, Osnabrücker Hof im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold


INFORMATIONJustus Möser schildert im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts das, was er für die Vorzüge des niederdeutschen Hallenhauses hielt, so:
"Die Wohnung eines gemeinen Bauern ist in ihrem Plan so vollkommen, daß solche gar keiner Verbesserung fähig ist und zum Muster dienen kann. Der Herd ist fast in der Mitte des Hauses, und so angelegt, daß die Frau, welche bey dem selben sitzt, zur gleichen Zeit Alles übersehen kann. Ein so großer und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner anderen Art von Gebäuden. Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht die Wirthin zur gleichen Zeit drey Thüren,..., behält ihre Kinder und Gesinde, ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller, Boden und Kammer, spinnet immerfort und kocht dabey."

Man möchte meinen, ein Hallenhaus sei vor allem zu Überwachungszwecken so angelegt und dürfe, wenn man diese Kontrollmöglichkeit nicht verlieren wolle, den Grundriß und insbesondere den freien Überblick nicht durch Umbauten verändern (siehe Bild 6  Medien). Die Kontrolle der sozial tiefer stehenden Mitbewohner eines Hauses ist aber nicht Hauptzweck seiner Architektur und auch nicht Ursache für die Entwicklung seiner Form gewesen. Das Aufsichts- und Überwachungsproblem stellt sich genauso in Regionen mit anderen Hausformen (Bayern, Sachsen z. B.); ganz offensichtlich ließ sich auch ein nicht weniger patriarchalisch-hierarchisch gegliedertes "Ganzes Haus" ökonomisch erfolgreich führen, ohne fortwährend Blickkontakt mit Magd oder Kuh zu halten.

Die ökonomischen Vorteile des Einhaus-Systems handelt Möser nur kurz ab, den breitesten Raum nimmt eindeutig die Schilderung der Kontrollmöglichkeiten ein. Darum wohl ging es ihm: Eine Entwicklung aufzuhalten, die die selbstverständliche Einbindung des Einzelnen in die patriarchalische Ordnung in Frage stellte, indem sie durch Raumdifferenzierung Ansatzpunkte zu individuellem Verhalten schuf. Diese Entwicklung ist im 19. Jahrhundert in fast ganz Westfalen erfolgt; obwohl Mösers Text immer wieder mit gleicher Absicht zitiert wurde, entsprach der Aufenthalt in der großen Halle weniger als je den Ansprüchen der Bauern an "Wohnen" im engeren, heutigen Sinne.


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OBJEKT-PROVENIENZDetmold, Westfälisches Freilichtmuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Könenkamp, Wolf-Dieter | Bauernfamilie und Gesinde | Dia 01, S. 17
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Ort1.10.500   Osnabrück, Stadt
2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet6.9   Ehe, Partnerschaft, Familie, Familienleben
9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
10.10   Landwirtschaft, Landwirtin/Landwirt
15.11   Museen, Sammlungen, Ausstellungen
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT862
AUFRUFE IM MONAT118