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(85 KB)   Streckenplan der Köln-Mindener Eisenbahn, 1832 / Hagen, Historisches Centrum / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte   Streckenplan der Köln-Mindener Eisenbahn, 1832 / Hagen, Historisches Centrum / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
TITELStreckenplan der Köln-Mindener Eisenbahn, 1832
DATIERUNG1832
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATION Sein Gespür für kommende technische Entwicklungen ließ Friedrich Harkort schon frühzeitig die Bedeutung der Eisenbahn erkennen. Er sah mit Recht im Eisenbahnbau die Voraussetzung für die Erweiterung des Kohlebergbaus an der Ruhr und für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten rheinisch-westfälischen Gewerbegebietes. Bereits im März 1825 veröffentlichte er im "Hermann" unter dem Titel "Eisenbahnen (Railroads)" einen Aufruf zum Eisenbahnbau. "Durch die rasche und wohlfeile Fortschaffung der Güter wird der Wohlstand eines Landes bedeutend vermehrt, welches Kanäle, schiffbare Ströme und gute Landstraßen hinlänglich bewähren." Er beendete seine Ausführungen mit dem Wunsch:
"Möge auch im Vaterlande bald die Zeit kommen, wo der Triumphwagen des Gewerbefleißes mit rauchenden Kolossen bespannt ist und dem Gemeinsinne die Wege bahnet!" [1]

Das öffentliche Desinteresse hinderte Harkort nicht, seine Pläne bezüglich der Eisenbahn weiterzuverfolgen. Auf positive Resonanz stießen seine Aufrufe und erste eigene Versuche im Kohlenbahnbau schließlich bei bergisch-märkischen Industriellen. Im September 1826 fand die Gründung eines ersten Eisenbahnkomitees durch einige Elberfelder Kaufleute statt. Die Zusammenarbeit mit Harkort führte 1829 zum Bau der Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn, der Verbindung der Schlebuscher Zechen mit der Enneper Straße, und ein Jahr später zur Einweihung der Deilbachbahn von der Ruhr nach Langenberg. Trotzdem blieben die Berliner Ministerien gegenüber weiterreichenden Plänen skeptisch. In Westfalen zeigte man sich aufgeschlossener: Der Landtag beantragte - nach eigenen Vermessungen und Berechnungen - auf dem 3. Westfälischen Provinziallandtag den Bau einer Eisenbahn von Minden nach Lippstadt als erste Teilstrecke einer noch zu bauenden Köln-Mindener Bahnlinie. Harkorts Antrag, die Finanzierung der Bahn in provinzieller Selbstverwaltung durchzuführen, wurde allerdings abgelehnt. Da den kühnen parlamentarischen Worten keine Taten folgten, kam es 1832 in Minden und Elberfeld zur Bildung lokaler Eisenbahnkomitees.

Im gleichen Jahr veröffentlichte Harkort den "Plan des Terrains der Eisenbahn von Minden nach Cöln", dem er 1833 die Schrift "Die Eisenbahn von Minden nach Cöln" folgen ließ. Der Streckenverlauf orientierte sich an rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten für die erschlossenen Gebiete. Die Trasse lief von Minden über Herford und Bielefeld - dem Zentrum der aufblühenden Textilindustrie - und teilte sich dann. Der nördliche Schienenstrang führte über Oelde und Ahlen, mit einer Anbindung nach Münster, während der südliche Rheda, Lippstadt, Soest, Werl und Unna verband. Nach ihrer Zusammenführung bei Hörde passierte die Linie Witten und Elberfeld, wo sie mittels einer erneuten Schleife Düsseldorf und Köln anband. Es spricht für Harkorts Weitsicht, daß diese Streckenführung bis auf wenige Abweichungen später realisiert wurde. Neben der Funktion der Eisenbahn als Transportmittel für Wirtschaftsgüter verwies er schon damals auf deren Nutzen für den Personenverkehr und das Militär. Insgesamt erweist sich die Schrift als Appell an die politische und ökonomische Vernunft im Sinne einer bürgerlichen Selbstverwaltung und Mitsprache auf allen Ebenen. Wie schon 1825 erfuhr Harkort erneut nur wenig Zuspruch, ebenso verhielt es sich bei einem wiederholten Vorstoß auf dem 4. Westfälischen Provinziallandtag in Münster. Seiner Desillusionierung machte er in einem Brief im März 1835 Luft:
"Heute sind es zehn Jahre geworden, als ich im Hermann zum erstenmale über Eisenbahnen schrieb. Großes hätte man in Preußen erreichen, alles mit einem Schlage voranbringen können, wenn die Sache damals energisch aufgegriffen wurde! Statt dessen ist nichts geschehen; wir haben noch nicht eine Meile Bahn, und unsre Nachbarn, das junge Belgien vorauf, schöpfen das Fett von der Suppe. Pfui über unsre unüberwindliche Deutsche Schlafmützigkeit!" [2].
Erst 1847 wurde die auf seinem Entwurf basierende Teilstrecke von Minden nach Gütersloh für den Verkehr freigegeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Harkort bereits anderen Plänen zugewandt und nahm an der Entwicklung des Eisenbahnwesens nur noch indirekt teil.


[1] Berger, S. 222f.
[2] Berger, S. 247.


TECHNIKLithographie
FORMATjpg
MASZE41,6 x 54,2 cm (Blatt)


OBJEKT-PROVENIENZHagen, Historisches Centrum
FOTO-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
FOTO-SIGNATUR81.1.284


QUELLE    Killing, Anke | Friedrich Harkort | Dia 05, S. 21-23
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
Ort1.1.160   Köln, Stadt
2.6.6   Minden, Stadt
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
11.2   Verkehrsentwicklung, Verkehrsplanung
11.5.1   Eisenbahn
11.6   Verkehrswege
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT6732
AUFRUFE IM MONAT332