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(104 KB)   Clemens August Freiherr Droste zu Vischering (1806) und Ferdinand August Graf von Spiegel (1828) / Münster, Westfälisches Amt für Denkmalpflege (6a) / Köln, Dombauverwaltung, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna   Clemens August Freiherr Droste zu Vischering (1806) und Ferdinand August Graf von Spiegel (1828) / Münster, Westfälisches Amt für Denkmalpflege (6a) / Köln, Dombauverwaltung, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna
TITELClemens August Freiherr Droste zu Vischering (1806) und Ferdinand August Graf von Spiegel (1828)
DATIERUNG1806 / 1828


INFORMATION1806 porträtierte Maria Alberti den Gründer und späteren Leiter des ersten Hospitals für Frauen in Münster. Sie selbst wurde am 01.11.1808 von Clemens August zu Vischering zur ersten Oberin der Barmherzigen Schwestern ernannt. Das Porträt des Domherren ist bewußt schlicht gehalten, verzichtet auf dekorative Ausschmückungen, wirkt realistisch und vermittelt so das Bild eines bescheidenen, asketischen, dem katholischen Glauben verpflichteten Kirchenmannes. Ein Jahr später, als der schwerkranke Fürstenberg ihn zu seinem Nachfolger im Generalvikariat bestimmte, begann die kirchenpolitische Karriere von Clemens August. Als das Domkapitel seine Ernennung zum Vicarius capituli am 09.07.1807 bestätigte, übernahm der 34jährige die Leitung des Bistums Münster. Seine enge Verbundenheit zum "Kreis von Münster" und die maßgebliche Unterstützung dieser einflußreichen und antipreußisch gesinnten Faktion hatten ihm diesen erfolgversprechenden Werdegang ermöglicht.

Wie der berufliche Werdegang von Clemens August Freiherr Droste zu Vischering so hing auch der seines lebenslänglichen Rivalen, des Freiherrn Ferdinand August Spiegel, von der Protektion eines politischen Freundeskreises ab. 1799 bekleidete Spiegel die Stellung des Domdechanten und hatte damit das höchste Amt im Fürstbistum Münster bei besetztem Bischofsstuhl inne. Während der ersten preußischen Herrschaft eröffnete ihm der enge Kontakt zu Stein, Blücher und Vincke sowohl in seiner Funktion als ehrenamtlicher Präsident der Universitätskomission als auch als Reformer der katholischen Kirchenverwaltung großen Handlungsspielraum. Der Einmarsch der französischen Truppen 1806 stieß bei dem "Preußen" Spiegel auf Ablehnung und löste Sorgen um die eigene Zukunft aus. In den anschließenden Jahren resignierte Spiegel zusehends: auf ein hohes kirchenpolitisches Amt konnte er - angesichts von Drostes Position - nicht hoffen. Im April 1807 wurde neben Graf August von Merveldt auch Clemens August in "Spiegels" Universitätskommission berufen: in dem berühmten "Wecklein-Streit" [1] fanden ihre Differenzen einen ersten Höhepunkt.

Auch Spiegel wurde - wie viele seiner Zeitgenossen - zu einem Befürworter des "Systéme général de l'Europe" und zu einem treuen Anhänger Napoleons, nachdem die französischen Truppen 1809 die österreichischen Aufstände niedergeschlagen hatten. Er verlor zwar durch die Säkularisierung als Verwalter des domkapitularischen Vermögens seine letzte öffentliche Funktion, aber um so aktiver organisierte er 1811 für die französischen Behörden die Auflösung des Domkapitels. Anderthalb Jahre später wurde das Domkapitel unter stark veränderten Bedingungen wieder eingesetzt; Spiegel demissionierte allerdings, um sich als Kandidat für die Besetzung des Bischofstuhls bereit zu halten. Tatsächlich wurde er, auch aufgrund nachhaltiger Empfehlungen des Präfekten Graf Dusaillant, am 14.04.1813 von Napoleon zum münsterschen Bischof "ernannt". Am 27.06.1813 legte er in Paris seinen Eid in die Hände der Kaiserin Marie Luise, die in ihrem Amt als Reichsstatthalterin wirkte. Neunzehn Monate lang fungierte Spiegel als "staatlich" eingesetzter Bischof von Münster. Zusätzlich gelang es ihm, Clemens August am 31.08. zu veranlassen, ihn als zweiten Kapitelsvikar zu bestimmen. Nach dem Abzug der Franzosen im Mai 1815 standen sich Droste als Verwalter der münsterschen Diözese und Spiegel - in der Funktion des Domdechanten - als Leiter des Kapitels gegenüber. Obwohl Spiegel sich während der französischen Zeit stark von der preußischen Politik distanziert hatte, gelang ihm die Wiederherstellung seiner Reputation auch bei den neuen "alten" Machthabern rasch: Als Hardenbergs Berater vertrat er offiziell die Interessen der preußischen Katholiken 1814/1815 auf dem Wiener Kongreß sehr zum Verdruß der Droste-Faktion. 1816 wurde er in den Grafenstand erhoben und ein Jahr später in den Staatsrat berufen. Sein Interesse verlagerte sich allerdings zunehmend weg von der politischen Verwaltungsarbeit hin zu der Beschäftigung mit Glaubensfragen, so daß er bereits in den 1820er Jahren aus religiöser Überzeugung heraus die Kirchenfreiheit vom Staat forderte. Als Spiegel 61jährig das Kölner Erzbistum erhielt, dem er zehn Jahre lang bis zu seinem Tod 1835 vorsitzen sollte, hatte er zweifellos den Höhepunkt seiner kirchenpolitischen Karriere erreicht. Das großformatige Ölgemälde zeigt ihn in seine Bischofsornat im Jahre 1828. Seine Verbundenheit zum preußischen Staat ist durch den preußischen Adlerorden (Band und Kreuz) signalisiert.

Je erfolgreicher sich die Karriere Spiegels entwickelte, desto schwerer gestaltete sich das kirchenpolitische Fortwirken für Clemens August, besonders da er mit dem Oberpräsidenten von Vincke mehrmals heftig aneinander geriet. 1820 zog er sich völlig von öffentlichen Ämtern zurück, um - dank der Pensionsregelungen des Reichsdeputationshauptschlusses frei von materiellen Nöten - ein Leben in Wohlstand und Komfort zu führen. Einige Annehmlichkeiten wie marmorierte Tapeten, ein zeitgenössisch "moderner schwedischer Kamin" u.a. lassen auf einen gewissen Luxus rückschließen. Zwar war diese Art von Lebensstandard durchaus üblich in den adeligen Gesellschaftskreisen Münsters, entspricht aber nicht unbedingt dem asketischen Bild, das Clemens August von sich selbst vermitteln wollte.

Erst sieben Jahre später übernahm er wieder ein Kirchenamt, als ihn sein Bruder Caspar Max, der seit zwei Jahren Bischof in Münster war, zum Weihbischof bestellte. 1836 wurde er von der preußischen Regierung in Berlin zum Kölner Erzbischof bestimmt und folgte somit seinem früheren Rivalen im Amt.


[1] 1805 war Fürstenberg, der Gründer der münsterischen Universität, als ihr Kurator von der preußischen Regierung entlassen worden. Mit der Unterstützung des Gallitzin-Kreises versuchte er weiterhin seinen Einfluß geltend zu machen, indem er beim Oberpräsidenten Vincke gegen die Berufung Anton Wilhelm Peter Möllers zum Professor für protestantische Theologie Protest einlegte. Als das Kuratorium im folgenden Jahr dem Rationalisten Michael Wecklein die Professur für neutestamentliche Exegese an der katholischen Fakultät anbot, kam es zu einem öffentlichen Skandal. - Siehe weiterführend: Herbert Sowade, "Die katholische Kirche", in: Geschichte der Stadt Münster, 3 Bde., Münster 1993, hier Bd. 2, S. 387-432, hier S. 387f.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Amt für Denkmalpflege (6a) / Köln, Dombauverwaltung, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE    Elsermann, Silke | Münster in napoleonischer Zeit | Dia 06, S. 26-29
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
3.7.10   Französische Revolution / Napoleonische Zeit <1789-1815>
Sachgebiet16.2   Katholische Kirche
16.6.3   Geistliche, Rabbiner, Ordensleute
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT2783
AUFRUFE IM MONAT112