QUELLE

DATUM1535   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTNürnberg
TITEL/REGESTNürnberger Flugschrift über die Täufer zu Münster: "Newe zeitung von den Wider tauffern zu Münster"
TEXT[S. 255] Newe zeitung, von den | Wider tauffern zu Münster. [Titelblatt]

In acht tagen, nach dem abgeschlagen sturm, hat der Prophet in Münster, genant Johan von Leyden, Ein schneiderknecht, der gemeyne daselbst für gehalten, Er hab von Gott ein befelh, [S. 256] das er ein König sol sein uber Israel, und der gerechtigkeit, Und in aller massen sein Reich unnd Regiment anstellen, dem Reich David gleych etc. Dem hat niemand widder sprechen dorffen, Unnd ist dan eben einer auffgestanden, genannt Johan von Warendorff, der daselbst ist ein Goldtschmid gewest, und gesprochen, Jm sey das Propheten ampt von Gott befolhen, Und da sol der ander Prophet, ein König der gerechtigkeit sein, und uber den gantzen erdboden herschen, Da zu mit heres krafft auß ziehen, und alle Obrigkeit, Geystliches oder weltliches standes, an alle gnade erwürgen, unnd der unterthanen verschonen, wo sie gerechtikeit thun wöllen, Und also sollen die sanfftmütigen das erdrich besitzen, und Gottes willen geschehen, auff erden wie im himmel, Mathei v und vj.

Darnach hat der König sein regiment angenommen, und in aller massen seinen Hoff versorget mit emptern, gleych einem weltlichen Fürsten, als mit Hoffmeystern, Marschalhen, Thorwertern, Kuchenmeystern, Foriern, Cantzlern, Rednern, tischdienern und schencken, Desgleichen aus seinen frawen, ein schön edel weib aus Holand (die hat zuvor ein Propheten gehabt, der ward vor Münster erschlagen, davonn sie noch schwanger ist) die Königin hat jren eygen Hoff, Auch hat der König xxxj. pferdt, mit gulden tüchern bedeckt und etliche gulden settel, uft hat kostliche kleyder, als gülden und silberen stück von Ornamenten des Tempels lassen machen, und sein hengest Reuter, auch von den ornamenten seer bund unnd kostlich becleydet, dazu mit gülden ringen begabet, allem dem gleich, die königin mit jren jungfrawen und frawen.

Wen aber der könig in seiner Maiestet in der stat umbreittet, so hat er ein silbren stück an, das auff der falden zu schnitten, darunter rot Carmesin, unnd mit Golde zu samen gebunden, Desgleichen auch zwen knaben, der füret jm einer nach, auff der rechten seitten die kron und Bibel, Der ander auf der lincken seitten ein blos schwerdt.

Der knaben eines [S. 257] ist meins G. H. von Münster son, der ist dar inne gefangen, und wartet auff des königes leib in der kamer.

So hat der König in der dreyfeltige kron, seer köstlich gemacht von ducaten gold, da alle sein geschmeyd und müntz von gemacht ist, und darauff köstlich geschmuck, Darbey ein gulden ketten, mit eddelm gesteyn, der welt figur, mit einem gulden schwert und mit eim silbern durchstochen, mitten auff dem apffel ein gulden krentzlin, darauff geschriben, ein König der gerechtigkeit, uber die welt[.] Der gleichen helt sich auch die Königen.

Mit solchem geschmuck gehet der König die woche drey mal auff den marckt, auf einen hohen stuel dazu gemacht, und der Stathalter Klipperdolling [sic! Knipperdollinck] genant, stehet ein stuffe under im, und darnach die Rete, Wer daselbst zu thun hat, mus sich zweymal neygen, und zum dritten mal, auff die erden nider fallen, und dernach sein meinung antragen.

Das abendmahl, haben sie die inwoner der stat Münster auff ein dinstag, auff dem Thumhoff [Domplatz] gehalten, bey ein tisch zwey und virtzig hundert gesessen, und drey gericht gegeben, Als, gekocht fleisch, schinken und gebratenes, und hat der König und königin, und alle jre diener zu tisch gedienet, Nach dem essen hat der König und die königin weytzen kuchen genommen, gebrochen und den andern gegeben, mit solchen worten, Nemet und esset, und verkündigt den tod des Herrn, Des gleichen auch eine kannen mit wein, mit den selbigen wortet, Nemet und trincket alle daraus, unnd verkundiget den tod des Herrn.

Die gemeyne aber, hat fortan einer dem andern die kuchen gebrochen, mit solchen worten, Bruder oder schwester, Nim hin, und iß davon, Wie sich Christus für mich gegeben hat, also will ich mich fur dich geben, Und als die weytzen körnlin, in ein ander gebacken und die drauben zusam gedruckt, also [S. 258] sind wir auch in ein, Solchs alles treiben sie am tisch mit vermanen, dz nichts unnützes, sonder das Gesetze des Herrn aus frem Munde gehe, unnd darnach dem dem [sic!] Herren dancken, erstlich, mit gebeten, darnach mit singen, sonderlich den gesang, Allein Gott inn der höhe sey ehre, Des gleychen hat sich der König und königin mit den dienern und auch der gleychen die von der wacht kamen, gehalten unnd zu tisch gesessen etc.

Nach dem allem, hat der König zu der gantzen gemeyne gered, Ob sie alle willig weren, des vatters willen zu thun und leyden, sie antworten alle ja, Darnach sprach der Prophet, er hette ein befelh von Gott, etlich von jnen aus zu schicken, die wunder aus zu breyten, die Got bey jnen gethan hette, und also hat der Prophet Johan von Warendorff gesagt, das sey Gottes befelh das etlich die er nennen wurde, in vier stedte im Reich solten gehen und predigen, und hat sie aus einer zettel mit namen genennet, und gesprochen, sie sollen verlassen, alles was sie haben, Und giengen denselbigen abend aus nach Ossenbruck [Osnabrück] sechs, sechs nach Cosfeld [Coesfeld], fünff nach Warendorf und achte nach Sosst [Soest], dar unter ist der Prophet selbst gewest, unnd man gab jdem ein gulden pfennig von neun gold gülden, und zerung dorbey von anderm gelde.

Auff den abend Galli, sind sie in die vorgenente stette nach befelh erschienen, mit einem grewlichen geschrey ruffende, Bekert euch und thut buß, den es ist hie ein kurtze zeit, dz euch d' vater barmhertzig sey, den die axt ist an die wurtzel des baumes gesetzt, Also wo die stedte den frieden nicht annemen, solten sie in kurtze vergehen, Auch sind sie komen für den Radt der vier stedt, un jre mentel auff die erden gebreyt, und die vorgeschriben stück golds dar auff geworffen, mit solchen worten, Sie sind daher vom vatter gesand, jnen den fride an zu sagen, wo sie den wöllen annemen, als denn [S. 259] sollen sie jr gut in gemeyn geben, Wo sie aber das nicht thun wolten, So wolten sie mit dem stück Goldes protestiren für Gott, das sie seinen friden nicht hetten wöllen annemen, sonder verachten, Und da bey gesagt Es sey nu hie die zeit, davon alle Propheten geret haben, das Gott auff erden nichts anders haben wil, denn gerechtikeit, Unnd wenn der König seines amptes also gebraucht, das nichts auff dem gantzen erdbodem anders sey dan gerechtikeit, Als den wil Christus seinem vater, das Reich uberantworten.

Darnach sind sie gefencklich angenomen, und beyde freundlich und peinlich verhört, von jrem glawben, leben, befestungen der stadt und vorrhat, Darauff sie allesampt einerley bericht gethan, Von jrem glawben und leben haben sie bekandt also, Wenn man die zeit recht unter scheydet, mit hunger und durst d' gerechtikeit, die schrifft, besunders der Propheten, recht ansehe, sey bey jnen der weg alleine, Und sind da zu bereit, mit besondern gnaden, das mit jrem blut zu bekrefftigen.

Sie haben offenbar bekant, von der Apostel zeit, sey Gottes wort nie recht geprediget, und kein gerechtikeit gewesen, Item, es seien vier Propheten, zwen gerechte, als David und Johan von Leyden zu Münster, zween ungerechte, als der Babst und der Luther, und noch erger sey der Luther denn der Babst, Auch sind bey jnen verdampt, alle ander Wider tauffer wo sie auch sind.

Sie wurden auch gefragt, mit was geschrifft sie beweisen jre gerechtikeit, dz sie die frume leute unverschulter ursach, gegen jre eygen zusage und verpflichtung, aus der stat Münster veriagt, und all jr gut, weib und kind eingenomen.

Darauff haben sie geantwortet, dz Christus den Juden gesagt Faciem coeli iudicare nostis, signa autem temporum non potestis, Math xvi. Und da sol die zeit auff genomen [S. 260] werden, Beati mites quoniam possidebunt terram, Auch habe Gott dem volck von Israel der Egipter gut gegeben.

Sie haben gesagt, in der stad Münster, sey noch an silber unnd gold, welchs als in fassen geschlagen, drey mal hundert tausent gulden, außgenomen alle güter, der noch uberflüssig.

Darzu haben sie empter gesetzet, welche mit den heyden kauffen und verkauffen solten, wenn das verzeret werde.

Darneben haben sie ander handwercksleute gesetzt, Als schumacher schneider, schmide und der gleichen, Wenn speise und kleyder not wird, für sich und sein haußgenossen, das wird jnen genug gegeben.

Bey jnen in der stad, haben sie menner gemeyniglich alle, v. vj. vij. oder viij. weiber jeder nach seinem gefallen, auß geschlossen, das er bey einer so lang schlaffen mueß, bis sie schwanger ist, Denn greyfft er in hauffen, und nimpt eine nach der andern, wie es jn gelust, Alle jungfrawen uber zwolff iar müssen freien.

Darneben ist solcher zwang darinne, Wenn der weyber eines von einem andern man odder jrer gesellin eine, unfreundlich angesehen wird, der mueß als bald beklagt werden, und sterben, desgleichen auch die weiber, wo eine mit einem andern berüchtigt wird, Es erwelen die alten frawen einen beschirmer, welcher al jr notturfft verschaffen mueß.

Die kirchen und Gottes heuser verstören sie gantz und gar, und nennen die selben Baals und Römische kauffheuser, und mord gruben der selen. Es sind auch nicht uber acht tausend menschen mit weib und kind, in Münster.

Und ist der letzte befelh des Königs zu den Predicanten gewesen, da sie aus giengen, Was jnen begegnet, solten sie nicht der gemeyn in Münster, sonder allein dem Propheten zu Sost schreiben.

Es weren auch die von Münster eines volcks gewertig, [S. 261] von grüningen [Groningen] und Holland, Wenn das keme so wolt der König mit gantzer gewalt ausziehen, und das gantz erdreich einnemen, Unnd wolten darumb die Obrigkeit tödten und umbringen, das jr keiner gerechtikeyt thet noch gethan hette, Sie wolten auch nicht appelliren zum Keyser odder einige gelerten, sonder allein zu Gott und zu seinem wort.

So bekennen sie auch das unmüglig were, one Propheten die schrifft recht zuverstehen, Wenn man auch mit jnen underredung von der Schrifft helt, und so weit mit jnen kompt, das sie jr fürnemen nicht konnen entschüldigen, So antworten etliche, als Fleischer und ander handwercks gesellen, Es were jnen von dem vatter nicht gegeben, Die andern sprachen, der Prophet hat es aus Gottes befelh gesagt, Da ist keiner gefunden worden, der da Revociren wollt, so Jm gleich gnad wird angeboten, sonder sie singenn, und dancken dem vatter das er sie wirdig gemacht hat, fur seinen namen zu leidn.

Item zu wissen, das der Bischoff zu Münster und Ossenbruck [Osnabrück], die stat Warendorff, eingenummen, die schlüssel zum Rathausse und der stat empfangen, umb jres ungehorsams willen das sie der Münsterischen sache, sich anhengig gemacht, haben jm die vier Propheten so aus Münster gesant, mit andern dreien burgern uberantwort, und die sind gericht worden, Es sind auch sonst acht Propheten aus Münster gen Sosst komen, haben auffrhur wollen machen, sind gefangen und darnach gericht worden.

Item zu Ossenbruck [Osnabrück] sind ir vj. gegriffen, die von Münster da hin geschickt sind worden, die sind dem Bischoff uberanwort, und sitzen zu Summerburck, werden auch gericht werden.


Unser freuntlich dinst zuvor, Heut' acht tage vergangen, Ist ein predikant, der Widdertauffer Secten anhengig, mit fünff der fünemisten aus Münster in Warendorff komen, und auff [S. 262] der gassen ein grschrey gemacht, das sie vom vatter aus gesand sein, seinen befelh zuverkünden, Welches in von dem Rat gestattet, und dieweil sie unser ansinnen, die selben predicanten anzuhalten und uns zu lieferen sich gewegert und abgeschlagen, haben wir uns disen morgen, fernern unrat und auffruhr bey anderen Steten zuverhüten, für die stat gefüget, auch mit dem ernst also geschickt gewest, die mit der gewalt zuerobern, Als aber solchs der stat Burger unnd gemein vermerckt, haben sie sich in unser gnade und ungnad ergeben, und die stat auch die Predicanten in unser gewalt gestelt, Was wir nu von denn selbigen, der gleychen so zu Ossenbruck [Osnabrück] in unser hafftunge geliefert, im gehör irer bekantnus erfaren, werden wir E. L. fürdelich anzeigen, So sind auch der gleichen acht person in unser stat Coßfelt [Coesfeld] angefangen, und noch behalten, die wir uns zur antwort gefordert, aber bis her noch gewegert, Darumb wir die auffs ernstlich nochmals beschriben, im fal die uns nicht folgen, werden wir mit Gottes hülffe, auch auff wege die Coßfelt [Coesfeld] zu gehorsam zubringen, nach notturfft trachten, Und schicken hie bey E. L. zur newikeit ein stuck golds, welchs der predicant bey sich gehabt, und dem Rat für geworffen, zur urkund, daß sie vom Herren gesand, das wir E. L. nicht wolten verhalten, Datum in unser stat Warendorff am Mitwochen nach Galli abatis Anno usw. xxxiiij. [1534].

Franciscus
Confirmirter zu Münster



Meinem Gnedigsten herrn, dem Ertzbischoff zu Cöllen [Köln] und Churfürsten etc.

Des dinstags nach Gereonis, ist eine versamlung zu Münster auf dem Thumhoff [Domplatz] geschehen zu zehen uren vor mittage die helfft so in Münster vorhanden xlij. C. an einer versamlunge, man und frawen, zu allen teylen monbar, und haben [S. 263] sich dargesatzt alle zu taffeln gespeiset, Zum ersten gekocht fleysch, schinken und gepratens, dar nehest einen kuchen dz Abendtmal zu beginnen, Darnach kam der König mit seinem volck, mit xxxj. pferden, mit vier trabanten, gekleydet mit sammet und gülden stucken aus der kirchen, Der König gekleidet mit einem schwartzen paltrock, darauff ein silberen stuck gedeckt, und seiner kronen, Und ein tapffer ornament, mit einer gulden welt, dardurch zwey schwerd, und die hende vol ringe etc. Unnd in seinem vollem harnisch abgesessen, und mit der kleidung zur taffeln gedienet mit seinen dienern, ungeuerlich mit lx personen, Und als die malzeit geschehen, ist er auch gesessen mit den dienern vor gemelt, und den jhenen, die von der wacht kamen.

Als nu vor unnd nach das runde brot auff die tische gebracht, sprach der König, Nemet und esset, und verkündigt den tod des Hern Und darnach gab er den wein und sprach, Nemet und trincket, und verkündigt den tod des Herrn. Als sie nu gegessen und getruncken, sungen sie den gesang, Gloria in excelsis Deo zu deutsch, und nam der König semptliche des volck an einem hauffen, und stalt jm für, Ob sie umb Christus willen leiden wollen sterben den tod, Sprachen sie all ja. Darumb steig der Prophet auff den stuel, Johan Goldschmid von Warendorff, rieff etlich mit namen und sprach, Gehet in die stete und verkundiget das Götliche wort, Sie waren willig und sprachen ja.

Die selbigen sind des abents aus iiij. pforten gangen, ein part, auff S. Servacii pforten [St. Servatii-Tor] nach Sosst [Soest], als dise kentlich, der Prophet von Warendorff, unnd Schlachtschaf, Die andern aus unser lieben frawen pforten [St. Liebfrauen-Tor], vj. nach Coßfelt [Coesfeld], der einer Bernd fockte, Heinricus von Gorge predicant zu Warendorff, Pastor zu Nimkirchen von Warendorff Hermannus genant, Bartolomeus Nadler, zwen andere jnen nicht bekandt, Aus S. Mauricius pforten [St. Mauritz-Tor], v. nach Warendorf Klopriß, [S. 264] die andern sind nicht bekandt, Aus der horster pforten [Hörster-Tor], vj. nach Ossenbruck [Osnabrück] und sitzen zu Iberg [Iburg] gefangen, Und so sie zu Ossenbruck [Osnabrück] nicht angenommen, sollen sie sich nach Herverde gegeben haben.

Nachdem also namhafftig genannt, ist der König Johann von Leyden auff den stul wider gestigen, sprechend zu den gemeinen brüdern Sehet brüder, seid jr auch geschickt wider die feinde aus zu ziehen sprechen sie semptlich ja, Darnach sprach er zu den vorgemelten ambasiaten, Gehet ir hin unnd bereyt uns die stette, wir wollen euch in kürtz folgen, So wollen wir die gantzen welt einnemen. Beschliessenn, ist das die meinung des Königs und aller der jenigen, so in Münster itzt noch vorhanden, mit den, so ausserm lande, Auch aus Osst [Ostfriesland] und Wesst Friesland [Westfriesland] komen solten, die welt gentzlich einzunemen, wer sich auch nach irem glauben nicht halten und richten wil, die selben zuerwürgen, Darzu hat der König auch gesagt, Alle Fürsten und Herrn, Junckern, Drosten, Amptleute und alle Oberkeit in solchem tage zuvertilgen und umb zu bringen.


Die gelegenheit in Münster.

Item, Dieser der dis wie obgemelt bekat, hat auch wie nachfolget gesagt. Das die Burger sind zwispeltig mit dem einkomenden volck, als Friesen und Hollendern etc.

Item S Jacobs kirche [St. Jakobi-Kirche auf dem Domplatz], ligt noch vol gemalen maltzes, das sind der fastnacht gemalen ist.

Item, In Burckharts herrn haus, noch wol uber tausent malter rocken, und in etlichen noch vil meer.

Item, Es ist noch so vil gersten daselbst vorhanden als man in zweyen jaren verthun kan.

Item Speck ist noch alda uberflüßig.

Item Es ist ein geringe zal saltz und kese verhanden, und ungeverlich xiij. oder xv faß butter.

[S. 265] Item Die Münsterischen legen drey starcke ortheuser, Eins vor der horster pforten [Hörster-Tor], Das ander vor S. Mauritius [St. Mauritz-Tor], Unnd das dritte, vor Judefelder pforten [Jüdefelder-Tor], und ein mit meise kasten auf dem wasser.

Item Es sind noch darinnen xxij. C. werhafftiger man, und sind gegen einem man wol vj. weiber.

Item Sie wachen alle nacht mit fünffhundert man, und gehet die dritten nacht wmb, und sind frey zu wachen, der König mit seinem volck, als das ampt volk.

Item, Es sind noch wol. lxx. Tunnen Pulvers vorhanden.

Item, Es mag ein jderman nach seinem gefallen iij. iiij. v. vj. oder meer weiber nemen.

Item, Der König hat gesagt, Wenn er dz volck obgemelt, Friesen unnd ander bey im hette, als denn wolt er das Blockhaus nach Coßfeldt [Coesfeld] ligende unterstehen an zufangen und zuverwüsten.


Bekenntnis des Fleischawers.

Item bekant, daß jr König sol herschen uber die gantzen welt.

Knipperdolling saß in deß Königs stuel und sprach, er wolt sterben und wider genesen und zu gesagt, dz die blinden sollen sehend werden.

Item, Der König hatte jnen befolhen, nach Ossenbruck [Ossenbruck] zu gehen, und jnen da ansagen, das sie sich bekerten, oder sie sollen vergehen, wie Sodoma unnd Gomorra, und sollen wider nach Herverde reysen, und gleichmessig verkunden das wort Gottes.

Item der, König hat offentlich gesagt, das in Gott darzu erwelt, habe, das er die gantzen welt sol durchziehen, und die ungerechtikeit auch die so nicht glawben wollen, mit dem schwerd straffen, unnd wer seiner secten nicht folgen wolt der sol sterben.

Item, Bekannt, das noch in Münster sind, bey sechs oder siben tausend man und frawen.

[S. 266] Item Bekant, dz sie von der versamlung des volcks im Niderland [Niederlande], kein wissen gehabt, darnach aber, sey jn angesagt von knechten, die zu jnen gelauffen waren, das sie vorhanden gewesen sind, Aber Knipperdolling habe allenthalben für dem belegern, an Brüder und Schwester geschriben, wisse nicht was die schrift vermelden.

Was der Prophet prophetiert hatte gegen dem Storm, were jnen alles also begegnet, als auff was zeit die sturme angehen solten, und hatte jnen drey tage gepoten, vor dem Storm zu fasten und zu beten.

Item, Der König hat iiij. haußf[r]awen ist itzund an die fünffte komen.

Item, Gesagt, wie sie sich gegen Kayserliches M. Hertzogen, und anderen Fürsten und Herrn wolten in dem durchzihen der welt gehalten haben etc. Antwort er, Die jenigen so sich nach des Königs gerechtigkeit richten wollen, solten verschont werden, Sonst meint sie jr König wie ob angezeigt zustraffen.

Item, Er wisse von keinen geschichten, die in Münster gewest sein, von der stat Warendorff.

Item, So sie in gefencknis kemen, zu Ossenbruck [Osnabrück] oder sonst, het jnen der Prophet verboten, das sie das inn Münster nicht schreiben solten, auff das die Brüder nicht n schwermut mochten kommen, Sonder solten a[ll]ein gen Sosst [Soest] schreiben an den Propheten, und wenn eß jnen glücklich vorstünde, So wolte der König auffs furder derlichst fort ziehen.


Getruckt zu Nurnberg durch Jeronimum Formschneider.
1535.



QUELLE     | Nachlese zur Geschichte der Wiedertäufer in Münster | S. 255-266


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.1   1500-1549
3.1.1   Reformation < - 1555>
3.1.20   Täuferzeit in Münster <1534-1535>
Ort1.11.10   Soest, Stadt
2.21   Münster, (Fürst-)Bistum < - 1802>
3.3.3   Coesfeld, Stadt
3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
3.8.13   Warendorf, Stadt
Sachgebiet14.9   Flugblätter, Flugschriften
16.1   Religion und Kirche / Allgemeines
16.5   Sonstige Kirchen, Konfessionen, Sekten
DATUM AUFNAHME2004-05-20
AUFRUFE GESAMT4504
AUFRUFE IM MONAT427