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(73 KB)   Synagoge Padberg: Die Zeit der Landgemeinden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Synagoge Padberg: Die Zeit der Landgemeinden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELSynagoge Padberg: Die Zeit der Landgemeinden


INFORMATIONDie Architektur des aschkenasischen Synagogenbaus ist für das Mittelalter durch viele Beispiele belegt. Mit dem ausgehenden Mittelalter ändert sich das Bild. In vielen Regionen Deutschlands kam es seit dem 14. Jahrhundert zu Pogromen mit oftmals tödlichem Ausgang für die Juden. Ihre Synagogen und Friedhöfe wurden zerstört, die Grabsteine vielfach als Baumaterial verwendet. Auslöser waren Seuchen wie die Pest. In ihrer grenzenlosen Angst machten die Menschen schnell die Juden als die Schuldigen aus: Sie hätten die Brunnen vergiftet und damit die Seuche ausgelöst.

In den nachfolgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Auswanderungswellen, mit denen sich das aschkenasische Judentum weiter nach Osten ausbreitete. Hier erlebte die Synagogenbaukunst eine neue Blütezeit. Andere Juden zogen von den Städten aufs Land, wo sie kleine und meist nur unbedeutende Landgemeinden bildeten. Es war keine große Zeit für das deutsche wie das westfälische Judentum. Die Landgemeinden in Deutschland waren sehr ärmlich. Große Synagogen bauten wie im Mittelalter konnten sich die Juden nicht mehr erlauben, stattdessen mussten sie sich mit kleinen und von der Ausstattung her bescheidenen Betsälen begnügen.


Fachwerkbau und Saalräume

Im 18. Jahrhundert verbesserte sich allmählich die Lage. Nun entstanden auch in den Dörfern, Landstädten und kleineren Residenzen zahlreiche eigenständige Synagogenbauten. Allerdings kann die architektonische Entwicklung nur noch teilweise nachvollzogen werden, da sich kaum Gebäude aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten haben.

Die Dorf- und Kleinstadtsynagogen des 18. Jahrhunderts können in mehrere Bautypen untergliedert werden. Die kleineren Bauten auf dem Land wurden überwiegend als Fachwerksynagogen errichtet. Die Entscheidung für diesen Baustil hing sicherlich mit der geringen Finanzkraft der kleinen Gemeinden zusammen. Sie paßten sich allerdings auch stark dem lokalen Wohnhausbau an. Dabei dürfte der Wunsch, sich von den christlichen Kirchen zu unterscheiden, und vor allem das Bemühen, nicht aufzufallen, eine große Rolle gespielt haben. Die Innengestaltung der Synagogen war dennoch meist sehr prächtig.

Charakteristisch für den Synagogenbau im ausgehenden 18. Jahrhundert war in den Kleinstädten der Saalbau. Dieser Bautyp zeichnete sich durch einen längsrechteckigen Grundriss mit einem flachen Tonnengewölbe aus. Während bei den Dorfsynagogen sich der Betraum meist im Obergeschoss befand, lag der Kultraum bei den städtischen Synagogen im Erdgeschoss. Sofern eine Gemeinde eine hohe Bevölkerungszahl erreichte oder wenn der Landesherr sie ausdrücklich förderte, zeigten die Synagogen aufwendige Bauformen und standen frei im Ort. Wenn die Juden nur eine Minderheit bildeten oder keinen besonderen Schutz durch den jeweiligen Herrscher erfuhren, wurden die Synagogen in Hinterhöfen versteckt oder mussten dort gebaut werden.

In Westfalen hat sich eine Fachwerksynagoge unter anderem in Padberg, heute ein Ortsteil von Marsberg, erhalten. Den Untersuchungen zufolge dürfte die Synagoge etwa um 1790 errichtet worden sein. Der schlichte, mit einem Satteldach versehene Fachwerkbau diente bis 1931 als Synagoge. Die Abwanderung vieler Familien hatte die jüdische Gemeinde bereits vor dem Ersten Weltkrieg auf vier noch in Padberg verbliebene Juden schrumpfen lassen, einige weitere Gemeindemitglieder wohnten in den Nachbarorten. Die Gemeinde löste sich daher 1931 auf und verkaufte die Synagoge an einen Handwerker, der das Gebäude als Werkstatt und Lagerraum benutzte und dabei den Innenraum baulich veränderte.

Ende der siebziger Jahre erwarb die Stadt Marsberg das Gebäude und begann nach vielen Diskussionen und Schwierigkeiten 1991 mit der Restaurierung. Damit konnte ein anschauliches Beispiel für eine kleine Landsynagoge im Fachwerkstil der Nachwelt erhalten werden. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten ist dort eine Erinnerungsstätte zur jüdischen Geschichte in Padberg und Umgebung eingerichtet worden. [1]


[1] Günter Birkmann, Hartmut Stratmann: Bedenke, vor wem du stehst. S. 89f. - Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen. S. 592.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Ridder, Thomas | Synagogen in Westfalen | Dia 03, S. 22-24
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.7.6   Marsberg, Stadt
Sachgebiet16.4   Jüdische Gemeinden
16.6.1   Kirchenbau, Sakralbauten / Kirchenaausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT4068
AUFRUFE IM MONAT243