QUELLE

DATUM1948-11-03   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTMünster
TITEL/REGESTSchreiben von Münsteranerinnen an den Rat der Stadt Münster betr. Mitgliedschaft von Frauen im Stadtrat nach den Kommunalwahlen 1948
TEXTAn den Rat der Stadt Münster. Betroffen und entrüstet haben die Frauen Münsters Kenntnis genommen von den Wahllisten der politischen Parteien und dem entsprechenden Wahlergebnis; denn auch die beiden einzelnen Frauen, die durch zwei Parteien in das Stadtparlament gekommen sind, können nicht als eine genügende Berücksichtigung der weiblichen Wählerzahl (60%) und ihrer Einstellung zu den Fragen des öffentlichen Lebens anerkannt werden. Wenn die Frauen trotzdem zur Wahl gegangen sind, so geschah es aus dem Gefühl tiefer sittlicher und staatsbürgerlicher Verpflichtung. Die in den unterzeichneten Verbänden zusammengeschlossenen Frauen Münsters sind der Meinung, dass ihre 30jährige politische Mündigkeit und die bisherige nicht bedeutungslose Arbeit von Frauen im öffentlichen Leben es billig und recht hätten erscheinen lassen, wenn man der Frau heute in so bedeutsamer und schicksalhafter geschichtlicher Stunde einen entsprechenden Einfluss eingeräumt hätte bei Neuaufbau des Staates und in der Arbeit der Kommunen. Angesichts der wachsenden Einsicht, der man in dieser Beziehung in anderen Städten (Berlin hat 25% weibl. Stadtverordnete) und in anderen Ländern begegnet, sind wir höchst befremdet, dass man in Münster nicht nur die Tore nicht weiter geöffnet hat, sondern die Zahl der Frauen im Stadtparlament vermindert hat, und man gewinnt den Eindruck, dass man die Frau hier nicht als vollwertige Persönlichkeit neben den männlichen Kandidaten stellt, sondern nur als notwendiges Zugeständnis an eine moderne Zeitströmung. Wir erwarten, dass man jetzt wenigstens bei der Besetzung der Arbeitsausschüsse Frauen heranzieht und legen den Vertretern der Stadt einige Namen von Frauen vor, die bereit sind, sich selbstlos in den Dienst der Sache zu stellen.
ERLÄUTERUNGIm Stadtrat waren unter den 33 Mitgliedern nur zwei Frauen. Gegen diese ungenügende Vertretung protestierten Münsteranerinnen in einem Schreiben an den Rat der Stadt Münster.


PROVENIENZ  Stadtarchiv Münster
BESTANDAktenübernahme Oberbürgermeister Beckel 1976
SIGNATUR145


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.17   Wahlen, Wahlrecht
3.19   Politikerin/Politiker, Abgeordnete/Abgeordneter
6.8.8   Frauen
DATUM AUFNAHME2004-04-19
AUFRUFE GESAMT2288
AUFRUFE IM MONAT136