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DATUM | 1918-04-13 - 1918-04-22 ![]() ![]() | |||||||||||||||||||
URHEBER/AUSSTELLER | Drews, Wilhelm Arnold, preußischer Innenminister (Urheber) / Bake, Alfred Georg von, Regierungspräsident von Arnsberg (Aussteller) | |||||||||||||||||||
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EMPFÄNGER | Landräte / (Ober-)Bürgermeister, Regierungsbezirk Arnsberg | |||||||||||||||||||
AUSSTELLUNGSORT | Berlin | |||||||||||||||||||
TITEL/REGEST | Weiterleitung eines Schreibens des Innenministers durch den Regierungspräsidenten von Arnsberg an die Landräte und (Ober-)Bürgermeister betreffend der Neugründungen von Kriegsversehrten-Vereinen | |||||||||||||||||||
TEXT | Der Minister des Inneren V b 331. Berlin, den 13. April 1918 Sofort [Kürzel unleserlich][1] Vertraulich! Die Bestrebungen, die Kriegsbeschädigten und Kriegsteilneh- mer in Sonderorganisationen außerhalb der Kriegervereine zusammenzufassen, nehmen nach und nach einen größeren Um- fang an. Zu dem im Jahre 1916 begründeten Verband wirt- schaftlicher Vereinigungen Kriegsbeschädigter für das Deutsche Reich mit dem Sitze in Essen, dessen Verbandsorgan die Zeit- schrift "Der Kriegsbeschädigte" ist, sind hinzugetreten:[2] der Bund deutscher Kriegsbeschädigter mit dem Sitze in Hamburg[3] der Bund der Kriegsbeschädigten und ehemaliger Kriegsteilnehmer mit dem Sitze in Berlin, neuerdings "Reichsverband" genannt, unter Leitung der sozialdemokratischen Parteimitglieder Heckmann[4] und Kuttner,[5] sowie[6] der Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Kriegs- beschädigter mit dem Sitz in München, unter der Leitung des Reichs- rats Grafen Kaspar Preising. Es besteht ferner die Absicht, einen Bund der Feldgrauen von Berlin aus ins Leben zu rufen; auf ihn bezieht sich das an die Generalkommandos gerichtete und von diesen mehrfach wei- tergegebene Schreiben des Kriegspresseamts vom 27. Februar d[iese]s J[ahres]s, in welchem um Bezeichnung von Vertrauenspersonen gebeten wird, die die Gründung von Ortsgruppen übernehmen sollen. Während die beiden erstgenannten Verbände sich auf die Zu- sammenfassung von Kriegsbeschädigten beschränken, sollen die letztgenannten der Verbände sich auch auf Kriegsteilnehmer überhaupt erstrecken; von diesen dient der Kuttner’sche Bund-Berlin ausgesprochen parteipolitischen Zwecken. Der "Münchener Bund" und der "Bund der Feldgrauen" wollen dagegen "ehrliche neutrale" Organisationen der Kriegsteilnehmer schaffen. [7]Es sollen durch sie die heimkehrenden Krieger beruflich und rechtlich beraten und in ihrem Sinne bei dem Reichsausschuß der Kriegsbeschädigtenfürsorgeund der Nationalstiftung vertre- ten werden. Mitglieder aller Parteien sollen aufgenommen, [8]der militärische Geist bei ihnen gestärkt und erhalten werden sowie evtl. Unterstützungs- und Sterbekassen begründet, auch wirtschaftliche Schäden tunlichst behoben werden. [Seite 2] Der Bund der Feldgrauen insbesondere sucht seine Grün- dungsberechtigung daraus herzuleiten, daß angeblich die Feldgrau- en nicht geneigt seien, den bestehenden Kriegervereinen beizu- treten; der feldgraue Geist sei in den langen Kriegsjahren ein anderer geworden, sie wollten keinen "Hurrahpatriotismus"; überlasse man sie sich selbst, so bestehe die Gefahr, daß sie von dem Kuttner’schen Bunde aufgesogen würden. Dieser könne nur durch eine völlig neutrale und von Behörden unabhän- [9]gige Gründung vorgebeugt werden. Als eine solche neutrale Vereinigung könne aber die Kriegervereinsorganisation nicht angesehen werden. Von Seiten der Kriegervereine werden demgegenüber folgen- de Bedenken erhoben: Dem Kriegervereinswesen werde durch die Neugründungen, soweit sie alle Kriegsteilnehmer umfassen wollten, sicherlich schwerer Schaden zugefügt. Es sei dieses Vorgehen umso lebhaf- ter zu bedauern, als die Kriegervereine durch die verschieden- sten Maßnahmen den Forderungen der Zeit Rechnung getragen hätten. Es sei insbesondere darauf hinzuweisen, daß der Kyff- häuserbund der deutschen Landeskriegerverbände den früheren grundsätzlichen Standpunkt der Fernhaltung aller sozialdemo- kratischen Parteizugehörigkeiten aus den Reihen der Krieger- vereine aufgegeben habe, daß in ihnen vielmehr alle ehemalig[en] Soldaten nach ehrenhafter Dienstzeit Aufnahme finden könnten, sofern sie nur Liebe und Treue zum Reiche und zum obersten Kriegsherrn zu betätigen bereit seien; daß ferner die Krieger- vereine als eine ihrer vornehmsten Aufgaben die Beseitigung wirtschaftlicher Notlage ihrer Mitglieder angesehen, daß sie die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten in ihre Tätigkeit längst einbezogen und insbesondere auch die Initiative dazu ergrif- fen hätten, daß von dem demnächst ins Leben tretenden "Reichskriegerdank" die Sorge für die Veteranen dieses Krieges im Falle ihrer Bedürftigkeit, und zwar ohne Unterschied, ob sie Kriegsvereinsmitglieder sind oder nicht, aufgenommen werden solle. Unter diesen Umständen würden die Neu- gründungen notwendigerweise mit dem Kriegervereins- [Seite 3] wesen in scharfen Kampf geraten und eine unerwünschte Zersplitterung herbeiführen, die schließlich den radikalen Ver- einigungen zugute kommen werde. Die Herren Oberpräsidenten ersuche ich ergebenst, sich binnen 14 Tagen gefälligst über die vorliegende Frage zu äußern und zu berichten, ob in Ihren Verwaltungsbereiche[n] Beobachtungen gemacht worden sind, die die Notwendigkeit von Neugründungen erkennen und die die Kriegerver- eine ungeeignet erscheinen lassen, die von den neuen Or- ganisationen verfolgten Ziele zu verwirklichen. Ich be- halte mir die endgültige Stellungnahme bis nach dem Ein- gang Ihrer Berichte vor, ersuche indessen, darauf hinzuwirken, daß die Behörden der inneren Verwaltung einstweilen von jeder Förderung der Neugründungen absehen. gez. Drews An die Herren Oberpräsidenten Der Regierungs-Präsident I 11Nr. 1493. Abschrift zur Beachtung mit dem Ersuchen um Äußerung bis zum 24. d[iese]s M[ona]ts spätestens[10] Fehlanzeige ist erforderlich. v. Bake[11] Arnsberg, den 21.April 1918 An die Herren Landräte, Oberbürgermeister und Ersten Bürgermeister Eigenhändig! Durch Tageseilboten![12] I. W. [?][13] Königlicher Landrat Hattingen (Ruhr) Eing[egangen] 22. Apr. 1918 J.-Nr. I 1777 Anl. -[14] [1] Rote Schrift [2] Handschriftliche Ergänzung: 1) [3] Handschriftliche Ergänzung: 2); doppelt unterstrichen: Hamburg [4] Richard Heckmann, Vorsitzender einer Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes [5] Erich Kuttner (*1887; †1942), Jurist, Redakteur der SPD-Zeitung Vorwärts; 1921-1933 preußischer Landtagsabgeordneter; Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus; ermordet im KZ Mauthausen [6] Handschriftliche Ergänzung: 3) [7] Handschriftlicher Seitenvermerk: 2) [8] Handschriftliche Seitenvermerk: 1) [9] Handschriftlicher Seitenvermerk: ? [10] Unterstrichen vom Aussteller: spätestens [11] Unterschrift des Regierungspräsidenten Alfred von Bake (*1854; †1934, 1908-1919 Regierungspräsident von Arnsberg) [12] Unterstrichen durch Aussteller: Eigenhändig! durch Eilboten! [13] Paraphiert [14] Stempel, Eingangsdatum und Journalnummer handschriftlich eingetragen | |||||||||||||||||||
PROVENIENZ | ![]() | |||||||||||||||||||
BESTAND | Kreis Hattingen, Landratsamt | |||||||||||||||||||
SIGNATUR | Nr. 219 | |||||||||||||||||||
MATERIAL | Papier | |||||||||||||||||||
SPRACHE | deutsch | |||||||||||||||||||
ÜBERLIEFERUNGSART | Original | |||||||||||||||||||
PROJEKT | ![]() | |||||||||||||||||||
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN |
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DATUM AUFNAHME | 2014-03-12 | |||||||||||||||||||
DATUM ÄNDERUNG | 2014-04-03 | |||||||||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 1914 | |||||||||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 15 | |||||||||||||||||||
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