LITERATUR

VERFASSERSunderbrink, Bärbel
TITELRevolutionäre Neuordnung auf Zeit
UNTERTITELGelebte Verfassungskultur im Königreich Westphalen: Das Beispiel Minden-Ravensberg 1807-1813
ZEITSCHRIFT/REIHE/BANDForschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 75
ORTPaderborn
JAHR2015   Suche
UMFANG412 S.
INFORMATIONEin großer Schritt in die Moderne: Mit dem Königreich Westphalen (1807-1813) wurde in Deutschland erstmals ein moderner Verfassungsstaat aufgebaut, der die Rechte des Monarchen und der Bürger gesetzlich verankerte. Dr. Bärbel Sunderbrink zeigt mit dem jetzt veröffentlichten Buch "Revolutionäre Neuordnung auf Zeit. Gelebte Verfassungskultur im Königreich Westphalen: Das Beispiel Minden-Ravensberg 1807-1813" aus mikrohistorischer Perspektive auf, wie die Durchsetzung und Wahrnehmung der neuen "Herrschaft vor Ort" war. Der Band ist in der Schriftenreihe "Forschungen zur Regionalgeschichte" des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte erschienen.

Trotz seiner kurzen Existenz leistete das Königreich Westphalen einen bedeutenden Beitrag zu den Reformprozessen, die den Übergang vom Ancien Régime zur Moderne kennzeichneten. "Einerseits standen die Zeichen auf Aufbruchsstimmung, anderseits gab es innerhalb der Bevölkerung aber auch Widerstand", beschreibt Sunderbrink die Reaktion der Bewohner der Provinz Minden-Ravensberg auf den Umwälzungsprozess der feudal-ständischen Gesellschaft hin zu einer Staatsbürgergesellschaft. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit und der Abschaffung der Zünfte, der Judenemanzipation sowie einer zunehmenden Orientierung am Gemeinwohl wurden neue ökonomische und soziale Möglichkeiten geschaffen.

Bereits seit einigen Jahren sind die napoleonischen Modellstaaten ein bevorzugtes Thema der politischen Geschichte. Sunderbrink stellt die Erfahrungswelt und die Bewusstseinslagen der Bevölkerung im Königreich Westphalen in den Mittelpunkt. Am Beispiel der preußischen Provinz Minden-Ravensberg untersucht sie die gesellschaftlichen Orientierungen, Handlungsweisen und Reaktionen der Bewohner auf die von außen an sie herangetragene revolutionäre Neuordnung. "Mich interessiert die Untersuchung von Brüchen in der Geschichte - im konkreten Fall das Ringen zwischen Modernität und Beharrung", betont die Historikerin.

Die Integration einer jungen, aufgeklärten Verwaltungselite in die westphälische Bürokratie, die symbolische Inszenierung der neuen Staatsordnung, die Einführung politischer Partizipationsmöglichkeiten sowie die Umsetzung gesellschaftlicher Reformprojekte förderten eine - allerdings fragile - Akzeptanz der politischen Verhältnisse. Die Tendenz, sich mit der westphälischen Staatsbürgerrolle zu identifizieren, schlug in Ablehnung um, als die hegemonialen Herrschaftsansprüche Napoleons gegenüber der Reformpolitik Oberhand gewannen. Im von Preußen wiedereroberten Gebiet blieben die Minden-Ravenberger, die erstmals Erfahrungen mit den revolutionären Grundprinzipien einer modernen Welt gesammelt hatten, weiter auf der Suche nach neuen politischen Orientierungen.
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.7.10   Französische Revolution / Napoleonische Zeit <1789-1815>
Ort1.2   Minden-Ravensberg
2.1   Bielefeld, Stadt <Kreisfr. Stadt>
2.6.6   Minden, Stadt
2.11   Frankreich, Kaiserreich <1807-1813>
2.30   Brandenburg/Preußen, KFtm. / KgR. < - 1918>
2.46   Westphalen, KgR. <1807-1813>
Sachgebiet4.2   Verfassung, Staatsrecht, Stadtrecht, Verfassungsrecht
DATUM AUFNAHME2015-03-12
DATUM ÄNDERUNG2019-09-17
AUFRUFE GESAMT906
AUFRUFE IM MONAT219