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(117 KB)   Übersichtskarte: Jüdische Gemeinden in Westfalen 1932 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Übersichtskarte: Jüdische Gemeinden in Westfalen 1932 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELÜbersichtskarte: Jüdische Gemeinden in Westfalen 1932
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDie Übersichtskarte [1] zeigt alle nach innerjüdischen Angaben zu Beginn der nationalsozialistischen Zeit in Westfalen und Lippe registrierten jüdischen Gemeinden. [2] Die Karte im Textheft ist ergänzt durch Markierung der heutigen acht jüdischen Kultusgemeinden.

Danach gab es im Jahre 1932 insgesamt 120 jüdische Gemeinden im Lande, von denen allerdings nur drei, nämlich jene in den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund über 1.000 Mitglieder zählten. Auch die darauffolgende Gemeindegröße mit 250-1.000 jüdischen Mitgliedern hatte deutliche Schwerpunkte im Ruhrgebiet. Neben Bocholt im Westmünsterland erreichten nur die Großstädte Münster, Bielefeld und Paderborn eine ähnliche Größenordnung. Charakteristisch für das jüdische Leben in dieser Zeit waren kleine und mittlere Gemeinden von 1 bis 50 bzw. 51 bis 250 jüdischen Mitgliedern, die zahlenmäßig das Gros der Judengemeinden in Westfalen ausmachten. Bei der Volkszählung am 16.06.1925 lebten 21.577 Juden in der Provinz Westfalen. Bis zur nächsten Volkszählung am 16.06.1933 hatte ihre Zahl schon auf 18.819 "Glaubensjuden" abgenommen, was nur noch 0,37 der Gesamtbevölkerung entsprach. Bei der Zählung vom 17.05.1939 waren in Westfalen nur mehr 7.522 Juden registriert, dazu 580 "Rassejuden" nichtjüdischer Konfession oder ohne Bekenntnis, insgesamt also 7.964 Menschen. Von ihnen wurde die weitaus größte Zahl in die Todeslager vor allem im Osten verschleppt. Rund 550 von ihnen dürften zurückgekommen sein. [3] Die nüchternen Zahlen sprechen für sich, auch wenn sie das unsägliche Leid nicht sichtbar machen können, das westfälische Juden in der Zwischenzeit erdulden mußten.

1962 waren wieder 1.162 Juden im Lande, knapp über 6 % derer, die zu Beginn der Hitlerzeit in Westfalen gelebt hatten. Inzwischen hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt, vor allem durch die in jüngster Zeit erfolgte Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. Am 31.12.1993 waren in den acht westfälischen Gemeinden insgesamt 2.422 Mitglieder eingeschrieben, davon 740 ehemals russische Juden. Dortmund ist mit 1.310 Mitgliedern die mit Abstand größte Gemeinde. [4]

1932 hatte noch ein dichtes Netz verschieden großer Gemeinden das ganze Land von Siegen bis Minden und von Höxter bis Bocholt überzogen. Heute muß man z.T. lange Fahrten unternehmen, um in Westfalen einen Synagogengottesdienst miterleben zu können und so wenigstens einen flüchtigen Eindruck jüdischen religiösen Lebens zu gewinnen. Im ganzen weiten Münsterland existiert derzeit beispielsweise nur noch eine einzige Gemeinde, die in der Landeshauptstadt Münster, während hier 1932 noch 25 Gemeinden gezählt wurden. Juden leben heute in Westfalen fast ausschließlich in Großstädten. Das gerade hier einst besonders tief verwurzelte Landjudentum ist der Verfolgung mit ganz geringen Ausnahmen zum Opfer gefallen.


Grafik: Jürgen Sklenak, nach H. Ch. Meyer, 1962, S. 159-188; Neufassung: Martina Fuhrmann

[1] In der Abbildung gelten die Zahlen für 1932: Westfalen ohne Lippe, 1962: Westfalen mit Lippe.
[2] Jüdische Gemeinden und Institutionen in der Provinz Westfalen 1932, abgedruckt aus dem "Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933", in: Meyer (wie Literatur Nr. 1), S. 159-188.
[3] Vgl. Diethard Aschoff: Autobiographische Zeugnisse westfälischer Juden über ihre Deportation und KZ-Haft, in: Verdrängung (wie Literatur Nr. 25), S. 173-174.
[4] Die Angaben verdanke ich Herrn Hans Frankenthal, Dortmund, vom Landesverband der jüdischen Gemeinden Westfalens.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | Dia 09, S. 36f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.30.37   Westfalen, Provinz (Preußen) <1815-22.08.1946>
3   Lippe(-Detmold), Gt. / Ftm. / Freistaat / Land < - (1934)1947>
Sachgebiet6.8.10   Juden
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT1232
AUFRUFE IM MONAT218