Kriegsendphaseverbrechen 1945 > Warstein
Warstein im Mai 1945 -
US-Filmmaterial über das Kriegsendphaseverbrechen im Warsteiner Langenbachtal
Ende März 1945, in der Nacht vom 20. auf den 21. März 1945, wurden von einem Kommando der "Division z. V." (Division zur Vergeltung), dessen Stab in einer Suttroper Schule untergebracht war, 71 Zwangsarbeiter:innen im Warsteiner Langenbachtal (heute Kreis Soest) ermordet. Unter dem Kommando des SS-Divisionsrichters Wolfgang Wetzling wurden sie in kleinen Gruppen unter dem Vorwand, in ein Arbeitskommando zu kommen, aus der Warsteiner Herrenbergshalle (heute Sauerlandhalle) geholt und in etwa drei Schüben mit LKW in das Langenbachtal gebracht. Dort angekommen, mussten sie ihr mitgeführtes Hab und Gut auf dem Laster lassen bzw. auf dem Feldweg abstellen. Je zwei oder drei Personen wurden dann von einem SS-Mann bzw. einem Wehrmachtsoldaten auf die Wiese geführt und auf ein Kommando hin erschossen. Die jeweils nächste Erschießung wurde um 100 bis 200 Meter versetzt durchgeführt, damit der Mord nicht von der nächsten Gruppe entdeckt werden konnte. Erst am Schluss wurden die Leichen geplündert, ihre Dokumente verbrannt und ihr nicht verwendbares Hab und Gut vergraben. Die Leichen wurden anschließend in fünf Gruben verscharrt. Erbeutetes Geld zahlten die Täter in die Divisionskasse ein, die brauchbaren Kleidungsstücke wurden bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) abgeliefert und kamen der deutschen Bevölkerung des Ortes zugute.
Die Leichen wurden bereits kurze Zeit nach dem Einmarsch der Alliierten aufgrund eines Hinweises auf dieses Ereignis gefunden und auf Befehl des US-Militärs von angeblich ehemaligen NS-Funktionären bzw. Mitgliedern exhumiert (03.05.1945). Nahezu die gesamte Ortsbevölkerung von Warstein, d.h. Kinder eingeschlossen, wurde im Rahmen einer Sühnemaßnahme gezwungen, am 4. Mai 1945 an den am Rande der Erschießungsstelle aufgereihten Leichen vorbeizugehen. Die Leichen wurden oberhalb des Talgrunds auf dem sog. Melkeplätzchen (Borstholz) auf einem eigens angelegten Friedhof beerdigt. Der Ort wurde mit einem sowjetischen Obelisken geschmückt. Im Zuge der Zusammenlegung verstreuter Kriegsfriedhöfe wurde der Friedhof im Sommer 1964 aufgelassen und die Leichen zum Friedhof Fulmecke nach Meschede gebracht. Bei dieser Maßnahme wurde der Obelisk abgebrochen, mit der Begründung, dass darunter Gräber vermutet würden, welche man hätte suchen müssen.
Im Rahmen der Forschungsarbeit über das Kriegsendphaseverbrechen wurden im Dezember 2018 das Langenbachtal und im Mai 2020 der aufgelassene Friedhof von der LWL-Archäologie für Westfalen in Zusammenarbeit mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte untersucht. Hierbei konnten hunderte Funde der Hinterlassenschaften der Opfer und der Täter gemacht werden. Bei der archäologischen Untersuchung des Melkeplätzchens 2020 konnte schließlich auch der seit 1964 zerstört geglaubte Obelisk mit seinem Metallaufsatz gefunden werden. Er muss von den zuständigen Behörden gezielt vergraben worden sein, um die Erinnerung an diese Tat auszulöschen. Das Fundament wies, so der archäologische Befund, keine Beschädigung auf, was den Schluss zulässt, dass unter dem Fundament auch nicht gesucht worden war. Ohne den Obelisken zu beseitigen, hätte man ihn auch versetzen können, und dies war möglich, wie die Verlagerung des Suttroper Obelisken nach Meschede zeigt. Zudem hätte der Obelisk an dieser Stelle baulich nicht gestört, sondern die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten können. Bei der Bergung des Obelisken zeigte sich, dass er schon zuvor geschändet worden war: der Wortbestandteil "mord" war abgeschlagen worden.
Ein Film-Team des US-Army Signal Corps, das offenbar das 709. Tank-Bataillon, das die Leichenbergung organisierte, begleitete oder von diesem zum Tatort gerufen wurde, konnte die Situation nach der Exhumierung und vermutlich vor dem Vorbeimarsch am 3. oder 4. Mai 1945 dokumentieren und fotografieren. Fotos sowie dieser und ein weiterer Film, der die Situation am
Suttroper Tatort zeigt, wurden als Beweise eines Ermittlungsverfahrens, das die US-Militärs einleiteten, beigegeben. Im Unterschied zum Suttroper Film, der heute in den "National Archives & Records Administration" (NARA), Washington/USA, aufbewahrt (111 ADC 4191, LIB 6215) wird, ist der Warsteiner Film nicht mehr in Washington vorhanden. Nach längerer Suche gelang es, ihn im Imperial War Museum (IWM), wo auch der Suttroper Film als Kopie überliefert ist (A70 514 40), zu ermitteln. Der Warstein-Film hat eine Länge von 2:16 Minuten und wird im Archiv des IWM unter der Signatur A70 514 43 aufbewahrt.
Die Leichen wurden bereits kurze Zeit nach dem Einmarsch der Alliierten aufgrund eines Hinweises auf dieses Ereignis gefunden und auf Befehl des US-Militärs von angeblich ehemaligen NS-Funktionären bzw. Mitgliedern exhumiert (03.05.1945). Nahezu die gesamte Ortsbevölkerung von Warstein, d.h. Kinder eingeschlossen, wurde im Rahmen einer Sühnemaßnahme gezwungen, am 4. Mai 1945 an den am Rande der Erschießungsstelle aufgereihten Leichen vorbeizugehen. Die Leichen wurden oberhalb des Talgrunds auf dem sog. Melkeplätzchen (Borstholz) auf einem eigens angelegten Friedhof beerdigt. Der Ort wurde mit einem sowjetischen Obelisken geschmückt. Im Zuge der Zusammenlegung verstreuter Kriegsfriedhöfe wurde der Friedhof im Sommer 1964 aufgelassen und die Leichen zum Friedhof Fulmecke nach Meschede gebracht. Bei dieser Maßnahme wurde der Obelisk abgebrochen, mit der Begründung, dass darunter Gräber vermutet würden, welche man hätte suchen müssen.
Im Rahmen der Forschungsarbeit über das Kriegsendphaseverbrechen wurden im Dezember 2018 das Langenbachtal und im Mai 2020 der aufgelassene Friedhof von der LWL-Archäologie für Westfalen in Zusammenarbeit mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte untersucht. Hierbei konnten hunderte Funde der Hinterlassenschaften der Opfer und der Täter gemacht werden. Bei der archäologischen Untersuchung des Melkeplätzchens 2020 konnte schließlich auch der seit 1964 zerstört geglaubte Obelisk mit seinem Metallaufsatz gefunden werden. Er muss von den zuständigen Behörden gezielt vergraben worden sein, um die Erinnerung an diese Tat auszulöschen. Das Fundament wies, so der archäologische Befund, keine Beschädigung auf, was den Schluss zulässt, dass unter dem Fundament auch nicht gesucht worden war. Ohne den Obelisken zu beseitigen, hätte man ihn auch versetzen können, und dies war möglich, wie die Verlagerung des Suttroper Obelisken nach Meschede zeigt. Zudem hätte der Obelisk an dieser Stelle baulich nicht gestört, sondern die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten können. Bei der Bergung des Obelisken zeigte sich, dass er schon zuvor geschändet worden war: der Wortbestandteil "mord" war abgeschlagen worden.
Ein Film-Team des US-Army Signal Corps, das offenbar das 709. Tank-Bataillon, das die Leichenbergung organisierte, begleitete oder von diesem zum Tatort gerufen wurde, konnte die Situation nach der Exhumierung und vermutlich vor dem Vorbeimarsch am 3. oder 4. Mai 1945 dokumentieren und fotografieren. Fotos sowie dieser und ein weiterer Film, der die Situation am
Suttroper Tatort zeigt, wurden als Beweise eines Ermittlungsverfahrens, das die US-Militärs einleiteten, beigegeben. Im Unterschied zum Suttroper Film, der heute in den "National Archives & Records Administration" (NARA), Washington/USA, aufbewahrt (111 ADC 4191, LIB 6215) wird, ist der Warsteiner Film nicht mehr in Washington vorhanden. Nach längerer Suche gelang es, ihn im Imperial War Museum (IWM), wo auch der Suttroper Film als Kopie überliefert ist (A70 514 40), zu ermitteln. Der Warstein-Film hat eine Länge von 2:16 Minuten und wird im Archiv des IWM unter der Signatur A70 514 43 aufbewahrt.
Um den Film ansehen zu können, klicken Sie bitte auf das Bild. Bitte beachten Sie, dass der Film Szenen mit der Darstellung von Leichen enthält, die verstörend wirken könnten.
Film des Signal Corps zur Situation am Suttroper Tatort
Fotos zur Grabanlage bzw. zur Erschießungsstelle in Suttrop und zu Warstein
Vernehmungsprotokolle zum Tathergang in Suttrop und Eversberg
Der "Arnsberger Prozess" 1957/58: Film- und Audiomaterial des Westdeutschen Rundfunks (WDR)
LWL-Filme zum Massaker und den archäologischen Grabungen 2018-2020:
Langenbachtal (2019) und
Ermordet, verscharrt, verdrängt - archäologische Forschungen zu Weltkriegsverbrechen in Warstein (2021)
Film des Signal Corps zur Situation am Suttroper Tatort
Fotos zur Grabanlage bzw. zur Erschießungsstelle in Suttrop und zu Warstein
Vernehmungsprotokolle zum Tathergang in Suttrop und Eversberg
Der "Arnsberger Prozess" 1957/58: Film- und Audiomaterial des Westdeutschen Rundfunks (WDR)
LWL-Filme zum Massaker und den archäologischen Grabungen 2018-2020:
Langenbachtal (2019) und
Ermordet, verscharrt, verdrängt - archäologische Forschungen zu Weltkriegsverbrechen in Warstein (2021)
Szenenbeschreibung
00:00
Einblendung der Filmsignaturen "LIB 6253", "ROLL 1, BLOOM, IX ARMY" (mit Kreide auf ein Fahrzeug geschrieben)
00:04
Schwenk über auf den Boden in Reihe gelegte und u.a. mit Blumen geschmückten Leichen
00:14
Ein US-Soldat mit zwei Zivilisten und einem polnischen (?) Soldaten, die die Leichen untersuchen, im Hintergrund ein weiterer US-Soldat mit einem Zivilisten, die Dokumente der Leichen untersuchen.
00:24
Nahaufnahme des US-Soldaten mit dem Zivilisten, wie sie eine Leiche auf persönliche Gegenstände untersuchen; ein vom Zivilisten überreichtes Dokument, das offenbar schlecht erhalten ist, wird vom US-Soldaten mit einer wegwerfenden Geste ins Gras geworfen.
00:33
Nahaufnahme von Leichen, u.a. mit Dokumenten und Blumen
00:41
Nachaufnahme des Zivilisten, der die Kleidung einer weiblichen Leiche unter Aufsicht des US-Soldaten richtet.
00:50
Nahaufnahme von zwei Leichen, der Zivilist kommt ins Bild
01:00
Die in Reihe an einer Böschung gelegten Leichen, Blick ins Tal, im Vordergrund ein in die Kamera schauender US-Soldat, im Hintergrund fünf US-Soldaten, die an den Leichen nach hinten vorbeigehen
01:02
Der in die Kamera schauende Soldat dreht sich um und folgt seinen Kameraden, schaut aber nochmals in die Kamera, während weitere 2 US-Soldaten folgen und nach hinten gehen.
01:09
Reel 2
01:09
8 US-Soldaten vor zwei quadratischen Gruben auf dem Wiesengelände, herumliegende Baumstämme, um nach den Leichen zu stochern, im Vordergrund zwei aufeinandergestapelte Bahren aus Holz
01:16
US-Soldaten vor einer mit Wasser gefüllten Grube
01:24
Ein US-Soldat stochert mit einem Stamm in der mit Wasser gefüllten Grube, um nach weiteren Leichen zu suchen
01:34
Detailaufnahme zweier weiblicher Leichen, im Hintergrund die Beine eines US-Soldaten
01:41
Detailaufnahme von v.a. weiblichen Leichen, die mit Blumen geschmückt sind, sowie eines kleinen Kinden, herumliegende Dokumente
01:49
Zwei US-Soldaten schauen sich die aufgereihten Leichen an, zeigen auf sie, rechts erscheinen ein US-Soldat mit einem Fotoapparat sowie drei weitere US-Soldaten.
02:02
Blick auf einen Teil der an einer Böschung aufgereihten Leichen, davor links im Hintergrund zwei US-Soldaten, drei Zivilisten und der polnische (?) Soldat, die sich gemeinsam die Leichen anschauen. Im Hintergrund ein Teil des zum Melkeplätzchen aufsteigenden Weges mit Holzbahren.
02:11
Detailaufnahmen von mit Blumen geschmückten Leichen
02:16
Filmende