[WestG] [AKT] LWL kuert das "Kuenstlerhaus" in Wiedenbrueck zum Denkmal des Monats

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mit Apr 19 10:36:50 CEST 2006


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 18.04.2006, 15:39


AKTUELL

LWL kürt das "Künstlerhaus" in Wiedenbrück zum Denkmal des Monats - 
Kunstvolle Schnitzereien vor dem Verfaulen gerettet

Kurz vor seinem 100. Geburtstag kam die Rettung: Das 1904 gebaute 
"Künstlerhaus" an der Rietberger Straße in Rheda-Wiedenbrück (Kreis 
Gütersloh) stand schon seit Jahren leer, vor allem das geschnitzte 
Zierfachwerk hatte schon sehr gelitten, als ein Investor das Haus 1999 
kaufte und ab 2002 für Wohnungen und Büros herrichten ließ. Deshalb
hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Haus zum 
Denkmal des Monats April gekürt.

"Ziel war der Restaurierung war es nicht die Fassade wie nagelneu lackiert 
aussehen zu lassen, sondern den Eindruck eines in Würde gealterten 
Baudenkmals zu erzeugen. Bei der Betrachtung kann man sich überzeugen, 
dass dieses Ziel erreicht wurde", begründet LWL-Denkmalpfleger Dirk 
Stöver die Wahl. 

Die beiden Kunsttischler Bernhard Diedrichs und Franz Knoche haben das 
Wohnhaus 1904 für sich errichten lassen. Im hinteren Teil des Grundstücks 
steht noch heute das ehemalige Werkstattgebäude, in dem sie unter 
anderem schmuckvoll geschnitzte Altäre und Orgelprospekte schufen. "Ihre 
gestalterischen Fertigkeiten demonstrierten sie auch in der Ausformung 
der Schauseite ihres Hauses. Mit schwungvoll gegliedertem Zierfachwerk 
und Baudetails, die an Gotik und Rennaissance erinnern, sowie mit 
geschnitzten, farbig gefassten, Gestaltelementen brachten sie in der 
Hausfassade ihre künstlerische Profession zum Ausdruck. Daher erhielt 
das Künstlerhaus seinen Namen", erklärt Stöver.

Die Werkstatt ist schon lange außer Betrieb, das Wohnhaus von den 
Nachfolgern der Erbauer längst verlassen. Das Haus hat eine Zeit hinter 
sich, in der es leer stand und nach und nach verkam bis es im Jahr 1999 
ein Investor kaufte. Zuerst musste es gründlich untersucht werden. Dabei
stellten sich viele Schäden heraus, die vor allem auf fehlende Pflege 
zurückzuführen waren. So waren Teile der Holzkonstruktion mit Schwamm 
befallen, auch das Fachwerk der Fassade hatte erhebliche Fäulnisschäden. 
    
Das farbige Schnitzwerk, das mit seinen plastischen Oberflächen gegenüber 
der Witterung besonders empfindlich ist, hatte wegen fehlender Pflege 
stark gelitten. Die Farbe war an vielen Stellen abgewittert, so dass hier das 
Holz nicht mehr geschützt war. An einigen Stellen war die Oberfläche 
zersetzt, bei einigen vollplastischen Figuren waren Teile weggefault. Nachdem 
das konstruktiven Gefüges restauriert war, kamen die farbig gefassten 
hölzernen Zierformen an die Reihe. "Dabei wurden zerstörte Teile so einfühlsam 
nachgeschnitzt, dass man die ergänzten Partien auf Anhieb nicht erkennt. 
Lose Farbschichten wurden vorsichtig wieder angeheftet, fehlende passend 
ergänzt", lobt Stöver.