Aus: Wolf-Dieter Könenkamp, Der weite Weg vom Holz zu Eisen. Die Modernisierung der westfälischen Landwirtschaft, in: „Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians“ - Westfalens Aufbruch in die Moderne, hg. von Gisela Weiß in Zusammenarbeit mit Gerd Dethlefs, Münster 2002, S. 174:
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„Nun, da dem Bauern der Gewinn seines Wirtschaftens ungeschmälert zufloß, lohnte es sich, Arbeit und Geld in die Verbesserung der Felder und der Wirtschaft allgemein zu investieren. Der langsame Wandel vom traditionell wirtschaftenden Bauern zum ‚rationellen Landwirt‘ (im Sinne Thaers) hatte begonnen. An die Stelle der alten Abhängigkeit - die auch Sicherheit bot - war jetzt freilich der Zwang zur kapitalistischen, marktorientierten Unternehmensführung getreten. Nicht jeder Bauer war dazu fähig. Hier boten die landwirtschaftlichen Kreisvereine Rat und Unterstützung. Gab es 1830 erst drei in ganz Westfalen, war ihre Zahl bis 1856 schon auf 43 gestiegen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zeichneten sich bereits die Erfolge der Agrarreformen ab. Die Probleme der schnellen Bevölkerungsvermehrung konnten durch einen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktivität aufgefangen werden. Maßgeblich trug dazu die Ausweitung der Anbauflächen durch Fortfall der Brache und die Umwandlung der Gemeinweide in individuell genutztes Ackerland bei. Durch Verbesserung der Tierzucht, nicht zuletzt durch Einkreuzen fremder Fleischrassen bei Schaf, Schwein und Rindvieh, aber auch durch Steigerung des Futteranbaus konnten die Schlachtgewichte zwischen 1800 und 1860 um etwa 40 % beim Schwein und etwa 60 % beim Rind gesteigert werden. Die Milchleistung wuchs im genannten Zeitraum von durchschnittlich 500 bis 600 Liter auf etwa 1.150 Liter pro Jahr. Bei ohnehin größerem Viehstock bedeutete dies eine Verdoppelung des Wertes der Viehbestände.“
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Landwirtschaftliche Zeiung vom 3.7.1844, Titelvignette Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Bibl.Sign. A 2436
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Veränderte Bedingungen erforderten neue Methoden. Um rationell zu wirtschaften, war die Kenntnis neuer Maschinen und Anbaumethoden notwendig. Zur Informationsvermittlung bildeten sich Vereine und Zeitschriften. 1844, als die erste Zeitschrift, die sich in Westfalen speziell landwirtschaftlichen Themen widmete, gegründet wurde, existierten in der Provinz bereits 43 landwirtschafltiche Vereine.
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