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„Herrn Thomas ist jetzt so leid, mit den Engländern umzugehen und wäre es zu wünschen, einige ordentliche deutsche Former zu haben, damit die Engländer alle herausgepeitscht werden können, man muß jetzt noch dabei Piano mit sie spielen, denn sie sprechen gleich schon von weggehen, wenn man sie nur nicht freundlich anblickt.“
Zitiert nach: Wolfgang Köllmann, Beginn der Industrialisierung, in: Das Ruhrgebiet im Industriezeitalter. Geschichte und Entwicklung, Bd. 1, Düsseldorf 1990, S. 73.
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Die englischen Fachkräfte waren sich ihrer Unentbehrlichkeit sehr wohl bewusst und verhielten sich oft dementsprechend. Ihre Disziplinlosigkeit verursachte bisweilen die größten Schwierigkeiten. Die Fabrikherren versuchten deshalb die Abhängigkeit von englischen Arbeitskräften zu verringern. Sie richteten eigene Werkschulen zur Ausbildung deutscher Facharbeiter ein. Daraus entwickelte sich eine neue Form industrieller Ausbildung, die Unterricht und Praxis verband.
Dass die Anwerbung britischer Fachkräfte aber noch in der zweiten Jahrhunderthälfte notwendig war, zeigt das Beispiel der Mechanischen Weberei, die 1862/64 in Bielefeld eingerichtet wurde.
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Aus: Gustav Engel, 100 Jahre Bielefelder Webereien Aktiengesellschaft. Festschrift zur Hundertjahrfeier, Bielefeld 1965, S. 56-59:
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„Hinsichtlich des technischen Personals und der ersten Arbeitskräfte aber war man wieder auf England angewiesen. Der Verwaltungsrat beschloß, einen Schlichtmeister, zwei Webmeister und 25 Weberinnen aus Irland kommen zu lassen. Aber der Beschluß allein genügte nicht. Schließlich trieb man in Belfast, der irischen Textilzentrale, Mr. William Dun auf. Er verlangte das fürstliche Jahresgehalt von 312 Pfd. Sterling. In den sauren Apfel mußte man beißen. So kam Mr. Dun, begleitet von seiner Familie, 2 Spezialarbeitern und 20 Weberinnen über Köln angereist und wurde am 30. Dezember 1863 dort von der Landwehr in Empfang genommen. Für die Weberinnen hatte man in der Eile eine Gemeinschaftsunterkunft mit 20 Bettstellen und dem nötigsten Hausrat geschaffen. ... Die irischen Arbeiter und Arbeiterinnen haben sich anscheinend in ihrer neuen Umgebung nicht sonderlich wohl gefühlt. Mit den zugeknöpften Bielefeldern werden sie schwerlich Kontakt gewonnen haben. Sie wollten, obwohl sie sich für 3 Jahre fest verpflichtet hatten, ‚gern‘ im März 1865 oder im April 1865 in ihre Heimat zurückkehren. Ihrem Wunsch konnte entsprochen werden; denn in der Zwischenzeit war es gelungen, 100 einheimische Arbeiter anzunehmen und anzulernen. Jeder Arbeiter hatte 2 Stühle zu bedienen und wurde ... im Tageslohn bezahlt. Als von seiten der Weber gegen die gleichzeitige Bedienung von 2 Stühlen Bedenken erhoben wurden, wurde ihnen bedeutet, daß daran festgehalten werden müßte. Für besondere Leistungen wurde bis zur Einführung von Akkordlöhnen Prämien ausgesetzt. [...]
Ende des Jahres waren in der Weberei beschäftigt 119 männlich und 159 weibliche Arbeiter. [...]
An Arbeitslöhnen berechnete man für 250 Arbeiter je 125 Taler, für weitere 125 Arbeiter je 100 Taler.“
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