Transkription der Aufzeichnungen über die Watt'sche Dampfmaschine von Georg von Reichenbach, 1791
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„[...] nachher hielten wir uns bis den 9ten julii auf, in welcher Zeit ich die gute Gelegenheit nicht versäume alles zu sehen.
Diesen Tag nach Tisch um 5 Uhr reisten wir mit dem Postwagen von London nach Birmingham ab und kahmen den 10ten Julii 1791 um 12 Uhr alhir an. Nun fahrten wir selbigen Tag noch auf Soho zu Herrn Boulton, der verkehrte Herr Baader, dem Herrn B aus dessen Ursache ich gekommen währe, nemlich einen Mechanismus der Watischen Feuermaschine zu studieren, allein er zeigte keine große Freude, darüber denn sein Carakter ist sehr geheim. Wir supirten bey ihm und fuhren selbgen Abend um 10 Uhr in Birmingham den anderen Morgen kehrten wir wieder zu Boulton und da bekam ich auch den Herrn Watt zu sehn. diesen ganzen Tag hielten wir uns hier auf und ich bekam auch gleich einige Feuermaschinen zu sehen. Abend darauf um 12 Uhr reiste Herr von Baader von Birmingham ab nach Niaun auf die dortige Eisenhütte.
Ich ging den andern Tag von meinem Wirthshaus (d 12 Juni) um nach Soho zu gehen, aber unglücklicherweise konnte ich 4 Stunden lang den Weg nicht finden, aus Ursache weil ich keinen Menschen fragen konnte als ich es endlich fande, und nach meinem bestimten Quadir ging so wahr ich sehr betrübt über meine unschickliche Lage etwas zu lernen, und von allen Freunden abgesondert zu seyn – doch suchte ich mich bald möglichst mit dieser unangenehmen Lage auszusöhnen und betrachte sie bald auf einer vortheilhaften Seite weil ich hir oneacht des Geheimnis von Herrn Watt und Boulton, durch einige kleine Trinkgelder, mir eine vortheilhafte Gelegenheit verschafte den Mechanismus der Wattischen Feuer- oder Dampfmaschine vollkommen zu studieren, ich arbeitete nun 6 Wochen an meinen Zeichnungen, denn ich musste nicht nur allein vor Boulton geheim seyn sondern auch vor allen dahir befindlichen Arbeitern, aus der Ursache kostete mich diese Arbeit unbeschreibliche Müh weil ich nicht keinen Menschen um etwas fragen konnte, sondern auch nicht durfte, um keinen Verdacht zu erregen sondern es war mir nur erlaubt zu zeichnen, sie zu sehen, die vollkommene Einrichtung davon.
[Hier folgt die Zeichnung]
Dies ist die Einrichtung der Wattischen Maschine, nur finden noch einige nothwendige Verhältnisse statt, welche ich auch lieber musste erlangen ohne beobachtet zu werden, nemlich!
Der Dampfkessel A mus sich zum Inhalt des Zillinders B verhalten = 170075 : 11793 oder kürzer 14,414 : 1 oder noch kürzer 14 ½, und ist äußerst nöthig dem körperlichen Inhalt des Dampfkessels zu dem des Zillinders ein bestimmtes Verhältnis zu geben. damit der Zugang des Dampfes immer gleich und weder zuviel noch zu wenig ist, dieses Verhältnis bestimte sich am besten durch die Erfahrung wovon Herr Watt am meisten gesitzt.
ED = 42 = Bc
GH = 72 = AB = IE
EB = 42 = CD = AF
Auch ist bey H oder irgend an dem obern Theil, ein Röhrgen angebracht in welchem Quecksilber enthalten ist, gleich einem Barometer das da immer der Dampf auf das Queksilberheitgen drüken kann und von außen ist in das Röhrgen ein kleines Stäbgen auf das Qecksilber gesteckt, damit der Mann, welcher die Maschine in Gang hält, sogleich das in die Höhe Steigen oder Heruntersinken dieses Stäbgen, sehen kann, ob der Dampft zu starck oder zu schwach ist.“
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