Bei der Aufhebung des Benediktinerklosters Liesborn am 2. Mai 1803 war die Ausstattung der Kirche mit den spätmittelalterlichen Bildern noch intakt, mit dem 1465 im Zuge einer Klosterreform von einem münsterischen Maler (Johann von Soest ?) geschaffenen Hochaltar und dem Kreuzaltar vor dem Lettner. Jedoch galten die Altartafeln als künstlerisch wertlos – vielleicht, weil sie verschmutzt oder teilweise beschädigt waren. Sie wurden daher wohl 1807 gegen geringe Geldbeträge verkauft, angeblich an Personen aus dem Dorf Liesborn oder der näheren Umgebung – vielleicht an den späteren Landrat Clemens Wenzel von Oer (1768-1835), ab 1818 Herrn zu Nottbeck.
Der neue Eigentümer des Hochaltares ließ diesen auseinandersägen (um so kleinere Wohnräume zu dekorieren ?); möglicherweise verkaufte er ihn dann (1818 ?) weiter an Herrn von Oer und andere Sammler. Aus der Versteigerung des Nottbecker Hausinventars 1827 erwarb der preußische Regierungsrat Carl Wilhelm August Krüger (1797-1868) die größeren Tafeln des Hochaltares, während die kleineren (damals erst ?) in den Besitz des Arztes und Kunstsammler Alexander Haindorf gelangten.
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Der kunsthistorische Wert der Altarbilder wurde nach deren Restaurierung deutlich – und beförderte Bemühungen zur Rettung anderer Bilder aus früheren Klöstern, die dem 1831 gegründeten Westfälischen Kunstverein übergeben wurden. Die Sammlung Krüger, der damals als Regierungsrat in Minden lebte, wurde von diesem 1854 der National Gallery in London verkauft. Diese ließ 1857 die weniger interessanten Bilder in London versteigern, während die Liesborner Altartafeln bis heute in der Schausammlung dieser international höchst renommierten Galerie die deutsche Kunst des 15. Jahrhunderts vertreten.
Zwei Fragmente erwarb der Westfälische Kunstverein mit der Sammlung des Obersten von Frankenberg 1879; die Fragmente der Sammlung Haundorf konnte das Westfälische Landesmuseum 1929 von dessen Erben auf einer Auktion in Berlin erwerben.
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Rekonstruktion des Liesborner Hochaltares 1485, 1993 Bildnachweis
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