|
|
Planung zum Bau eines Kunstkananls für eine projektierte Baumwollspinnerei in der ehemaligen Abtei Herford, 1810
Bildnachweis
|
Das um 789 als erster Frauenkonvent im sächsischen Missionsgebiet gegründete Stift in Herford, war seit 823 mit der Reichsabtei Corvey verbunden. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelte es sich zu einem reichsunmittelbaren, hochadligen Damenstift, an dessen Spitze eine Fürstäbtissin aus reichsfürstlichem Geschlecht stand. Seit 1565 war das Stift lutherisch – die Stadt Herford dagegen seit 1652 brandenburgisch-preußisch.
|
|
|
Die ehemalige Abtei Herford mit Gartenplan, 1809/10
Bildnachweis
|
1802 wurde das Reichsstift von Brandenburg-Preußen säkularisiert. Die seit 1764 regierende Fürstäbtissin Friederike Charlotte Prinzessin von Preußen erhielt ihre bisherigen Einkünfte als Pension auf Lebenszeit. 1804 dotierte der preußische König aus dem Grundvermögen das St. Pusinnenstift, von dem verdiente Staatsbeamte Pensionen beziehen sollten.
Dieses Vermögen wurde 1810 vom Königreich Westphalen eingezogen, der Grundbesitz und Immobilien zugunsten des Staates verkaufte. Das Abteigebäude erwarb der Kaufmann Schrewe, der seit 1801 eine Baumwollspinnerei mit Maschinen nach englischem Muster (ähnlich wie Brügelmann in Ratingen) betrieb. 1809 beschäftigte er rund zweihundert Arbeiter und – dank der Kontinentalsperre und dadurch ausgeschalteten englischen Konkurrenz – guten Absatz. Die Abteikirche („Münsterkirche“) blieb ab 1802 auf ihre Funktion als evangelische Stadtpfarrkirche beschränkt.
Schrewe richtete die Abtei als komplexe Fabrik ein: er stellte Baumwollgarn nicht nur her, er verarbeitete es zudem in einer Kattunweberei, einer Färberei und einer Strumpfherstellung. Im Abteigebäude befand sich zudem eine Hedespinnerei (bis 1900).
1913 bis 1917 wurde an der Stelle der Abtei ein prächtiges Rathaus im neobarocken Stil errichtet.
|