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Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling (1740-1817), um 1801
Aquatinta von Franz Hegi nach Marquard Wocher
28,1 x 22,1 cm (Blatt)
WMKuK Münster, Inv.Nr. C-8792 LM
Foto: WLMKuK Münster, Sabine Ahlbrand-Dornseif
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Der Pietismus besaß unter den religiösen Strömungen in Westfalen eine besondere Bedeutung. Zu diesem Kreis zählte in herausgehobener Weise der 1740 in dörflichen Verhältnissen einer Schneidermeister- bzw. Dorflehrerfamilie bei Siegen geborene Johann Heinrich Jung. In Straßburg nahm er 1772 - nach wechselvollen ersten Berufsjahren zwischen der Position eines Dorflehrers, Schneidergesellen und Bauern schwankend - ein Medizinstudium auf und wandte sich nach seiner Promotion 1772 vor allem der Augenheilkunde zu. Anerkannt als Operateur von Starerkrankungen, jedoch finanziell ohne Erfolg, brachte ihm sein ausgeprägtes Interesse für ökonomische Inhalte ab 1778 bis zu seinem Tod 1817 in Karlsruhe verschiedene Professuren in Ökonomie und Kameralistik ein. Doch weiterhin führte er Augenoperationen durch. Neben seiner Lehr- und Arzttätigkeit machte sich Heinrich Jung als Schriftsteller - vor allem religiöser Literatur - einen Namen. Ein ausgeprägter Kontakt zu religiös-pietistischen Zirkeln, unter anderem zu dem Freundeskreis der „Stillen im Lande“, nach denen er sich kurz „Jung-Stilling“ nannte, ließen ihn dezidiert antiaufklärerische Positionen beziehen, die nach seinem Tod in die Erweckungsbewegung einflossen.
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