TechnologieZentrumDortmund – strukturelle und wirtschaftliche Effekte

01.01.2010 Simone Herrmann

Kategorie: Wirtschaft

Schlagworte: Dortmund · Technologiezentrum

Die konzeptionelle Idee zur Errichtung eines Technologiezentrums in Dortmund (Abbn. 1 u. 2) entstand Anfang der 1980er Jahre. Die Vision eines "Silicon Dortmund" stand bei den Gründungsvätern des TechnologieZentrumDortmund (TZDO) im Fokus. Ausschlaggebend für die Planung des TZDO waren die Vorbilder in den USA und Großbritannien. Aber auch in Deutschland gab es schon erste Einrichtungen oder Planungen für ähnliche Technologieschmieden, beispielsweise in Berlin und Aachen.
Abb. 1: Übersicht der Kompetenzzentren des TZDO (Quelle: TZDO)

Das TZDO und der dazugehörige TechnologieParkDortmund entstanden aus einer der größten Krisen des östlichen Ruhrgebietes heraus. Mit dem Niedergang des traditionellen Beschäftigungs-Dreiklanges aus Kohle, Stahl und Bier, einhergehend mit dem Verlust von großen Montanunternehmen, hatte die Stadt Dortmund einen immensen Rückgang von Industriearbeitsplätzen zu verkraften. Zur Schaffung einer Zukunftsgrundlage wurden Ende der 1960er Jahre bereits einige mittlerweile renommierte Hochschulen im Ruhrgebiet eröffnet. Durch die Investition in "Wissen" erhoffte man sich neue Zukunftsperspektiven für den Standort Dortmund und das östliche Ruhrgebiet.

Die Stadtrandlage der jetzigen Technischen Universität Dortmund mit angrenzenden großen Freiflächen wurde Ende der 1960er Jahre zuerst von Studenten und Mitarbeitern als nachteilig erachtet. Im Laufe der Entwicklung des nun angrenzenden TechnologieParkDortmund erwies sich genau diese Lage aber für alle Beteiligten als vorteilhaft. Als weitere Standortvorteile stellten sich die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, der direkte Zugang zum Autobahnkreuz A40/A45 (Nord-Süd- und Ost-West-Verbindung) und nicht zuletzt auch die räumliche und inhaltliche Nähe zu den Hochschulen, den zahlreichen wissenschaftlichen Instituten und dem daraus resultierenden hoch qualifizierten Personalangebot heraus.

Ausschlaggebend für die technologische Schwerpunktfindung war neben den  Fachrichtungen der angrenzenden Hochschulen und dem Anwendungsbezug zur noch in der Region verbliebenen Industrie ein Projekt aus dem damaligen Fraunhofer Institut für Transporttechnik und Warendisposition (ITW). Das heutige Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) hatte bereits 1983 im eigenen Gebäude gegenüber der ersten TZDO-Baufläche seinen Betrieb aufgenommen und nutzte als einer der ersten Mieter die Infrastruktur im neuen TechnologieZentrumDortmund für Ma­terialflusssysteme und Werkstofftechnologie.

Abb. 2: TechnologieParkDortmund 2009 (Foto: TZDO)

In zahlreichen Ausbaustufen direkt auf dem Uni-Campus und seit 2005 auch auf dem ehemaligen Schwerindus­trie-Areal PHOENIX West wuchs das TZDO seit der Einweihung des ersten ca. 5.000 m2 umfassenden Gebäudekomplexes innerhalb der vergangenen 25 Jahre auf 10 Gebäude mit rund 110.000 m2 Bruttogeschossfläche. Parallel zum Wachstum des TZDO entwi­ckelten sich auch die Flächen im angrenzenden TechnologieParkDortmund (TPDO), dessen Ge­bäude sich mittlerweile auf einer Fläche von 40 ha erstrecken.

Nicht nur die wachsenden Unternehmen aus dem TZDO, auch zahlreiche Firmen aus der Region – nationaler und internationaler Herkunft – erkannten das Standortpotenzial und siedelten sich teils in eigenen Gebäuden, teils in gemieteten Objekten im TechnologieParkDortmund an.

Von seinem Konzept der technologischen Schwerpunktsetzung ist das TZDO von je her nicht abgewichen. Der erfolgreiche Ausbau von Technologieclustern in der Region für die Bereiche Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie, Biomedizin, Proteomik und Bio-IT sowie Logistik und Produktionstechnologie macht die Betreiber zuversichtlich, mit der Einrichtung von Kompetenzzentren (Abb. 1) für jeden einzelnen Technologiebereich mit spezifischer technischer und fachlicher Betreuung das Richtige getan zu haben. Modernste Labortechnik findet sich beispielsweise auch im BioMedizinZentrumDortmund.

Aufgrund der bereits hohen Auslas­tung von Ansiedlungsmöglichkeiten im TechnologieParkDortmund wird seit 2005 in einem ehemaligen Standort der historischen Schwerindustrie im südlichen Dortmunder Ortsteil Hörde das Zukunftsareal PHOENIX West (Abbn. 1 u. 3) speziell für die Bereiche Mi­krosystemtechnik und Produktionstechnologie aufbereitet und entwickelt. Dem entsprechend bildete die im Frühjahr 2005 dort eröffnete MST.factory den Nukleus für die technologische Weiterentwicklung des Standortes (s. Beitrag Schulte-Derne).

Im Herbst 2008 folgte die Eröffnung des Zentrums für Produktionstechnologie (ZfP) in unmittelbarer Nachbarschaft. Seither haben sich bereits einige andere Technologieunternehmen für den neuen Standort entschieden und treiben so die Entwicklung eines weiteren erfolgreichen Technologiestandortes voran.

Abb. 3: Zukunftsstandort PHOENIX West 2009 (Foto: TZDO)

Ein weiterer Standort außerhalb des TechnologieParkDortmund liegt in der Nordstadt Dortmunds. Dort wurde das Kompetenzzentrum Logistik mit dem e-port-dortmund weiter ausgebaut. Unter einem Dach soll die Ansiedlung von Firmen aus der Logistikbranche gefördert werden. Im ehemaligen Hauptgebäude des Logistikdienstleisters Rhenus AG, im Hafengebiet von Dortmund, findet diese Standortgemeinschaft ihre Bleibe. Die Schnittstelle zwischen IT und Logistik ist heute ge­schäftsentscheidend. Tatsächlich funktioniert bei Transporten, Lagerung und Zustellung nichts mehr ohne entsprechende Software. Komplette Geschäftsprozesse werden digitalisiert. Beleglose Kommissionierung, Ware­house Management und "Internet der Dinge" sind aktuell wichtige Themen: Gemeint ist die elektronische Vernetzung von Gegenständen, die mittels Funkchips (RFID) mit dem Zentralrechner kommunizieren und sich selbst steuern, z. B. aus der Anlieferung zum richtigen Lagerplatz. Auch hier mischen junge Firmen aus dem e-port kräftig mit. 831 Unternehmen der Logistik und verwandter Branchen beschäftigen heute ca. 26.140 Menschen in Dortmund. Dieses Potenzial gilt es gezielt zu nutzen.

Das TechnologieZentrumDortmund wirkt auch in die Region des östlichen Ruhrgebiets hinein. Schon Ende der 1980er Jahre wurde ein Kooperationsvertrag zwischen den Technologiezentren in Dortmund, Hamm, Schwerte, Kamen und Lünen geschlossen, die in der Arbeitsgemeinschaft TEC5plus eng zusammenarbeiten (s. Beitrag Wittkampf). Ein Beispiel hierfür ist das Projekt eines Regionalen PreIncubator Centers PINC. Es bietet Gründungsinteressierten aus den Hochschulen ein effizientes Unterstützungsangebot in allen Phasen der Unternehmensgründung mit dem Ziel, die Projektrealisierung im Bezug auf die Projektidee, Finanzierung, Marktakzeptanz und Machbarkeit zu überprüfen und damit den Zeitraum von der Idee bis zur Unternehmensgründung deutlich zu verkürzen. Neben der Bereitstellung eines Büroraumes steht den potenziellen Gründern das gesamte Infrastruktur-, Service- und Beratungspaket der fünf Zentren zur Verfügung. Initiiert wurde das Projekt PINC im Rahmen des Projektes GCUR, das jungen Wissenschaftlern den Weg in die Selbständigkeit erleichtern soll.

Nachweislich haben das TechnologieZentrumDortmund und der TechnologieParkDortmund laut einer Studie des Centrums für angewandte Wirtschaftsforschung Münster aus dem Jahr 2008 weitreichende regionalwirtschaftliche Effekte, die sich u. a. folgendermaßen darstellen: Die 280 Unternehmen im TZDO und angrenzenden TPDO sorgen weit über die Stadtgrenzen hinaus für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Damit hängt von jedem der über 8.500 Beschäftigten in TZDO und TPDO ein weiterer Arbeitsplatz ab. Somit sind direkt und indirekt über 16.000 Arbeitsplätze in ganz Deutschland – davon rund 11.500 in der Region – mit dem Erfolg der Dortmunder Technologieunternehmen verknüpft. Die fiskalischen Effekte spülen der Stadt jährlich rund 20 Mio. € in die Kassen. Auf die Betriebe im TechnologieParkDortmund ist bis 2008 national und regional eine Bruttowertschöpfung von über 900 Mio. Euro zurückzuführen. Zudem hat jeder einzelne Euro öffentlicher Investitionen über die Jahre durchschnittlich sieben Euro private Investitionen an den Standort gebracht.

Ein erfolgreiches Konzept feierte somit zu Recht im Mai 2010 sein 25-jähriges Jubiläum und wird auch zukünftig nicht müde, seine Fühler nach vielversprechenden technologischen Zukunftsmärkten auszustrecken. Die nächsten Ziele liegen in den Bereichen Elektromobilität und dem bereits in der Realisierung befindlichen Logistik Campus Ruhr. Starke Partner aus dem wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld bilden hierzu in bewährter Tradition den Rahmen.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2007, Aktualisierung 2010