Der Alme-Radweg

01.01.2013 Meinolf Rohleder

Inhalt

Zu den Vorhaben, die auf der Grundlage des EU-Programms LEADER im Zeitraum 2007–2013 gefördert wurden (s. Beitrag Rohleder), gehören auch der Ausbau und die Vermarktung von Radwegen. Damit sollen touristische Potenziale im ländlichen Raum umfassender erschlossen und genutzt werden.

Dieser Gedanke wurde in allen zehn LEADER-Regionen im westfälischen Raum aufgegriffen und praktisch umgesetzt. Im Folgenden soll der Alme-Radweg vorgestellt werden.

Abb. 1: Verlauf des Alme-Radwegs mit Sehenswürdigkeiten (Auswahl)(Quelle: eigener Entwurf)

Kooperationsvereinbarung benachbarter LEADER-Regionen

Das gemeinsame Kooperationsprojekt der benachbarten LEADER-Regionen "Südliches Paderborner Land" und "Hochsauerland" beinhaltete die gemeinsame Erstellung eines Flyers zum bestehenden Alme-Radweg. Damit soll die Vermarktung des attraktiven Radweges verbessert werden. Zwar gibt es, bedingt durch die räumliche Nähe, viele Anknüpfungspunkte und zahlreiche historische Verbindungen – nicht zuletzt durch die katholisch geprägten Traditionen. Aber durch die bestehenden Kreisgrenzen (früher Landkreise Brilon und Büren, heute Hochsauerlandkreis und Kreis Paderborn) sowie die Zugehörigkeit zu verschiedenen Regierungsbezirken blieb der bisherige Austausch gerade bei der Förderung touristischer Angebote eher sporadisch. Daher war es konsequent, gemeinschaftlich ausgerichtete Maßnahmen und Projekte zu entwickeln und umzusetzen, um somit eine zukunftsorientierte und nachhaltige Entwicklung des ländlichen Tourismus in den beteiligten Regionen zu fördern und langfristig zu unterstützen.

Im Juni 2009 kam es zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen den Lokalen Aktionsgruppen der beiden Regionen unter Einbeziehung der betroffenen Kommunen Brilon, Büren und Bad Wünnenberg. Neben der gezielten Vermarktung des Alme-Radwegs wurden weitere Projekt-ideen angedacht, u.a.:

  • Schaffung eines touristischen Angebotes zur Almetalbahn,
  • touristische Inwertsetzung der Almequellen,
  • Verbesserung des ÖPNV-Angebotes,
  • touristische Erschließung der historischen Salzhandelswege,
  • Schaffung einer Bogensportregion Sauerland/Eggegebirge/Teutoburger Wald (vorhandene Anlagen u.a. in Brilon, Marsberg, Wille-badessen).
Abb. 2: Quellenteich der Alme (Foto: Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH)

Der Alme-Radweg – eine Kurzbeschreibung

Der knapp 70 km lange Radweg verbindet den nordöstlichen Teil des Hochsauerlandes mit dem Paderborner Land. Er beginnt in der alten Hansestadt Brilon und endet bei Schloß Neuhaus, der ehemaligen Residenz der Erzbischöfe von Paderborn. Er folgt ab dem Briloner Ortsteil Alme dem gleichnamigen Fluss von seinen Quellen auf dem 59 km messenden Verlauf bis zur Mündung in die Lippe (Abb. 1).

Neben den Gebieten der Städte Brilon und Paderborn durchfließt die Alme dabei die ehemalige Kreisstadt Büren (2012: 21.600 Ew.) sowie Gebiete der Gemeinde Borchen (2012: 13.100 Ew.) und der Stadt Salzkotten (2012: 24.500 Ew.). In Ringelstein kreuzt er die beiden überregional bedeutenden Wanderwege "Sauerland-Waldroute" und "Sintfeld-Höhenweg" (s. Beitrag Rohleder).

Abb. 3: Burgruine Ringelstein (Foto: Stadt Büren)

Die Almequellen

Die Quellen der Alme bei Oberalme bilden mit ihren mehr als 100 Einzelflüsschen eine der stärksten und saubersten Quellschüttungen in Deutschland. Dabei markiert der Quellenteich der Alme (Abb. 2), in dem die einzelnen Zuflüsse im Wesentlichen zusammen kommen, den Nordrand der wegen des mit einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern anstehenden Massenkalks stark zerklüfteten Briloner Hochfläche.

Die heutige Anlage des Quellenteiches ist aber keineswegs natürlich zustande gekommen. Vielmehr wurde der Abfluss der Quellen unterhalb des jetzigen Teiches aufgestaut und durch einen Graben der damaligen Papierfabrik in Alme zugeleitet. Durch das kühle und kalkige Wasser konnte sich eine subarktische Reliktgesellschaft mit dem Pyrenäen-Löffelkraut bilden und aus der letzten Kaltzeit an diesem Standort bis heute überdauern. Es ist das mit Abstand am nördlichsten gelegene Vorkommen dieser Pflanze in Deutschland (Hölmar 2007).

Bis auf wenige Ausnahmen wurden für die Schüttung der 104 Quellen Werte zwischen 154 l/s bis 189 l/s ermittelt. Die über das Jahr konstante Wassertemperatur schwankt zwischen 8,2–11,4 °C bei den einzelnen Quellen. Die Geologen gehen daher davon aus, dass die Almequellen von mehreren Grundwasserströmen gespeist werden, die in voneinander getrennten Kluft- und Röhrensystemen fließen.

Abb. 4: Nieder- und Mittelmühle in Büren (Foto: Stadt Büren)

Burgruine, Mühlen und ländliche Herrschaftshäuser

Der Radweg folgt weiter dem Lauf der Alme, an deren Ufer die Almetalbahn von Brilon nach Paderborn gebaut wurde. Auch heute sind Fahrten mit einem historischen Schienenbus aus dem Jahr 1960 von Brilon zu bestimmten Haltepunkten, z.B. zum Waldbahnhof Ringelstein, möglich. Dieser Standort kann als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten genutzt werden. Nicht weit entfernt liegt mit Siddinghausen (Stadt Büren, 03/2012 1.016 Ew.) eines der ältesten Dörfer im Paderborner Land. Bereits 799 soll hier eine hölzerne Kirche errichtet worden sein (ww.siddinghausen-online.de).

Attraktion ist aber die über dem Almetal liegende Burgruine Ringelstein (Abb. 3). Seit 2005 finden hier umfangreiche Grabungen statt, ferner wird die Ruine fortlaufend restauriert. Im Dreißigjährigen Krieg war die ehemalige Burg Schauplatz zahlreicher Hexenprozesse.

Damit ist der Radtourist in der Stadt Büren mit ihren zahlreichen Baudenkmälern angekommen:

  • die Jesuitenkirche, eine der prächtigsten Baudenkmäler des Barock in Westfalen,
  • die Wewelsburg, die einzige Dreiecksburg Deutschlands mit dem Historischen Museum des Hochstifts Paderborn und der Sonderausstellung zur ideologischen Instrumentalisierung und Nutzung während der nationalsozialistischen Herrschaft sowie
  • die Mittelmühle. Diese 750 Jahre alte Steinmühle ist als ältestes weltliches Bauwerk Bürens anzusehen. Sie ist heute ein Museum "zum Anfassen". Die unmittelbar benachbarte Niedermühle wurde zu einem Ort für Kulturveranstaltungen ausgebaut (Abb. 4).
Abb. 5: Malinckrodthof (Foto: Gemeinde Borchen)

Der Mittellauf der Alme unterhalb von Ahden bis Borchen, der im stark verkarsteten Kalkgestein des Turon liegt, fällt im Sommer häufig trocken. Waldbereiche treten in Richtung Borchen allmählich zurück und weichen nunmehr den durch die Landwirtschaft genutzten Arealen (80% Ackerland, 20% Grünland; vgl. Gewässersteckbrief Alme).

Im Ortsteil Nordborchen lohnt ein Abstecher zum Malinckrodthof, einem um 1684/86 errichteten herrschaftlichen Fachwerkgebäude (Abb. 5). Die aus Bruchsteinmauern eingefasste Gräfte und sehenswerte Garten- und Parkanlagen runden dieses beispielhafte idyllische Ensemble ab.

Der Radweg führt nun westlich an Paderborn vorbei und endet am Schloß Neuhaus, der im Stil der Weserrenaissance errichteten Residenz der Paderborner Fürstbischöfe.

Fazit

Der Alme-Radweg wird als eine der schönsten Radrouten in NRW bezeichnet. Er beweist, dass es möglich ist, Mittelgebirgsregionen wie die Briloner Hochfläche ebenso für den Radtourismus zu erschließen wie üblicherweise die eher ebenen Gebiete (etwa das süd- und westliche Umland von Paderborn).

Das LEADER-Programm ermöglichte so eine fruchtbare Kooperation über kommunale und Kreisgrenzen hinweg für ein Projekt, das zur Stärkung eines sanften Tourismus in diesem ländlichen Raum beiträgt.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2013